Bruno Ganz ist tot
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Er starb 77-jährig:Bruno Ganz ist tot

Ein Nachruf von alt Bundesrat Moritz Leuenberger
Wahre Grösse

Das Establishment hatte Bruno Ganz einst aus dem Land gejagt. Doch der grosse Schauspieler hat seinem Land verziehen – und es aktiv mitgestaltet.
Publiziert: 16.02.2019 um 22:27 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2019 um 23:08 Uhr
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Bruno Ganz (†77) ist tot.
Foto: Dukas
Moritz Leuenberger

Die Narben sind geblieben. Wenn der Zürichberg seine brodelnde Lava ausspeit, kann es mitunter brutal und für einige ganz unangenehm werden. Bruno Ganz hat erfahren, was Schweizerische, präziser gesagt, Zürcherische Politik bedeuten kann. Die damaligen Jagdszenen gegen die Equipe des Schauspielhauses richteten sich gegen eine ganze Generation, die sich an der Gestaltung unseres Landes beteiligen wollte. Eine in jeder Hinsicht erfolgreiche Arbeit wurde sabotiert, verfolgt und schliesslich verunmöglicht. In den 70er Jahren kam es am Schauspielhaus mit Peter Löffler, Klaus Völker, Jutta Lampe, Hanna Schygulla und Bruno Ganz zu einem politischen Aufbruch. Am Pfauen wurde schauspielerische Mitbestimmung geprobt, was zu einem Aufstand des einheimischen Establishments führte. Die engagierte Programmhefte wurden als marxistisch gebrandmarkt, eine eigentliche empörte Kulturzensur, wie sich Peter Bichsel ausdrückte, setzte ein. Es kam zu fristlosen Entlassungen.

2005 begegnen sich alt Bundesrat Moritz Leuenberger (l.) und Bruno Ganz am Solothurner Filmfestival.
Foto: KEYSTONE/Juerg Mueller

Bruno Ganz, der damals in der legendären Aufführung von Peter Stein den Tasso spielte, zeigte sich mit den damals Vertriebenen solidarisch und hat Zürich und der Schweiz vorerst mal den Rücken gekehrt. Er kam mit Amerika in Beziehung, mit Wim Wenders, er war in Lissabon, der weissen Stadt, in Venedig mit Tulpen und Brot, wohin er sich bis zu letzt immer wieder in seine Wohnung zurückzog.

Doch Bruno Ganz hatte die Grösse und die Kraft der Versöhnung. Er ist zurückgekommen zu uns und hat am Bild einer anderen Schweiz mitgearbeitet, vom Erfinder mit Kurt Gloor über den Nachtzug nach Lissabon, den grossen Kater, Gulias Verschwinden bis zum Alpöhi in Heidi. Dank ihm ist die Schweizerische Kulturszene und damit auch die Schweiz anders geworden. Mit Erfolg, denn selbst auf der Asche des Zürichberges ist eine politisch neue und fruchtbare Schicht entstanden. Eine Schweiz, deren Werte Kultur, Diskussionsbereitschaft und Offenheit bedeuten. Bruno Ganz ist einer der ganz Grossen, der daran mitgearbeitet hat. Dafür danken wir ihm.

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Bruno Ganz erlangte mit seiner Rolle als Adolf Hitler in «Der Untergang» 2004 grosse Bekanntheit.
Foto: DUKAS
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