Die «Tagesschau»-Ikone stirbt nach langem Nierenleiden
Der stille Tod von Léon Huber

33 Jahre lang moderierte er die «Tagesschau», nun ist der legendäre Nachrichtensprecher Léon Huber tot. Er habe in seinem Leben nicht viele Highlights gehabt, gestand er einst.
Publiziert: 08.12.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:12 Uhr
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Léon Huber und sein Pudel "Lady".
Foto: Sabine Wunderlin

Am Schluss wollte er fast niemanden mehr sehen. Léon Huber († 79) starb still und einsam an den Folgen seines langen Nierenleidens. Ein Sturz mit Rippenbruch hat ihn zuletzt ans Spitalbett gefesselt. «Ich konnte die vergangenen Tage kaum mehr schlafen», sagt Witwe Verena (74) mit zittriger Stimme zu BLICK. Sie hat ihren Mann auf der letzten Etappe seines Lebens begleitet.

Huber hinterlässt Tochter Nicole (46), das einzige Kind von ihm und dem Ex-Model Verena.

33 Jahre lang prägte Léon Huber die «Tagesschau». Er sei ein überaus korrekter, auch sensibler Arbeitskollege gewesen, sagt der frühere «Tagesschau»-Leiter Erich Gysling (79), der mit ihm seit Kindheit befreundet war. Auch nach seiner Pensionierung 1996 hätten sie noch gerne ein Glas Wein zusammen getrunken. «Doch als er in den letzten Jahren schwer krank wurde, hat er sich immer mehr zurückgezogen und wurde depressiv.»

Ihm sei passiert, was vielen pensionierten TV-Persönlichkeiten widerfahre, sagt Hubers früherer Chef, der ehemalige Fernsehdirektor Peter Schellenberg (75). «Er hatte Mühe, Abschied von der Öffentlichkeit zu nehmen.» Er habe davon geträumt, als Schauspieler eine zweite Karriere zu machen. Doch daraus wurde nichts. «Léon litt unter der Anonymität nach der Pensionierung», weiss seine frühere «Tagesschau»-Kollegin Marion Preuss (72).

Zermürbt hat die TV-Ikone auch die turbulente Beziehung mit seiner Frau. «Unsere Ehe ist wie ein 30-jähriger Krieg mit einigen schönen Unterbrüchen», sagte er vor drei Jahren zu BLICK. Er und Verena haben sich jahrelang gestritten, versöhnt, wieder getrennt. Tiefpunkt ihrer Ehe war der öffentlich ausgetragene Sorgerechtskrieg um Hündchen Ronny Anfang der 90er-Jahre (siehe Box).

Doch Huber hielt an der Ehe fest, auch wenn er den Ehering längst nicht mehr trug: «Aufgeben liegt nicht in meiner Natur.» Er habe nie gerne gestritten, erklärte er. «Meine Frau war in dieser Beziehung aber etwas anders.» Auf die Frage, was er sich wünschte, antwortete er: «Weniger Krieg auf Erden und mehr Frieden in der eigenen Familie.»

Frieden fand Huber mit Pudel-Dame Lady, der Nachfolgerin von Ronny. «Niemand steht mir so nahe wie mein Pudeli», schwärmte er. «Am meisten mag sie, wenn ich für sie Nüdeli mit Hackfleisch koche.»

Léon Huber war auch ein Genussmensch. Er rauchte, nippte zwischendurch auch gerne an einem Whiskey. Vor zehn Jahren hatte er eine schwere Herzoperation. Er habe in seinem Leben nicht viele Highlights gehabt, gestand er einst. «Ich habe meine Arbeit gerne gemacht. Ich war glücklich, wenn ich fehlerfrei durch die Sendung kam.»

Das gelang ihm auch bei widrigsten Umständen: Selbst bei der Stürmung des «Tagesschau»-Studios am 3. Mai 1981 durch Demonstranten blieb er cool. «Es ist ein Phänomen, wie Léon scheinbar ohne Probleme auch die schwierigsten Namen, selbst chinesische, vorlesen konnte», sagt sein Ex-«Tagesschau»-Kollege Hansjörg Enz (64). «Er war ein hervorragender Sprecher und sympathischer Eigenbrötler», ergänzt sein Wegbegleiter Heiri Müller (69).

Léon Huber wurde bereits Ende letzter Woche ganz still auf einem Zürcher Friedhof beigesetzt. Genauso wie er es sich am Schluss gewünscht hat.

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