Zuerst war es eine Zeitungskolumne, dann ein Romanbestseller, nun kommt der abendfüllende Film: «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» von Thomas Meyer (43) hat sich trotz – oder wegen? – seines sperrigen Titels 100'000-Mal als Buch verkauft. Es ist die Geschichte des frommen Juden Motti Wolkenbruch, der sich in eine Schickse verliebt, wie eine Nichtjüdin auf Jiddisch heisst. Inspirieren liess sich Meyer dazu vom realen Geschehen im Zürcher Kreis 3, einer Hochburg der orthodoxen Gemeinschaft.
Im Kreis 3 wird ab Spätsommer auch gedreht. Regisseur ist Michael Steiner (47, «Grounding», «Mein Name ist Eugen»). Der Auftrag von Turnus Film kommt für Steiner im richtigen Moment: Fünf Jahre sind seit seinem letzten Film «Das Missen Massaker» vergangen. Ein Projekt über die Geschichte der Berner Taliban-Geiseln Daniela Widmer (34) und David Och (37) liegt auf Eis, weil die endgültige Finanzierung noch nicht steht.
«Auch ich bin gegenüber den Orthodoxen ein Aussenstehender»
«Es ist schön, den grössten Teil des Films in Zürich drehen zu können. Einige Szenen werden danach noch in Tel Aviv aufgenommen», sagt Steiner. Der Erfolgsregisseur hat über zehn Jahre selber im Kreis 3 gewohnt. Doch ebenso wie Thomas Meyer kennt er die jüdische Gemeinschaft nur von aussen. «Es ist eine in sich geschlossene Welt mit ganz eigenen Regeln«, sagt Bestsellerautor Meyer, der für das Magazin des SonntagsBlicks auch Kolumnen schreibt. Zwar ist er Jude, aber nicht im mindesten religiös: «Auch ich bin gegenüber den Orthodoxen ein Aussenstehender», erklärt er.
Emotionen auf die Leinwand transportieren
Ohnehin sei die Handlung frei erfunden, keineswegs eine Dokumentation mit Realitätsanspruch. «Ich wollte einfach eine amüsante, herzerwärmende und gleichzeitig nachdenkliche Geschichte erzählen», so Meyer. Für Michael Steiner besteht die Herausforderung darin, dass sein Film dem Buch gerecht wird: «Das Wichtigste ist, die Emotionen dieser Geschichte auf die Leinwand zu transportieren.»
Wie die jüdische Gemeinschaft im Zürcher Kreis 3 auf die Filmarbeiten reagiert, ob echte Orthodoxe gar als Statisten mitwirken, sei schwer abzuschätzen. «Die Angst, falsch dargestellt zu werden, ist unter Juden gross», sagt Meyer. «Und das ist auch verständlich.»
Die Haltung des Films sei aber auf jeden Fall versöhnlich und amüsiert.