Gotthelfs «Schwarze Spinne» kommt ins Kino
Ein Seuchenfilm für eine Seuchenzeit

Sie ist eine der berühmtesten Geschichten der Schweizer Literatur: Jetzt wird «Die schwarze Spinne» von Gotthelf fürs Kino verfilmt – mit Topstars und Grusel-Garantie!
Publiziert: 13.09.2020 um 00:30 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2021 um 21:52 Uhr
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Hauptdarstellerin: Lilith Stangenberg spielt Christine, die sich auf einen Pakt mit dem Teufel einlässt.
Foto: gordoneszter@gmail.com
Dominik Hug

Es sei schon ziemlich surreal, mitten in einer Seuchenzeit einen Seuchenfilm zu drehen, sagt Markus Fischer (67). Anderseits zeuge die gegenwärtige Corona-Pandemie doch nur von der Aktualität der jahrhundertealten Geschichte, die er nun ins Kino bringe. «‹Die schwarze Spinne› könnte zeitgemässer nicht sein», sagt Fischer.

Der Schweizer Regisseur dirigiert dieser Tage in den berühmten Korda-Studios nahe von Budapest (Ungarn) eine Crew von über hundert Leuten. Rund fünf Millionen Franken stehen Fischer für die Kinoadaption von Jeremias Gotthelfs Schauermärchen zur Verfügung. «Ich kann aus dem Vollen schöpfen», freut er sich und schwärmt: «Es ist ein bisschen wie Hollywood, trotz der strengen Corona-Sicherheitsvorkehrungen!»

Staraufgebot

In den Hauptrollen von «Die schwarze Spinne» sind Lilith Stangenberg (32), Nurit Hirschfeld (28), Anatole Taubman (49) und Marcus Signer (56) zu sehen. Letzterer stand vor kurzem noch für den SRF-Krimi «Wilder» im Jura vor der Kamera. Gleich am nächsten Tag reiste er nach Ungarn. «Ich bin extrem froh, nach dem Lockdown wieder so viel arbeiten zu können», sagt der Berner, der schon als Giel in Gotthelf-Stücken mitwirkte. «Damals aber noch auf der Theaterbühne, nicht im Kino.»

Bekannteste Novelle von Gotthelf

«Die schwarze Spinne» ist die bekannteste Novelle von Jeremias Gotthelf (1797–1854). Die Geschichte handelt von der jungen Christine, die im 13. Jahrhundert als Hebamme durchs Land reist. Für eine Geburt kehrt sie in ihr Heimatdorf im Emmental zurück. Das Dorf wird von einem deutschen Ritter terrorisiert, bei der tiefreligiösen Bevölkerung herrscht grosse Verzweiflung.

Um den verhassten Deutschen loszuwerden, schliesst Christine einen Pakt mit dem Teufel. Dafür wird sie von den Bauern gefeiert. Doch dann fordert der Teufel einen Lohn: ein ungetauftes Kind. Christine bittet die Bauern um Hilfe, doch die wenden sich von ihr ab. Als ihr mysteriöserweise ein spinnenartiges Mal auf der Wange wächst, wird sie endgültig zur Aussätzigen.

Fischer drehte mehrere «Tatort»-Krimis

«Gotthelfs Parabel ist ein wunderbares Abbild für das Böse, das in uns allen steckt», sagt Fischer. Zugleich würde es wenige Leinwand-Heldinnen mit so vielschichtigem Potenzial geben wie die Figur der Christine, die trotz guter Absichten eine Katastrophe auslöst. «Das reizt mich am meisten an der Verfilmung dieses alten Schulstoffs», erklärt der Regisseur, der schon Mystery-Filme wie «Brandnacht» (1992) und «Marmorera» (2007) ins Kino brachte, aber auch über ein Dutzend TV-Krimis («Tatort», «Der Bestatter») drehte.

Als visuelle Vorbilder für sein neues Werk nennt er Horrorfilme wie «Sleepy Hollow» von Tim Burton (62) oder «The Witch» von Robert Eggers (37). «Obwohl in der Bilderwelt des 13. Jahrhunderts angesiedelt, wird unser Film als modernes Mystery-Drama inszeniert», kündigt Fischer an.

Emmental in Ungarn

Dass sein Drama über das Emmental hauptsächlich in Ungarn entsteht, habe vor allem mit den geringeren Kosten in Osteuropa zu tun. Entscheidend sei aber auch, dass das Setting in Ungarn wie geschaffen sei für Filme, die im Mittelalter spielen. So wurde in den dortigen Studios unter anderem die Netflix-Hit-Serie «The Last Kingdom» gedreht. «Teile deren Kulisse passen hervorragend in unseren Film.» Aufnahmen werden aber auch in der Umgebung von Thun BE gemacht, «obwohl wir vom Kanton Bern keinerlei Unterstützung bekommen haben», ergänzt Fischer etwas enttäuscht.

Filmstart ist auf Anfang 2022 geplant

«Die schwarze Spinne» soll Anfang 2022 in die Kinos kommen. «Bis dann ist die Covid-19-Seuche hoffentlich vorbei», sagt Marcus Signer, der wie alle anderen Schauspieler in den Drehpausen Schutzmasken trägt und mehrmals wöchentlich zum Corona-Test antraben muss. «Die Überwindung der Gesundheitskrise wird der Dringlichkeit unseres Films aber sicherlich keinen Abbruch tun.»

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