Böse Fragen sind ihre Spezialität! Dank ihren trockenen Interviews in der «Heute»-Show konnte sich Hazel Brugger (25) als die erfolgreichste Komikerin der Schweiz etablieren. Gestern nahm die ehemalige Slam-Poetin in der SRF-Sendung von Roger Schawinski (73) Platz – und der wollte für einmal nicht nur Fragen stellen. Stattdessen wollte der Moderator herausfinden, ob Bruggers Interview-Stil auch «live» funktioniert. «Wir werden einen Test machen. Du stellst ja immer deutsche Politiker als Vollidioten dar, und ich will sehen, ob du das auch bei mir schaffst», fordert Schawinski. «Das ist vielleicht eine Art von Masochismus, aber ich bin gespannt.»
Zum Schluss der Sendung kam es zum Rollentausch, und für einmal musste sich der Medienunternehmer den unangenehmen Fragen stellen: «Jetzt kommen wir zum kritischen Moment. Ich bin mir also das Schlimmste gewohnt.» Und Brugger zog alle Register.
«Ich bin an vielen Orten gescheitert»
«Gibt es eine Frage, wo du bleich oder rot werden wirst, und wenn ja, wäre das für das menschliche Auge erkennbar?», beginnt Brugger die Fragerunde. «Ich glaube nicht», antwortet Schawinski. Darauf will die Komikerin wissen, ob der TV-Mann sich selbst als Narzisst betiteln würde. Ein Thema, mit dem Schawinski viel Erfahrung hat: «Ich habe ein Buch darüber geschrieben, und ich habe gewusst, dass du die Frage stellst. Ich habe das Gefühl, tendenziell bin ich noch knapp im gesunden Bereich.»
Damit spielte der Moderator Brugger jedoch in die Hände. «Der Untertitel deines Buches über Narzissten ist ‹Warum Narzissten scheitern›. Wo bist du gescheitert?» Schawinski muss zugeben: «An vielen Orten. Aber das hat eigentlich nicht wehgetan, sondern war ein Teil meiner Entwicklung.»
«Lädst du privat überdurchschnittlich viele Frauen ein?»
Auch das Privatleben des SRF-Moderators war nicht sicher vor Bruggers schneidenden Fragen: «Du lädst zu wenig Frauen in deine Sendung ein, bist privat aber zum dritten Mal verheiratet. Könnte man sagen, dass du als Ausgleich privat überdurchschnittlich viele Frauen einlädst?» Schawinski verneint die Frage, da er seit 25 Jahren verheiratet ist.
Er muss der Komikerin aber recht geben, dass er zu wenig Frauen in seiner Sendung hat. «Wir laden sehr viele Frauen ein, aber wie alle anderen Sendungen haben wir das Problem, dass viele Frauen absagen. Ich bedaure das sehr.» Frauen würden sich nicht gerne in «unsichere Situationen» begeben. Ein Problem, das beim Schweizer Fernsehen in letzter Zeit für Diskussionen sorgt.
Damit hatte Schawinski den Rollentausch aber hinter sich gelassen. Der TV-Mann atmete auf: «Jetzt kann ich alles hinter mich bringen, was ich noch vor mir habe in meiner Karriere.» (klm)