Eine Ode an die Freiheit
Menschen mit Kindern tun mir leid

People-Redaktorin Berit-Silja Gründlers hat keine Kinder, wollte nie welche und liebt ihr Leben. Eine Ode ans Ausschlafen, die Freiheit und die Konfrontation, der sich Frauen stellen müssen, wenn sie keine Mütter sein wollen.
Publiziert: 07.03.2024 um 21:11 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2024 um 23:37 Uhr
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Unternehmerin und Influencerin Xenia Tchoumi spricht darüber, dass ihr ihre Entscheidung, keine Kinder zu haben, oft verteidigen muss.
Foto: GC Images
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Berit-Silja GründlersRedaktorin People

Ja, es ist so: Höre ich von Eltern, die chronisch Schlaf- und Freizeitmangel haben, zu oft von den Viren ihrer Kinder flachgelegt werden und ständig mit klebrigen Essensresten beschmiert sind, fühle ich vor allem eines: Mitleid.

Bevor ich nun aber mit Mistgabeln und Fackeln durchs Dorf gejagt werde – ich mag Kinder, gewisse sogar sehr. Ich möchte nur keine eigenen haben und das wollte ich nie. Doch spätestens seit ich mit Anfang dreissig meinen Partner kennenlernte, muss ich mich für meinen Lebensentwurf rechtfertigen. Kinder zu wollen ist die Norm. Entscheidet sich eine Frau aber, kinderfrei zu leben, so fühlen sich viele berechtigt, mitzudiskutieren. Vor allem dann, wenn Frau liiert ist oder sich dem Ende des «gebärfähigen Alters» nähert. Dann wirds aber Zeit.

Meine Eltern dürfen um die Enkel trauern, die sie nie haben werden

Da wird bedeutungsschwanger auf den von Linsen geblähtem Bauch geblickt, umständlich angedeutet und manchmal auch ganz unverhohlen gefragt: «Wie sieht es denn aus bei dir?» Gut, danke. Ich plane meine nächste Reise, haue mein Geld für lustige Hobbys auf den Kopf und schlafe aus. 

Natürlich gibt es auch anspruchsvolle Momente als selbstbestimmt Kinderfreie: Der Wunsch meiner Familie nach Nachwuchs vom eigenen Kind, oder der Schwester, ist ein legitimer. Ich musste lernen, dass meine Eltern um die Enkel trauern dürfen, die sie von mir niemals bekommen werden. Und sie durften wiederum erfahren, wie ausgefüllt das Leben ihrer Tochter ohne Kinder ist. 

«Ich will keine Kinder – ich wollte sie nie haben»
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Xenia Tchoumi ganz ehrlich:«Ich will keine Kinder – ich wollte sie nie haben»

Kinderfreie Frauen sind weder frustriert noch egoistisch

Ein Kind, eine Schwangerschaft sind, glaubt man der breiten Meinung, ein Glücksfall. Ein selbstbestimmt kinderfreies Leben allerdings auch. Frauen, die sich gegen Nachwuchs entscheiden, müssen weder frustriert noch karrieregeil oder egoistisch sein. Und sie sind ganz bestimmt nicht weniger Frau.

All das sind aber Urteile, die über kinderfreie Menschen gefällt werden. Dabei ist es ein absolutes Unding, dass sich Unbeteiligte anmassen, darüber diskutieren zu dürfen, was im Unterleib und im Leben einer anderen Person vor sich geht. Oft fallen Sätze wie: «So eine Liebe erlebt man nur, wenn man Kinder hat.» Das kann sein – ist mir aber, wenn ich mich am Sonntagmorgen im Bett nochmal umdrehe, völlig egal. 

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