Sie waren seit vielen Jahren als erstes TV-Team in Nordkorea. Warum hat es gerade bei Ihnen geklappt?
Patrizia Laeri: Uns haben erst alle ausgelacht. Selbst das EDA und die Botschaft konnten uns nicht helfen. Türöffner war schliesslich Globetrotter-Chef André Lüthi. Er bringt seit acht Jahren Individualreisende nach Nordkorea. Der «geliebte Führer» musste sein Einverständnis geben. Es war bis zum Schluss eine Zitterpartie. Wir nannten es die «Mission Impossible».
Sie waren in Sibirien, Indien und im Iran. Warum jetzt Nordkorea?
Nordkorea war der letzte weisse Fleck auf der Karte.
Konnten Sie frei arbeiten?
Wir hatten bis zu 14 Aufpasser und Minister, die uns auf Schritt und Tritt begleiteten. Wir mussten für die ganzen zweieinhalb Wochen unsere Handys abgeben. Kontakt nach draussen war unmöglich. Die Nordkoreaner behaupten zwar, sie hätten Internet, doch bei uns hat es nie funktioniert.
War die Überwachung anders als im Iran oder Sibirien?
Es sind ähnliche Zermürbungssysteme. Sie setzten uns psychologisch unter Druck. Man rief uns nachts um dieselbe Zeit anonym an oder klopfte an unsere Hoteltüre. Man liess uns immer spüren: We are watching you!
Haben Sie sich auch gefürchtet?
Wir sind einmal mit einer uralten Propellermaschine der Air Koryo geflogen. Es gab keinen Druckausgleich, wir kamen in einen Schneesturm. Ich habe furchtbare Schmerzen ausgestanden. Mir platzte fast der Kopf. Später erfuhr ich, dass diese Fluggesellschaft auf der schwarzen Liste steht.
Wie lebten Sie während der Zeit in Nordkorea?
Wir hatten sehr widrige Verhältnisse. Im Norden hatten wir kein Wasser, weil es so kalt war und die Leitungen gefroren waren.
An welche Begegnung erinnern Sie sich besonders?
In einer Unterführung bettelte mich eine obdachlose Frau an: Ich wurde von Wächtern sofort weggezogen. Armut und Alkoholiker gibt es ja dort offiziell nicht. Gerade im Norden des Landes leben die Menschen praktisch nur von Kartoffeln. Kinder essen pure Kartoffelstärke. Ich habs probiert – sehr eklig!
Wie viel des Bildmaterials wurde am Schluss zensiert?
Wir mussten sämtliches Filmmaterial jeden Abend den Beamten zeigen. Und waren auf Bildern einer Statue ihres geliebten Führers beispielsweise die Füsse abgeschnitten, wurden die Aufnahmen sofort gelöscht.
Ihr Fazit über Nordkorea?
Ich fand es deprimierend und trostlos, dass wir uns nicht frei bewegen konnten. Man wacht mit Stimmen aus Lautsprechern auf. Es ist nicht das Land des Lächelns, sondern das Land des eingefrorenen Lächelns. Andererseits habe ich über das moderne Nordkorea gestaunt: Pyramiden-Prachtbauten, erstellt von ägyptischen Grosskonzernen. Privilegierte, die sich in amerikanisch angehauchten Lunaparks amüsieren. Eliteschüler, die fliessend Englisch sprechen.
Wussten Sie bei der Reise schon, dass Sie schwanger sind?
Ja. Und ab und zu habe ich mich schon gefragt, ob ich zu leichtsinnig handle – wegen der schlechten medizinischen Versorgung vor Ort. Ich konnte auch nicht alles essen und trinken. Der Kameramann und ich sind dann auch krank geworden, der Magen rebellierte stark. Aber wir haben die Reise ein Jahr lang vorbereitet, ich wollte diese Möglichkeit nicht sausen lassen. Mein Baby war aber nie in Gefahr.
