«Ich glaube Janis wusste, dass seine Zeit gekommen ist»
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Donghua Li trauert:«Vor ein paar Tagen war Janis noch zu Hause»

Donghua Li trauert um seinen verstorbenen Sohn
So waren meine letzten Stunden mit Janis (†7)

Das Kinderzimmer des kleinen Janis (†7) ist unberührt. Noch kann der Schweizer Olympiasieger Donghua Li nicht glauben, dass sein Sohn am letzten Dienstag verstorben ist.
Publiziert: 25.08.2019 um 00:35 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2019 um 01:16 Uhr
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Ein Bild aus glücklichen Tagen: Donghua Li und sein inzwischen verstorbener Sohn Janis.
Foto: zVg
Flavia Schlittler (Text), Siggi Bucher (Fotos)

Im Zimmer des kleinen Janis (†7) ist alles noch so, wie es bis vor ein paar Tagen war. Das Puzzle ist beinahe fertig, nur wenige Teile fehlen, die Sammlung seiner kleinen Kuscheltiere ist um den Computer platziert, die Wand in fröhlichem Gelb gemalt. Am Türrahmen sind die feinen Wachstumsstriche. Sein Vater Donghua Li (51) kann nicht fassen, welch tragisches Schicksal ihm passiert ist. Gestern Samstagmittag lud er SonntagsBlick zu sich nach Hause ein, um über seinen «Sonnenschein» – wie er Janis nannte, zu erzählen. Und die Fragen zu thematisieren, auf die er so dringend Antworten braucht.

Letzten Dienstag, um 17.55 Uhr, verlor der legendäre Spitzensportler seinen geliebten Sohn. Li, begleitet von einer tiefen Trauer, rannte die letzten Tage von Amt zu Amt, meldete ihn von der Schule ab – und er organisiert den Gottesdienst vom 6. September um 15 Uhr in der St. Martinskirche in Adligenswil LU.

Das Drama begann am vorletzten Freitag. «Janis' Bauch war plötzlich ungewöhnlich geschwollen», erinnert sich der Olympiasieger von 1996. Danach sei alles sehr schnell gegangen. Der notfallmässige Besuch beim Kinderarzt, die sofortige Überweisung ins Kinderspital Luzern. Auf  dem Weg dorthin habe Janis noch Lust auf ein «Happy Meal» bei McDonald's gehabt, erzählte Donghua Li der «Schweizer Illustrierten».

«Also machte ich einen Umweg, und wir haben zusammen zu Mittag gegessen und gelacht. Janis war wie immer, aufgestellt und lustig. Sonst hätte ich mit ihm auch den Umweg nicht gemacht.»

Janis war ein gesunder, lebensfroher Junge – nun ist er tot

Was die folgenden vier Tage passierte, kann Donghua Li nicht verstehen. «Janis wurde unter Vollnarkose ein kleiner Schnitt in den Bauch gemacht. Festgestellt wurden bösartige Tumore in der Leber, mit Ablegern in anderen Organen.» Sein Sohn kam auf die Intensivstation.

«Er war schwach, hat aber auch immer wieder gelächelt. Ich habe ihm erzählt, was wir alles Schönes miteinander erlebt haben. Wie wir mit seiner Halbschwester Jasmin bei der Buddha-Statue auf dem Titlis waren, das letzte Mal mit dem E-Bike am See, und dass wir am Wochenende mit dem Boot auf den See fahren würden und wie sehr er sich doch auf die Schule freut», sagt der trauernde Vater mit ruhiger, stockender Stimme und ergänzt: «Janis liebte alles, was mit Sport zu tun hatte. Auf dem Golfplatz suchte er am liebsten die Bälle zusammen und stellte sie schön in einer Reihe auf.» 

Die Ärzte versuchten ihn wiederzubeleben

Am letzten Dienstag, gegen fünf Uhr nachmittags, verlor Janis schliesslich das Bewusstsein. «Die Aufregung unter den Ärzten war riesengross. Als wir ins Zimmer kamen, sahen wir nur, dass sie versuchten, ihn mit Herzmassage wiederzubeleben, doch es war zu spät. Unser Sonnenschein ist gestorben. Ich kann es immer noch nicht verstehen.»

Nun würden ihn all die Fragen quälen, auf die er keine Antwort finde. «Warum musste mein Sohn so früh gehen, und was ist nun genau die Todesursache?». Noch wartet er auf das Ergebnis der Autopsie. «Wie ich von den Ärzten gehört habe, war sein Bauch voller Blut. Er ist nicht einfach nur am Krebs gestorben, sondern innerlich verblutet. Meine Familie und ich brauchen die Antworten, um dies verarbeiten zu können.»

Gebete, Gespräche mit seinem Sohn und die grosse Anteilnahme helfen 

Nach diesem verhängnisvollen Schicksalsschlag ist es Donghua Li wichtig, dass die Öffentlichkeit von ihm persönlich erfährt, was sich zugetragen hat. «Ich möchte, dass allen zwischendurch wieder einmal bewusst wird, wie schnell ein Leben vorbei sein kann.» Nachdenklich ergänzt er: «Wir sollten umso mehr geniessen, was wir an Glück erleben dürfen.» 

Er habe dies mit seinem kleinen Janis in vollen Zügen getan: «Wir hatten sieben wunderschöne Jahre miteinander. Meine Gebete, mein Glaube an eine grössere Kraft und viele liebe Menschen helfen mir durch diesen Albtraum. Und meine ständigen Gespräche mit meinem Sohn. Dem ich von unseren vielen schönen gemeinsamen Erlebnissen erzähle.» Janis' Körper sei jetzt zwar nicht mehr da, sagt er, «aber sein Geist und seine Seele werden immer bei mir bleiben».

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