Der grosse Clown über Flüchtlinge, Fussball und die Liebe
Wie Dimitri (†80) die Welt sah

Der grosse Clown ist tot. Für BLICK stellt sich Dimitri (†80) kurz vor seinem 80. Geburtstag ungewöhnlichen Fragen. Die reichten vom ersten Kuss und vielen Ohrfeigen bis hin zu Fussball und Flüchtlingen.
Publiziert: 20.07.2016 um 09:15 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 12:39 Uhr
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«Am liebsten werde ich am Herzen berührt. Es ist das Wichtigste.» Dimitri
Foto: Mirko Ries

Freude: Ich blicke auf sehr viele schöne Sachen zurück, die ich realisieren durfte. Ich habe ein Theater und eine Schule gegründet, in der junge Menschen fürs Leben lernen können.

Reue: Dass ich nicht mehr gelernt habe, als ich jung war. Besser tanzen, jonglieren, Musikinstrumente spielen, ich hätte gerne alles noch besser gekonnt. 

Wut: Es macht mich wütend, wie unmenschlich man sein kann, jetzt in der Flüchtlingsdebatte. Früher haben wir eine Familie aus Chile aufgenommen. Heute hätte ich leider nicht mehr die Kraft dazu. Es geht nicht nur darum, jemanden aufzunehmen, man muss sich um die Menschen kümmern.

Gehänselt: Wegen meiner Körpergrösse wurde ich gehänselt. Ich war immer der Kleinste in der Klasse und auch im Militär. Doch ich war auf meine Grösse von 1,62 Meter immer stolz und sagte stets, Napoleon war auch klein. Ich hätte auch Goethe nennen können, doch in der Rekrutenschule hätte niemand gewusst, wer das ist. 

Ohrfeigen: Die erste Klasse besuchte ich in Ascona, da hatten wir einen bösen Lehrer, der viele Ohrfeigen verteilte. Ich bin zwar immer verschont geblieben, doch es tat mir sehr weh, dies bei meinen Mitschülern erleben zu müssen.

2. Weltkrieg: Im Tessin haben wir nicht so viel mitgekriegt. Doch ich erinnere mich, dass mein Vater sehr gebannt Radio gehört hat. Hitlers Reden sind mir unvergessen geblieben. Auch, dass mein Vater immer sagte, man müsste ihn zehn Mal töten. Hitlers Stimme war sehr teuflisch, es ist mir kalt den Rücken runtergelaufen.

Flüchtlingsdebatte: Die Schweiz ist auf dem rechten Weg. Wenn sich Europa entschliesst, dass jedes Land entsprechend den Möglichkeiten prozentual Flüchtlinge aufnimmt, kann man des Problems Meister werden. Die Schweiz könnte dabei als Vorbild dienen – auch auf anderen Gebieten. Zum Beispiel gegen Genmanipulation, für biologisches Saatgut und das konsequente Abschaffen von AKW. 

Fussballfaszination: Ich habe wenig Verständnis dafür. Ich verstehe zwar, dass man Freude hat, wenn ein Club gewinnt. Auch die körperlichen Leistungen – schon fast akrobatisch – und die Goalie-Sprünge sind toll. Doch sehr traurig finde ich die Hooligans und Randalierer, die immer mehr Überhand nehmen. Das ist tragisch und macht den Fussball zum Antisport.

Beschwipst … war ich ganz selten, so mit zwanzig. Ich lebte bei Clown Maïss in Frankreich. Und wie es üblich war, gabs zum Abendessen ein oder zwei Gläsli Wein. Das habe ich ein paar Mal mitgemacht. Es brauchte immer ganz wenig und ich habe einen Lachkrampf gekriegt, konnte nicht mehr aufhören. Das ist lange her. Ich habe aber nie einen Joint geraucht oder sonst was genommen, das hätte mir auch mein Beruf verboten. 

Erster Kuss: Ich erinnere mich vage daran, da war ich etwa achtzehn. Es war ein schüchterner Kuss und dabei ist es geblieben.

Eheglück: Seit 54 Jahren bin ich mit meiner wunderbaren Frau Gunda verheiratet. Das beste Liebesrezept ist Humor. Ich habe das grosse Glück, dass Gunda gerne mit mir lacht.

Am liebsten berührt … werde ich am Herzen. Es ist das Wichtigste. Mein Leitmotiv stammt aus «Der kleine Prinz» von Antoine de Saint-Exupéry: «Man sieht nur mit dem Herzen gut.»

Die letzten Tränen: Ich weinte das letzte Mal bei der tragischen Nachricht, dass siebzig Flüchtlinge in einem Container grausam gestorben sind.

Witze: Ich mag «Müsli»-Witze. Ein Elefant geht im Sand und steht auf ein Müsli. Er hebt seinen Fuss und sagt: «Oh, Entschuldigung, liebes Müsli, es tut mir so leid.» Da sagt das Müsli: «Macht nichts, das hätte mir auch passieren können.»

Leben nach dem Tod: Natürlich glaube ich an ein Leben nach dem Tod. Daran, dass sich nahestehende Menschen wieder begegnen. Ich glaube auch an Engel, Schutzengel und an die geistige Welt, die sehr präsent ist. Und ich glaube an Wiedergeburt. Ich bete auch. Dabei danke ich dafür, dass es mir so gut geht, ich essen darf und Freiheit kenne.

Geheimnis: Ich bin letzthin am Steuer eingeschlafen. Zum Glück hat mich ein Geländer gebremst, sodass ich nicht weiterfahren konnte. Fünf Meter weiter wäre der Abgrund gewesen. Es war Nacht. Mir ist zum Glück nichts passiert, dem Auto viel. Da der Motor nicht abstellte, hörte man mich bei mir im Tal. Fünf Minuten später hat man mir geholfen, am anderen Tag wurde das Auto abgeschleppt. Da habe ich meinen Schutzengel stark gespürt.

Wünsche und Träume: Ich träume immer von etwa zehn Projekten, davon lassen sich zwei bis drei realisieren. Ein grosser Traum und Wunsch wird nun wahr. Nächstes Jahr wird mein Spielfilm realisiert. Es ist ein komischer, poetischer, burlesker Stummfilm, bei dessen Realisation auch das Tessiner Fernsehen dabei ist. Es gibt Szenen mit vielen Leuten, einem kleinen Bahnhof und mir als Stationsvorstand.

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