Liebe Leserinnen und Leser
Leider bin ich kein Prophet, der Ihnen sagen kann, wo Ihre Chancen im neuen Jahr liegen. Am besten erst einmal meine zehn «Gebote» einhalten und stets neugierig bleiben. Ja, anderen gute Ratschläge geben, das ist einfach. Ich selbst bleibe meinem Motto «Schaffe und gsund bliibe» treu und werde mit viel Arbeit ins neue Jahr starten, denn Mitte April feiere ich im Theater Fauteuil in Basel Premiere mit meinem neuen Programm «Alles Emil, oder?!». Ich befinde mich mitten in der Textarbeit, und was für mich immer das Schlimmste ist, das Auswendiglernen steht mir noch bevor. Aber wenn ich dann mal auf der Bühne stehe und Ihre Lacher höre, machts richtig Spass.
1. Das Feuerwerk in sich zünden
Ich würde mit einer Tischbombe anfangen. Aber zuerst müsste ich in mir aufräumen und alle inneren Organe ein bisschen zur Seite schieben, damit sie unversehrt bleiben. Dann mit einer langen Zündschnur die Bombe zünden. Die Spannung steigt. Ein lauter Knall. Und jetzt schnell sein und das herausfischen, was einen am meisten vorwärtsbringt.
2. Weg mit dem Kater
Kommt denn so ein Kater nur vom Alkoholkonsum? Oder ist er nicht vielmehr eine Mischung aus Frustration und Selbstvorwürfen? Habe ich gestern zu laut geredet? Heikle Sachen ausgeplaudert? Wo war ich überhaupt … und mit wem? Da hilft nur eines: Schuhe anziehen und den neuen, geschenkten Seidenschal umhängen und raus aus der Wohnung an die frische Luft oder ab ins Kino. Ein Film wie «Zwitscherland» bringt Sie sofort auf andere, gesündere Gedanken.
3. So gehts mit guten Vorsätzen
Die letztjährigen Vorsätze einfach saldieren, das Resultat auf ein frisches Blatt übertragen, ein paar neue, mutige Vorsätze dazugeben, zusammenzählen und das Total in der Schlussbilanz einsetzen. Und den ewig gleichen, alljährlichen Vorsatz-Minusposten mal in die Reserven buchen oder am besten gleich zu 100 Prozent abschreiben.
4. Schlank bleiben
Das ist ganz einfach. Wichtig ist, die Küche total umzugestalten. Nur so können Sie auch Ihre Essgewohnheiten ändern. Die Dessertteller und die Weingläser ins höchste Regalfach, ganz nach hinten stellen. Den guten Käse und die Salami im Kühlschrank im untersten Fach unter all den anderen Lebensmitteln vergraben. Und am besten gleich noch die Türe zur Küche so verschmälern, dass Sie nur noch mit Ihrer Wunsch-Körper-Fülle eintreten können.
5. Weg vom Nikotin
Das Übel fängt schon im Kiosk an. Es wäre doch die Aufgabe der Kioskfrau, die Menschen vor dem Nikotin zu schützen. Sie sollte ihre Kunden konsequent nach dem Alter fragen, immer den Ausweis verlangen und verschmitzt die Bemerkung fallen lassen, dass sie den Hausarzt des Zigarettenkäufers kenne. Wichtig wäre auch die Bemerkung, dass der Kunde auch schon besser ausgesehen habe. Zur Abschreckung öffnet sie am besten noch ein Fotoalbum all ihrer bereits an Krebs verstorbenen Kunden. Die Warteschlange wird immer länger. Irgendwann reicht es dem vergiftetsten Raucher und er geht, ohne seine geliebten Glimmstengel gekauft zu haben.
Emil Steinberger kam am 6. Januar 1933 in Luzern zur Welt. Nach einer Ausbildung zum Postbeamten besuchte er ab 1960 die Luzerner Schule für Gestaltung und wurde Grafiker. Ab den 1970er-Jahren erlangte er mit seinen TV-Sketches als Emil im ganzen deutschsprachigen Raum grosse Popularität. 1999 heiratete er seine zweite Frau Niccel Kristuf, die beiden leben zurzeit in Basel.
