Einheimisches Musikschaffen
Die Hit-Karte der Schweiz

Ehret einheimisches Schaffen! Die Schweizer nehmen sich das zu Herzen – Musik von hier wird immer beliebter und kann sich auch gegen internationale Konkurrenz behaupten. Aber woher genau kommen die Hit-Macher?
Publiziert: 12.02.2016 um 18:50 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:12 Uhr
Gabi Schwegler (Text), Raphael Röthlin und Priska Wallimann (Infografik)

Es ist das Gefühl von Heimat, von Gemeinschaft, von Sicherheit – die ersten Takte eines Liedes zu hören und ganz genau zu wissen, wie es weitergeht. Zu «Chihuahua» mit dem Hintern zu wackeln, bei Liebeskummer «Heaven» aufzulegen und zu heulen, beim Après-Ski den Schümli-Pflümli zu «Bella Vita» zu kippen.

DJ Bobo (48), Gotthard und DJ Antoine (40) sind die drei erfolgreichsten einheimischen Künstler auf der ewigen Bestenliste der Schweizer Hitparade seit 1968. Die drei waren mit ­ihren Alben und Singles am längsten auf den besten Plätzen vertreten.

Aktuell sind die Schweizer Albumcharts wieder fest in Schweizer Hand: Der Berner Oberländer Trauffer (36) steht mit «Heiterfahne» an der Spitze vor der Emmentaler Band ­Shakra mit «High Noon». Dass die beiden Spitzenreiter aus dem Kanton Bern kommen, ist kein Zufall. Das zeigt ein Blick auf die Schweizer Karte: Von allen Kantonen liefert Bern die meisten Hit-Giganten auf der ewigen Bestenliste.

Am Anfang des Aufstiegs des Mundartpops steht der Troubadour Mani Matter († 36). «Er ist der Übervater, weil er als Erster gezeigt hat, dass man im Dialekt singen kann», sagt Musikjournalist Bänz Friedli (50). «Polo Hofer hat das aufgenommen und früh gespürt, wie man den Mainstream trifft.» Sein «Kiosk» sei eigentlich ein Bünzlilied, in dem er die bürgerliche Sicht eingenommen habe. «Wer in einem kleinen Land wie der Schweiz einen kommerziell erfolgreichen Hit landen will, muss nicht die Musikkritiker und die urbane Elite überzeugen, sondern die Mehrheit. Gölä ist das beste Beispiel dafür.»

Ein Faktor sei der Dialekt, «dieses gemütliche und freundliche Berndeutsch», sagt Friedli. «Jahrzehntelang konnte man ‹I ha di gärn› nur auf Bärndütsch singen.» Den Erfolg aber alleine dem lieblichen Dialekt zuzuschreiben, greift zu kurz. Der Bündner Dialekt schwingt in Beliebtheitsumfragen genauso obenauf – und trotzdem haben es nur gerade zwei Vertreter aus Graubünden auf die Top-100-Liste geschafft: Die Brüder-Band 77 Bombay Street und Rapper Gimma (35).

Zum einen ist das pure Statistik: Weil es viel mehr Berner und Zürcher als Bündner gibt, gibt es mehr Musiker in diesen Kantonen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass es ­einer von ­ihnen nach oben schafft. Zum anderen sind die Rahmenbedingungen entscheidend. «Bereits in den 80er-Jahren förderte die Stadt Bern die Popmusik und war damit vielen vo­raus», sagt Frank Hänecke (58), der 1991 als Erster eine Disserta­tion über Schweizer Rock und Pop schrieb und deshalb den Übernamen «Dr. Rock» erhielt.

Mit Polo Hofer (70) hatten die Berner Musiker früh eine Identifikationsfigur, die vorlebte, dass man in der Schweiz als Musiker finanziell Erfolg haben kann. «Und der Zusammenhalt in der Berner Szene war und ist überdurchschnittlich gross», erklärt Hänecke. Rock-Chansonnier Stephan Eicher (55) nahm zum Beispiel die noch unbekannte Band Patent Ochsner mit auf Tour.

Letztes Jahr schafften es elf Alben von Schweizern auf Platz 1 der Charts – unter ihnen Baschi (29) und Sophie Hunger (32). Früher sei man einheimischen Bands eher mit Naserümpfen begegnet, sagt Hänecke. «In der ­aktuellen globalen Krise und der ­Debatte um den Platz der Schweiz in Europa gibt es eine Rückbesinnung aufs eigene Land und hiesige Musiker.»

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So wurde bewertet

Seit 1968 gibt es in der Schweiz eine Single-Hitparade, seit 1983 die Albumcharts. Hitparade.ch hat für die ewige Bestenliste die Platzierungen in den Charts bewertet: Platz 1 zählt 100 Punkte, für Platz 2 gibts 99 Punkte – für Platz 100 noch 1 Punkt. Basis sind Verkäufe und Downloads, Streamingdienste wie Spotify werden erst seit kurzem bei den Singles mitgezählt. BLICK hat die Künstler auf der Karte da platziert, wo sie ihren musikalischen Schaffensmittelpunkt hatten und haben. Die beiden eingebürgerten Stars Tina Turner und Udo Jürgens sowie vier geografisch nicht klar verortbare Ensembles wie Musicstars sind nicht auf der Karte zu finden. Lesebeispiel: DJ Bobo aus Kölliken AG war 941 Wochen in den Charts – 18 lange Jahre! – und schaffte es mit sechs Alben und drei Singles auf Platz 1.

Seit 1968 gibt es in der Schweiz eine Single-Hitparade, seit 1983 die Albumcharts. Hitparade.ch hat für die ewige Bestenliste die Platzierungen in den Charts bewertet: Platz 1 zählt 100 Punkte, für Platz 2 gibts 99 Punkte – für Platz 100 noch 1 Punkt. Basis sind Verkäufe und Downloads, Streamingdienste wie Spotify werden erst seit kurzem bei den Singles mitgezählt. BLICK hat die Künstler auf der Karte da platziert, wo sie ihren musikalischen Schaffensmittelpunkt hatten und haben. Die beiden eingebürgerten Stars Tina Turner und Udo Jürgens sowie vier geografisch nicht klar verortbare Ensembles wie Musicstars sind nicht auf der Karte zu finden. Lesebeispiel: DJ Bobo aus Kölliken AG war 941 Wochen in den Charts – 18 lange Jahre! – und schaffte es mit sechs Alben und drei Singles auf Platz 1.

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