Er hat die Liebe seines Lebens gefunden. Comedy-Star Jonny Fischer (36) heiratet am 4. Juni seinen Lebenspartner Michi Angehrn (27) im Tessin. Das verliebte Paar steckt mitten in den Vorbereitungen und fiebert der Krönung seines Glücks entgegen. Doch die Hochzeit erinnert Fischer an sein traurigstes Familiengeheimnis. «Ich habe keinen Kontakt mit meinen Eltern, sie lehnen die Homosexualität aus religiösen Gründen ab», sagt er. «Deshalb werden sie auch nicht an meiner Hochzeit dabei sein.»
Der Comedian ist mit vier Geschwistern im Baselbiet gross geworden. Sein Vater und seine Mutter, ein Keramik-Künstler und eine Lehrerin, haben ihn streng freikirchlich erzogen. «Ich habe alte Eltern, die in einer ganz anderen Welt aufgewachsen sind», sagt Fischer in der «Glückspost». «Natürlich habe ich ein Verständnis, wenn die Homosexualität des Sohnes zunächst ein Schock ist. Aber die Liebe zu den Kindern sollte definitiv über dem Glauben stehen.» Bei seiner eigenen Familie war das nicht der Fall. Der schmerzhafte Bruch mit den Eltern – für Jonny Fischer war er unausweichlich. «Sie dachten, es wäre nur eine Phase. Wir haben lange geübt.» Vergeblich.
Die Schwulenorganisation Pink Cross ist entsetzt, dass Eltern heute noch so reagieren. «Das macht uns sehr betroffen», sagt Geschäftsleiter Bastian Baumann (31). «Tatsächlich ist es aber bei weitem kein Einzelfall. Pink Cross ist regelmässig damit konfrontiert, dass Kinder verstossen werden. Dann vermitteln wir betroffenen Jugendlichen eine Unterkunft», so Baumann. «Die Religion stellt immer wieder ein sehr grosses Problem dar.»
Für Martin Naef (45), SP-Nationalrat und Vorstandsmitglied der homosexuellen Arbeitsgruppe Zürich, hat sich in den letzten Jahren zwar viel getan bezüglich Toleranz. Dass schwul aber immer noch nicht normal ist, das weiss auch er. «Es gibt immer noch viel Diskriminierung im Alltag. Es kommt immer wieder vor, dass Vermieter keine homosexuellen Paare in der Wohnung haben wollen oder Arbeitgeber keine schwulen Männer einstellen, weil sie befürchten, es schade dem Unternehmen», sagt er. «Wir sind in der Schweiz noch längst nicht da, wo wir sein müssten!» Damit spricht er auch die aktuelle Diskussion zur gleichgeschlechtlichen Eheschliessung an. Während andere europäischen Länder wie Spanien, Portugal und Holland diese längst kennen, ist sie in der Schweiz noch immer verboten.
Jonny Fischer will sich deswegen sein Hochzeits-Fest nicht verderben lassen – auch wenn er mit seinem Michi nur die Partnerschaft eintragen lassen kann. «Mir persönlich reicht es, wenn ich vor meinen Freunden und meinem Partner Ja sagen kann», sagt er. Von einer anderen Instanz braucht er keinen Segen. «Ich glaube zwar an Gott, ob aber die Kirche mitzieht, ist mir egal. Denn ich akzeptiere nicht, was Kirchen vorgeben!»
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