Heute Dienstag geht es für den Ex-Star-DJ Christopher S. alias Christoph Spörri (48) beim Berufungsprozess vor dem Obergericht des Kantons Bern um alles. Das Regionalgericht Bern-Mittelland hatte ihn im November 2016 wegen Anstiftung zur Brandstiftung und versuchten Betrugs zu einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren verurteilt.
Bei strömendem Regen erschien DJ Christopher S. heute Morgen vor dem Obergericht in Bern. Ganz in blau gekleidet, Hand in Hand mit Frau Tina (42), die ihn zum Prozess begleitet. Als er die wartenden Fotografen sieht, versteckt er sich hinter dem Schirm. Fragen will er nur dem Richter beantworten – erst nach Prozessende will Spörri wieder reden.
«Ich habe den Brand nicht gelegt»
Regungslos verfolgt Spörri, wie heute Morgen zuerst der 34-jährige Serbe vor Gericht aussagt. Er soll vom DJ angestiftet worden sein, dessen Musiksammlung anzuzünden. Doch der Serbe sagt: «Ich habe den Brand nicht gelegt.» Das sei sein Cousin gewesen. Er sei nur der Chauffeur gewesen und habe nur draussen gewartet. Dass er überhaupt mitgemacht habe, begründet er mit: «Ich war bloss jung und naiv.» Sein Verteidiger verlangt eine bedingte Strafe von höchstens 24 Monaten wegen Gehilfenschaft für verursachte Brandstiftung.
Danach ist der DJ an der Reihe. Er wirkt nervös, als er vor Gericht befragt wird. Er lebt derzeit von Arbeitslosengeld, hat aber ab August eine Stelle in Aussicht. Dass er die beiden Serben angestiftet haben soll, stimme nicht. «Was die sagen, ist einfach gelogen.» Er habe die Plattensammlung schon vorher bei seiner anderen Adresse in Bern für 204'000 Franken versichern lasssen.
Zum Zeitpunkt des Brandes habe er keine Geldprobleme gehabt. «Ich war in meiner Blütezeit, ich verdiente gut.» Dass er kurz vor dem Brand die Versicherung angerufen habe, um zu fragen, ob die Plattensammlung gedeckt sei, stimme nicht. Spörri sagt: «Ich kann hier mit gutem Gewissen sitzen. Ich habe nichts gemacht.»
Seine Verteidigerin forderte am Dienstagnachmittag einen Freispruch in allen fünf Anklagepunkten. Seine finanzielle Lage sei nicht desolat gewesen. Er habe vielmehr 30'000 Franken oder mehr verdient – monatlich. Sie lenkt den Verdacht auf den Vermieter der Wohnung: Dieser habe den Brand in Auftrag gegeben haben können. «Spörri hätte sich mit so einer Aktion seine Existenzgrundlage zerstört», sagt die Verteidigerin.
Plattensammlung kurz vor Brand versichern lassen
Spörri wurde in erster Instanz vorgeworfen, er habe zwei Männer beauftragt, seine Musiksammlung anzuzünden. Kurz vor dem Brand seines Lagers am 1. Mai 2012 in Ostermundigen BE habe er die Sammlung für 200'000 Franken versichern lassen. Die anderen beiden Angeklagten wurden zu 42 Monaten Gefängnis unbedingt beziehungsweise zu 24 Monaten Gefängnis bedingt verurteilt.
Spörri und sein Anwalt plädierten damals auf nicht schuldig. Der Staatsanwalt zeigte sich von Anfang an überzeugt, dass Spörri den Brand in Auftrag gegeben habe. Als Einziger habe er Interesse an der Zerstörung der Plattensammlung gehabt. Denn Spörri sei es finanziell schlecht gegangen. Es habe damals an allen Ecken gebrannt, sagte der Staatsanwalt. Der DJ habe das Versicherungsgeld kassieren wollen, um seinen hohen Lebensstandard zu halten. Der Musiker zog das Urteil weiter und steht jetzt in zweiter Instanz vor Obergericht.
Einst einer der erfolgreichsten DJs der Schweiz
Auf Anraten seiner neuen Anwältin will er sich vor dem Prozess nicht zum Fall äussern. Bei einem Treffen mit BLICK zeigt er sich aber äusserst besorgt. Und ernüchtert. Keine Spur mehr vom früheren Showman und extrovertierten Entertainer, der zu seinen besten Zeiten zu den erfolgreichsten DJs der Schweiz gehörte und vor dem Sprung ins Ausland stand. Auch vom luxuriösen Lebensstil, der ihm regelmässig angekreidet wurde, sind keine sichtbaren Spuren übrig: Spörri fährt neuerdings Velo.
Der Prozess hinterlässt tiefe Spuren, auch bei Ehefrau Tina (42). Doch ihr Durchhaltewillen ist spürbar. «Unser Familienleben ist schon oft geprüft worden. Wir mussten stets kämpfen, uns ist nie etwas leichtgefallen», sagte sie letztes Jahr dem BLICK. Spörri zeigt sich anders als früher kaum mehr in der Öffentlichkeit, höchstens noch an Spielen seines Lieblingsvereins BSC Young Boys. Über den im April gewonnenen Meistertitel kann er sich aber verständlicherweise nicht wirklich freuen. Im Übrigen verweist er auf sein blankes Vorstrafenregister.
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