Emil Steinberger kam am 6. Januar 1933 in Luzern zur Welt. Nach einer Ausbildung zum Postbeamten besuchte er ab 1960 die Luzerner Schule für Gestaltung und wurde Grafiker. Ab den 1970er-Jahren erlangte er mit seinen TV-Sketches als Emil im ganzen deutschsprachigen Raum grosse Popularität. 1999 heiratete er seine zweite Frau Niccel Kristuf, die beiden leben zurzeit in Basel.
6. Sport im Treppenhaus
Es geht nichts über das tägliche Treppenhausrennen. Das hat sich bewährt und wird immer bekannter. Da kann kein Fitnessgerät mithalten. Die Herzmuskel-Aktivität steigt, je nachdem ob man zwei oder vier Stufen miteinander nimmt. Die Atemtechnik kann mit keinem anderen Gerät so gut dosiert werden. Hardliner nehmen noch zwei Sixpacks Wasser mit auf die Treppenbesteigung. Der gelegentliche Boxenstopp und Schwatz bei einem der anderen Hausbewohner steigert die Moral, und danach springt man wie ein junges Reh die letzten Etagen hinauf. Und auf der Zielgeraden wartet schon lächelnd der Partner und fragt: «Liebling, kannst du noch den Müll runterbringen?»
7. Humor frisch halten
Seien Sie misstrauisch gegenüber Lachern aus der Konserve. Da sind meistens zu viele Konservierungsstoffe drin. Wie wärs damit, selber mal lustig zu sein und nicht immer den sogenannten Spezialisten, den Komikern, Humoristen, Comedians und Politikern das Feld zu überlassen? Beginnen Sie doch damit, am Morgen mal ganz anders als gewöhnlich in den Spiegel zu schauen. Haben Sie schon einmal ausprobiert, wie viele verschiedene Gesichter Sie zustande bringen und am Arbeitsplatz einsetzen könnten? Damit bringen Sie sogar Ihren Chef zum Lachen.
8. Ein Strüüssli für die Liebe
Immer wieder Blumen bringen, in allen Variationen. Geschnittene, getopfte, gestohlene, frisierte, verzüchtete ... egal, es sollen einfach Blumen sein. Schon die Übergabe macht Freude. Nur nicht via Briefkasten, das sollte man wissen. Immer daran denken, das noch feuchte Verpackungspapier abzunehmen und im Briefkasten des Nachbarn zu entsorgen. Also, immer wieder es Strüüssli heimbringen, auch wenn es der Geliebten langsam zu viel wird. Konsequent sein macht Eindruck.
9. Glück bestellen
Glück kann man nicht kaufen. Glück muss man haben, egal, wie dick oder dünn der Geldbeutel ist. Eigentlich sollte es neben dem Pizzakurier auch einen Glückskurier oder Glücksbringer geben, bei dem man rund um die Uhr anrufen kann, wenn man ein Stück Glück braucht. Am besten bestellt man gleich «Glück quattro stagioni», dann ist man für ein Jahr lang happy.
10. Flexible Karriereleiter
Ich denke, dass sich Strickleitern besser für den beruflichen Aufstieg eignen. Wenn es mit der einen Karriere nicht geklappt hat, muss die Berufslaufbahn noch nicht beendet sein. Für den Neuanfang ist so eine Strickleiter sehr geeignet, denn sie ist flexibler, anpassungsfähiger und noch dazu rostfrei. Sie kann auch nicht umfallen oder angesägt werden und man kann an ihr weiter stricken, wenn sie einem noch nicht hoch genug ist.
Ich wünsche Ihnen viel Glück fürs neue Jahr! Herzlich, Emil
Kabarettistischer Silvester mit Emil am 31. Januar auf SRF 1 um 18.15 Uhr: «Emil – 10 Tipps zum Jahreswechsel». Emil auf Französisch gibts am 4. Januar auf TSR 2 um 21 Uhr: «Emil – Encore une fois!»