Der berühmteste Kinderarzt der Schweiz überzeugt mit nüchternen Zahlen, wenn es ums nackte Leben geht. «Jedes Jahr retten wir 100'000 Kinder vor dem Tod.
Die Sterblichkeitsrate ist von 6,5 Prozent auf 0,3 Prozent gesunken», sagt Beat Richner (68). 35 Millionen Franken sammelt er jedes Jahr für die fünf Spitäler, die er während der letzten 23 Jahre in Kambodscha aufgebaut hat. Im Oktober eröffnet er eine Geburtsklinik. «Es darf nicht sein, dass Frauen auf dem Boden gebären müssen», sagt Richner. «Bei uns kommen jeden Tag 67 Babys zur Welt, so viele wie in Männedorf in einem ganzen Monat.»
Dank der hochmodernen Krankenhäuser, in denen Mütter mit ihren Kindern gratis behandelt werden, ist das Vertrauen der armen Bevölkerung gestiegen: «Die Frauen haben heute im Schnitt nur drei Kinder, weil sie wissen, dass sie sie zu uns bringen können, wenn sie krank werden. Sie müssen nicht mehr zehn Kinder in die Welt setzen, damit zwei überleben.»
Ob Richner seinen Lebensabend in der Schweiz verbringen wird, weiss er nicht. «Ich habe aber jeden Tag Heimweh.» Bevor die Finanzierung der Spitäler gesichert ist, geht Richner weiter täglich auf Visite. Denn er weiss: «Wenn ein Kind stirbt, stirbt die ganze Welt.» Katja Richard