Dramatische Auswirkung der US-Kult-Serie «13 Reasons Why» auf Schweizer Teenager: Rund 40 Jugendliche wurden notfallmässig in die Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Zürich eingeliefert, nachdem sie den Netflix-Hit gesehen hatten. Das zeigen Recherchen von «10vor10» und SRF Data.
Dagmar Pauli, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Zürich, bestätigt gegenüber der SRF-Sendung diese Zahlen: «Das sind zum Teil haarsträubende Fälle: Ein Mädchen erzählte uns, dass sie sich noch nie im Leben so verstanden gefühlt hatte wie beim Schauen der Serie. Unmittelbar danach verübte sie einen Suizidversuch.»
Mehrere Mädchen einer Klasse waren «akut selbstgefährdet»
Kritiker der Netflix-Serie «13 Reasons Why», in der es um den Selbstmord einer Jugendlichen geht, warnen seit langem davor, dass die detaillierte Darstellung von Suizid zur Nachahmung verleite. Die Zahlen der Zürcher Universitätsklinik bestätigen nun diese These. «Netflix stellt Gewinnstreben über die Gesundheit der Menschen», kritisiert Chefärztin Pauli scharf. «Wir hatten mehrere Mädchen einer Klasse, die sich wegen der Serie in eine gefährliche Situation hineinsteigerten. Schliesslich mussten wir sie wegen akuter Selbstgefährdung notfallmässig behandeln.»
Warnhinweis von Netflix nicht ausreichend
Auch in den USA wird die Serie heftig kritisiert, sodass Netflix reagieren musste und nun zu Beginn jeder Folge darauf hinweist, dass die Serie heikle Themen anspricht wie Drogenmissbrauch oder Suizid: «Falls du selbst von solchen Problemen betroffen bist, ist das vielleicht nicht das Richtige für dich», warnen die Schauspieler der Serie.
Für Dagmar Pauli sind diese Warnhinweise von Netflix allerdings nicht ausreichend. Sie fordert den sofortigen Stopp der Serie: «Wenn einige unserer gefährdetsten Jugendlichen zu suizidalem Handeln animiert werden, dann ist es doch etwas, was wir uns als Gesellschaft nicht leisten können», erklärt sie. (brc)