Grosser Ärger ums Testament! Am 21. März jährt sich der Todestag des berühmten Luzerner Kunstmalers Hans Erni (†106). Doch von «Ruhe in Frieden» kann in seinem Fall nicht die Rede sein. Erstmals äussert sich seine älteste Tochter Simone Erni (69) zum Erbstreit.
Sie habe nie gewollt, dass es so weit komme, sagt die Luzerner Malerin. Aber jetzt bleibe ihr nur noch der Gang vor Gericht. «Das wird dem Ruf meines Vaters schaden», sagt sie traurig. «Aber es gibt keine andere Lösung.» In den letzten neun Monaten habe sie versucht, mit der Familie eine Einigung zu finden – vergeblich. «Geht es nach dem Willen meiner Stiefmutter, soll ich leer ausgehen», erklärt sie.
Simone Erni kämpft um ihr Recht und ihren Anteil, wie sie sagt. Schliesslich gehe es um ein Vermögen von rund 100 Millionen Franken. Darunter zahlreiche Immobilien, Kunstwerke und Wertgegenstände.
Der Kampf kostet die fast 70-jährige Frau viel Kraft. «Es ist alles sehr emotional. Extrem war der Moment, als ich erfuhr, dass ich fürs Erbe nicht vorgesehen bin.»
Das sei ungefähr ein Monat nach dem Tod des Vaters gewesen. Sie und ihr Mann Raphael Fornara-Erni (59) hätten sich darüber gewundert, dass sie von niemandem kontaktiert wurden. Deshalb fragten sie beim Teilungsamt der Stadt Luzern nach. «Und dort eröffnete man mir, dass ich nicht auf der Liste stehe. Das war richtig schlimm. So etwas hätte ich nie erwartet.»
Als Tochter stünde Simone Erni ein Pflichtteil zu. Im aktuellen Fall wären das 18,2 Millionen Franken. «Leider ist das bei mir nicht so. Mein Vater hat mich über den Tisch gezogen – und das bereits 1979», sagt sie. «Ich war zu naiv, um zu begreifen, was für ein Papier ich unterschrieb.»
Dann erzählt die Künstlerin, wie sie aus ihrer Sicht um ihr Erbe betrogen wurde: Es war kurz vor der Eröffnung des Hans-Erni-Museums in Luzern. «Mein Mann und ich hatten durch den Verkauf einer Liegenschaft eine Steuerschuld von 120'000 Franken. Mein Vater fürchtete Negativ-Schlagzeilen. Er gab uns 200'000 Franken, drängte mich aber, eine Verzichtserklärung zu unterschreiben. Mir war nicht klar, dass ich damit auf alles verzichtete.»
Für Simone Erni liegt die Schuld bei ihrer Stiefmutter Doris Erni (89). «Für sie war ich immer ein Störfaktor. Ich erlebte die Aschenputtel-Geschichte am eigenen Leib.» Selbst am Totenbett des Vaters sei es zum Streit gekommen. «Ich war nicht erwünscht und konnte mich nicht einmal richtig von ihm verabschieden.» Hans Ernis Witwe war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Im Andenken an ihren Vater, der sich immer für den Frieden einsetzte, reicht die Tochter ihrer Stiefmutter die Hand. «Ich wünsche mir, dass wir uns an einen Tisch setzen können. Und in Ruhe über alles sprechen.»