Was hat sich seit der Schwangerschaft für Sie verändert?
Ich war bisher immer mit dem Velo unterwegs. Ich habe gar kein Auto. Ich war in meiner Jugend ökoradikal. Nun bin ich liberaler. Doch mittlerweile gibt es ja auch sparsamere Autos.
Haben Sie eigentlich schon Babykleidchen gekauft?
Nein, ich hoffe auf meine Kolleginnen. Wir haben eine sehr kinderreiche Redaktion, da kann ich einiges ausleihen und weiterverwenden.
Sie wollen nach der Babypause zurück zu «SF Börse». Was ist der Reiz dieser Sendung?
Da liegt alles in meiner redaktionellen Verantwortung. Als Moderatorin, Redaktorin und Produzentin ist es meine Sendung. Aber TV ist auch immer Teamwork. Ich werde sicher immer berufstätig sein. Ausschliesslich Hausfrau zu sein, kann ich mir nicht vorstellen.
Sie gelten als das schönste Gesicht des Schweizer Fernsehens. Auch ein Hindernis?
Im Ausland werden Börsensendungen meist von attraktiven Frauen präsentiert und kommentiert. Aber in der Schweiz ist es offenbar immer noch nicht normal, dass man gut aussieht und gleichzeitig Inhalte vermittelt. Wenn man mich aber «Barbie» nennt, tut das schon weh. Auch wenn man mir vorwirft, dass ich als Ökonomin wegen meines Äusseren nichts von Börsenkursen verstünde. Krass.
Sie haben sich einst für Lohntransparenz ausgesprochen. Wie viel verdienen Sie?
Rund 110 000 Franken pro Jahr. Zudem habe ich ab und zu ein externes Mandat. Doch ich muss jeden externen Job erst bewilligen lassen. Und es dürfen nur Fachtagungen sein, bei denen verschiedene Parteien involviert sind. Gerade hat mich ein Kaffeeproduzent angefragt, ob ich seine Medienkonferenz moderiere. Das geht natürlich nicht.
Was ist der Vorteil als Frau in Ihrem Job?
Wenn Frauen Vorteile in der Wirtschaft hätten, gäbe es mehr von uns in dieser Branche. Leider ist es nicht so. Und das ist extrem schade. So viel Potenzial geht verloren, weil Frauen in der Wirtschaft weniger weit kommen als Männer. Aber wir sind da auch selber schuld. Uns Frauen sind die Macht-Games in der Wirtschaft oft zu blöd. Wir streben auch nach mehr Lebensqualität als Männer. Andererseits ist es auch traurig, dass Männer in hohen Positionen nicht öfter Teilzeit arbeiten können. Skandinavien ist ein Vorbild: Dort sieht man auf dem Spielplatz 50 Prozent Frauen und 50 Prozent Männer, sogenannte Caffè-Latte-Papas.
Lesen Sie nebst Bilanzen auch Bücher?
Oh ja, ich liebe vor allem Klassiker. Nichts geht über Bulgakows «Der Meister und Margarita», ein bitterböser Roman mit einem Augenzwinkern. Auf meinem Nachttisch liegt momentan gerade «Casanovas Heimfahrt» von Arthur Schnitzler.
Ihr Lieblingsfilm?
Ich schaue gerne Autorenfilme wie «Carne trémula» von Pedro Almodóvar. Und bei «Vicky Cristina Barcelona» habe ich sehr gelacht. Ich mag auch die Ärzteserie «Grey’s Anatomy». Actionfilme sind weniger mein Ding.
Ihre grösste Leidenschaft?
Meine Grosseltern waren Weinhändler in Maienfeld und wohnte in einem uralten Haus. Von ihnen habe ich die Liebe zu Antiquitäten. Ich verbringe viel Zeit auf Flohmärkten und durchstöbere sie nach altem Schmuck.
Ihr schönster Traum?
Der wird in knapp vier Monaten wahr. Danach sehe ich weiter.
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