Enormes Informationsbedürfnis
Corona-Krise beschert SRF Traumquoten

In unsicheren Zeiten vertrauen die Menschen in ganz Europa auf die Informationen von öffentlich-rechtlichen TV- und Radiosendern, wie eine Studie der European Broadcasting Union zeigt. Beim SRF lässt sich der Zuspruch am besten mit den «Tagesschau»-Quoten belegen.
Publiziert: 14.04.2020 um 23:02 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2020 um 14:10 Uhr
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Vertrauenerweckend: «Tagesschau»-Moderator Franz Fischlin im Einsatz.
Foto: SRF/Oscar Alessio
Peter Padrutt und Jean-Claude Galli

Kaum je seit 9/11 war das Interesse der Menschen an sachlichen News so gross wie jetzt. Und damals wie heute zeigt sich: Öffentlich-rechtliche Medien geniessen in solchen Phasen verstärkt Akzeptanz und Vertrauen. Das beweist auch SRF. Die Einschaltquoten stiegen seit Ausbruch der Corona-Krise vor allem bei den Nachrichten. Eindrücklichstes Beispiel ist die Hauptausgabe der «Tagesschau». Am 12. März wurde erstmals die Millionenmauer durchbrochen, am 15. und 19. März kratzte man mit Marktanteilen von über 70 Prozent gar an der Marke von 1,5 Millionen Zuschauern. Von Mitte März bis Ostern betrug der Schnitt 1,247 Millionen. Aber auch private Newsportale wie beispielsweise Blick TV verzeichnen auffällig höhere Werte.

«Diese Zahlen belegen, dass das Informationsbedürfnis der Bevölkerung enorm ist», sagt SRF-Chefredaktor Tristan Brenn (55). Und der Tenor der Zuschauer sei überwiegend positiv. «Man attestiert uns einen guten Umgang mit dem Thema, man schätzt unsere Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit.»

SRG-Direktor spricht von «sicheren Häfen»

Einen ähnlichen Quotenanstieg verzeichnen auch die öffentlich-rechtlichen Stationen in Deutschland und Österreich. So schalteten in den letzten Wochen in Spitzenzeiten bis zu 17 Millionen Deutsche die «Tagesschau» ein. Eine aktuelle Untersuchung der European Broadcasting Union für die ersten beiden März-Wochen 2020 liefert einen europaweiten Überblick, welcher illustriert, dass die öffentlich-rechtlichen Sender in sämtlichen Ländern signifikant Marktanteile gewonnen haben. SRG-Direktor Gilles Marchand (58) sagt: «Auch wenn die Lage ernst ist, gibt es einige sichere Häfen. Der öffentliche Dienst mitsamt seinen Medien gehört definitiv dazu. Dies scheint mir eine der wichtigsten Lehren aus dieser beispiellosen Krise zu sein.»

Moderatoren werden im besten Fall zu «Mitbewohnern»

Eine nicht unwichtige Rolle zur Vermittlung dieser Sicherheit kommt den News-Sprecherinnen und Sprechern wie Angélique Beldner (44) oder Franz Fischlin (57) zu. Der Medienwissenschaftler Heinz Bonfadelli (71) sagt: «Dass die ‹Tagesschau› gerade in Zeiten von Corona so wichtig ist, hängt vermutlich von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen ist sie nach wie vor für viele und aktuell sogar für die meisten so etwas wie ein Ritual: Man schaltet jeden Abend ein, um sich über das laufende Geschehen zu informieren. Kommt hinzu, dass die unaufgeregte, professionell-ausgewogene Information sehr glaubwürdig wirkt. Das hängt auch von den Moderatoren ab, die ruhig und kompetent rüberkommen und im besten Fall zu so etwas wie Mitbewohnern werden.»

«Es ist unser Job, professionell zu informieren»

Zwingend dazu gehört eine strenge Qualitätskontrolle. Tristan Brenn sagt: «Wir publizieren nur, was von vertrauenswürdigen Quellen kommt, also von ausgewiesenen Spezialisten, von der Weltgesundheitsorganisation, aber auch von unseren eigenen Fachredaktionen.»

Selber auf die Schulter klopfen will sich das SRF in Anbetracht der Traumquoten bewusst nicht. «Eigenlob in einer Zeit, wo viele Menschen grosses Leid erfahren, ist unangebracht», sagt Brenn. «Es ist unser Job, gerade in Krisensituationen möglichst professionell zu informieren. Wenn es uns gelingt, umso besser. Das Publikum kann sich da selber eine Meinung bilden.»

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