Die Müller-Brüder im Doppelinterview
«Mike hatte mehr Frauen am Start»

Mike und Tobi Müller sind ungleiche Brüder. Aber nur auf den ersten Blick.
Publiziert: 30.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:38 Uhr
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Tobi (r.) und Mike Müller haben schon für diverse Theaterprojekte zusammengespannt.
Foto: Siggi Bucher
Seraina Etter

Mike Müller (52) ist bekannt wie ein bunter Hund, sein Bruder Tobi (45) hingegen kaum. Seit 2009 lebt er in Berlin, ist Journalist und Vater. Obwohl die beiden unterschiedliche Leben führen, stehen sie sich sehr nahe und spannen manchmal auch für Film- oder Theaterprojekte zusammen. Das neuste Baby der Müllers: der Film «A1 – Ein Streifen Schweizer Strasse». Er wird am 3. April auf SRF ausgestrahlt (11.55 und 23.25 Uhr).

BLICK: Man würde auf Anhieb nicht vermuten, dass Sie verwandt sind. Worin sind Sie  beide sich ähnlich?

Mike: Das Gewicht ist es (lacht)!
Tobi: Wir lachen über dasselbe, haben ähnliche Interessen.

Und was unterscheidet Sie beide?

Mike: Sieben Jahre. Und die Haarfarbe. Tobi ist jünger, aber grauer. Ha!
Tobi: Wir waren nie mit den gleichen Frauen zusammen, ein weiterer Unterschied.

Wer von Ihnen war der grössere Frauenheld?

Tobi: Ganz klar Mike! Ich war konstanter in meinen Beziehungen, mein Bruder hatte aber mehr Frauen am Start.

Was war Ihre Masche, Mike Müller?

Mike: Ich hatte ein Töffli. Ich ging immer ohne Helm Zigis holen – so auffällig, dass es die Girls auch ganz sicher mitbekamen.

Neben seinen Verführungskünsten: Was bewundern Sie, Tobi Müller, an Ihrem Bruder?

Tobi: Mike ist als Künstler, Schauspieler und Komiker jemand, der mühelos zwischen der Hoch- und Populärkultur hin und her tanzt. Er arbeitet extrem viel, bleibt aber immer sozial erträglich. Und für mich ist es wichtig, dass ich ihm vertrauen kann.

Was hält Ihr Sohn von seinem Onkel Mike?

Tobi: Für ihn ist er der lustige Onkel aus der Schweiz.

Und wie ist Tobi als Vater?

Mike: Er ist zuverlässig und gibt viel Liebe. Das erstaunt mich aber nicht, ich habe klein Tobi schliesslich den Schoppen gegeben.

Wie war Ihre Kindheit?

Mike: Ich war ganz einfach der grosse Bruder. Als Tobi in der Kanti ins Provisorium kam, wollte er den Schoppen dann irgendwann nicht mehr.
Tobi: Erzähl keinen Seich (lacht)! Du warst doch derjenige, der noch an Spielzeug interessiert war, als ich schon lange das Interesse verloren hatte.
Mike: Matchbox-Autos sind aber auch das Grösste! Tobi sagte irgendwann, er sei zu alt dafür.
Tobi: Ich rannte lieber mit dem Sohn des Försters durch den Wald – mit Gertel und Försterhelm. So etwas wäre heute undenkbar, innert Minuten stünde das Jugendamt vor der Tür. Später wurde für mich Musik wichtig, Mike imitierte am Küchentisch Schweizer Dialekte. Da zeigte sich schon, in welche Richtung es einmal gehen würde.

Welches war Ihr erster Berufswunsch?

Mike: Schreiner, wegen des Geruchs. Frisches Holz und feuchte Hobelspäne, da werde ich heute noch schwach!
Tobi: Ich wollte immer Musiker werden. Jetzt schreibe ich immerhin darüber.

Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Mike: Als Ausläufer in einer Apotheke, ich habe Medikamente in Altersheime gebracht.
Tobi: Mit Fensterputzen. Auf dem Bau musste ich nach einer Woche wieder gehen, weil ich alle Stützen falsch eingestellt hatte.

Mike Müller, im Kanti-Theater haben Sie auf einer Lehrertagung einmal Ihren Allerwertesten entblösst. Obwohl Lehrersöhne, waren Sie wohl keine Musterschüler?

Mike: Nein. Ich bin auch einmal sitzen geblieben und habe generell nicht immer elterliche Wonne verursacht.
Tobi: Unser Schulsystem war aber auch komplett bescheuert. Ich fühlte mich oft bevormundet. Die Schule fängt frühmorgens an, hört so spät auf. Das ist Verhinderung von Kreativität!
Mike: Wer die Matura machen will, muss viel zu lange zur Schule. Das hat mir so gestunken, ich war genervt und gelangweilt. Deshalb hatte ich Leistungsschwierigkeiten und Streit mit Lehrern. Mit denen würde ich mich heute noch genauso streiten, mein Verdikt wurde nicht barmherziger im Alter.

In der Schule waren Sie offenbar beide rebellisch. Und zu Hause?

Mike: Der Ältere muss natürlich eine Kampfbahn freischiessen. Ich hatte aber bereits viele Freiheiten: Ich zog mit 16 in eine Mansarde in Olten, gleich beim Strassenstrich. Ich machte, was ich wollte, ernährte mich von Tütensuppe. Im gleichen Jahr ging ich alleine nach New York, wollte zu meinem Onkel nach Ohio. Ich dachte, in New York gebe es Busse in alle Richtungen, wie am Bahnhof Olten. Eigentlich waren unsere Eltern recht unbekümmert (lacht).

Mittlerweile gehen Ihre Eltern auf die 80 zu. Wie haben Sie die Zukunft geregelt?

Mike: Wir reden erst darüber, wenn es so weit ist. In unserer Gesellschaft muss alles geregelt sein, Rentner werden administrativ vorversorgt. Das passt nicht. Unsere Eltern sind fröhliche, fitte GA-Rentner.

Und wie stellen Sie sich Ihre eigene Zukunft vor?

Mike: Als fröhlicher GA-Rentner! Im Ernst: Ich weiss nicht mal, was ich nächstes Jahr nach dem Aus von «Giacobbo/Müller» mache. Und es kratzt mich auch nicht.
Tobi: Heute ist sowieso alles extrem unsicher. Fixe Träume bringen nichts.

In welchen Momenten sind Sie so richtig glücklich?

Tobi: Wenn mich Mike bekocht. Sein Fisch ist spitze!
Mike: Ich bin glücklich, wenn Leute mit mir am Tisch sitzen, wir reden und ich sie bekochen kann. Ich habe aber auch Glücksmomente in der Natur, im Wasser, oder wenn ich unterwegs bin.

Unterwegs in der ganzen Schweiz waren Sie für Ihren neuen Dokfilm «A1 – Ein Streifen Schweizer Strasse». Ihr Fazit?

Mike: Es bleibt eine Ratlosigkeit. Wie soll es mit Verkehr und Mobilität weitergehen? Wir stossen an Grenzen, machen aber nichts, ausser Tunnels zu bauen und an breitere oder doppelstöckige Autobahnen zu denken. Das ist die Schweiz.
Tobi: Es gab Zeiten, da war das Wachstum grenzenlos – jenes der Wirtschaft, von Ressourcen und Brennstoffen. Das kommt jetzt an ein Ende. Das Problem drängt, die Ratlosigkeit ist gross. Das ist perfekt, um einen guten Film zu machen.

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