Ganz zuletzt gab sie ihm einen Kuss, bevor er für immer die Augen schloss. Vor einem Monat verlor Romy Schneider (78) nach 52 Ehejahren ihre grosse Liebe, den Volksschauspieler Jörg Schneider († 80). «Die letzten Wochen vor seinem Tod waren sehr schwer», sagt die Witwe traurig. «Ich musste zusehen, wie das Leben immer mehr aus ihm wich. Es gab viele Momente der Hilflosigkeit.»
Am 22. August ist der Schauspieler an den Folgen seiner Krebserkrankung gestorben. Daheim, in seinem vertrauten Umfeld. «Darum hatte er mich gebeten, ich musste es ihm versprechen», sagt Romy Schneider. «Am Ende durfte er ohne Schmerzen gehen, einfach einschlafen. Dafür bin ich dankbar.» Die Wohnung in Wetzikon ZH war seit fünf Jahren ihr gemeinsames Zuhause. Jetzt lebt Schneider, die seit einer Rückenoperation querschnittgelähmt ist, alleine hier. Nur dank guter Betreuung ist ihr das möglich. Fällt es ihr schwer, in der Wohnung zu bleiben? «Nein, ganz im Gegenteil», sagt die Witwe entschieden. «Hier ist er immer noch bei mir. Ich spüre ihn und denke jeden Tag an Jörg. Und dieses Gefühl will ich so schnell nicht loslassen.» Sich der Trauer hinzugeben, dafür habe sie bisher keine Zeit gehabt. Und es wäre auch nicht im Sinn ihres Mannes gewesen. «Er wollte nicht, dass ich nur noch traurig bin, ich lebe weiter und versuche an kleinen Dingen Freude zu haben. Auch für ihn.»
Enorm stark und gefasst organisiert die Witwe die Hinterlassenschaft des Schauspielers und erfüllt ihm seine letzten Wünsche. «Er wollte kremiert werden», sagt sie. «Und er wollte auf keinen Fall, dass es irgendwo ein Grab gibt, um das sich irgendwann niemand mehr kümmert.» Deshalb ist die Urne noch bei Romy Schneider. «Mir gefällt der Gedanke, die Asche im Wald zu vergraben und dort einen Baum zu pflanzen. Aber entschieden habe ich das noch nicht.»
Romy Schneider will das Andenken an ihren Mann bewahren. Er, der als Kasperli drei Generationen zum Lachen brachte und als Schauspieler in vielen Rollen begeisterte, soll nicht in Vergessenheit geraten. «Ich fände es sehr schön, wenn eine Strasse oder ein Spielplatz nach ihm benannt würde», sagt Romy Schneider. «Das wäre schön! Er hat so viel gemacht für die Kinder und war immer sehr volksnah.» Jörg Schneider war Doppelbürger von Zürich und Wetzikon. Von den Gemeindebehörden habe sich bis jetzt aber niemand bei ihr gemeldet. «Das ist schade», sagt die Witwe.
Am 26. September können Freunde und Fans vom «Kasperli der Nation» Abschied nehmen. «Mein Mann wünschte sich eine schöne Abdankungsfeier in der Zürcher Fraumünsterkirche», sagt Schneider. «Jörg schenkte mir mein ganzes Leben lang Rosen. Bei der Feier nächsten Samstag schenke ich ihm die letzten Rosen.»