DJ Antoine: «Je erfolgreicher ich bin, desto gläubiger werde ich»

Kohle, Kirche und Kristalle

São Paulo (BR) vor zwei Wochen: 50000 Partyhungrige tummeln sich im Sambódromo do Anhelo. Um drei Uhr morgens brodelt das Stadion in der brasilianischen Grossstadt. Dann betritt der Hauptact die Showbühne: Es ist der Schweizer DJ Antoine. São Paulo am Tag danach: In der Kathedrale sitzt einer und dankt Gott, dass er die lange Reise mit dem Flugzeug aus seiner Heimat überlebt hat. Wiederum: DJ Antoine. In seiner weltweiten Fan-Community wissen nur wenige: Der Star-DJ ist überzeugter Katholik. «Zu Hause besuche ich regelmässig Orte wie die Kathedrale Solothurn oder das Kloster Einsiedeln», sagt er. «Je erfolgreicher ich werde, desto mehr brauche ich das.»

Zurzeit ist das Bedürfnis akut. 32 CDs hat der 33-Jährige veröffentlicht, über eine Million Tonträger abgesetzt und soeben einen Plattenvertrag in England an Land gezogen. Er pendelt zwischen Miami, Bangkok, Dubai und Moskau. «Auch wir spüren die Veränderungen in der Wirtschaft», sagt er. «Trotzdem läuft es für mich jedes Jahr besser.»

So gut, dass er sogar mit dem Gedanken spielt, sich für 13 Millionen Franken das Schloss Liebenfels im Kanton Thurgau zu kaufen. Auch für ihn ein grosser Betrag, betont er. Aber trotzdem: Während man ihn in der Heimat als musikalische Nullnummer ohne eigene Ideen verhöhnt, hat sich Antoine Konrad zum weltweit erfolgreichen Geschäftsmann und Multimillionär gemausert. Sein neustes Projekt: Auf www.antoinekonrad.com verkauft er extravagante Kronleuchter aus Murano.

Religion als Deckmantel für einen, der eigentlich nur dem schnöden Mammon frönt? «Nein, denn Partys feiern, Sex haben und Luxus leben steht für mich nicht im Gegensatz zu christlichen Werten», beteuert der DJ. «Schliesslich gebe ich auch etwas weiter. Ich unterstütze etwa eine Institution für Strassenkinder in Peru und eine bedürftige Walliser Familie.»

Beim obersten Boss bedankt sich Antoine auf seiner aktuellen CD «DJ Antoine 2009» übrigens auf besondere Weise: Er widmet ihm den Track «Jeden Tag», der davon handelt, dass «Gott unser bester Freund sein kann». In diesem Fall kam die Inspiration allerdings nicht von ganz oben, sondern von US-Rapper P. Diddy (39), wie Antoine ganz freimütig bekennt. Frei nach dem Alten Testament: «Wohl dem, der barmherzig ist und gerne leihet aus!»