BLICK: Mit «Die ersten 30 Jahre» zeigt SRF am Samstag eine grosse Abendsendung über 30 Jahre Ursus & Nadeschkin. Können Sie sich wirklich vorstellen, weitere 30 Jahre aufzutreten?
Nadeschkin: Die Idee für den Titel stammt nicht von uns. Aber ja, ich kann mir vorstellen, dass wir noch im Altersheim zusammen auftreten werden.
Gab es nie Trennnungsgedanken?
Nadeschkin: Aufhören ist uns zu einfach. Wir spielten seit jeher mit dem Gedanken, aufzuhören. Das fordert heraus.
Ursus: Genau, es ist viel spannender, immer wieder herauszufinden, warum man weitermachen will.
Die zweijährige Bühnenpause wäre die Gelegenheit für die endgültige Trennung gewesen.
Nadeschkin: Die Spielpause war immer nur als Übung gedacht: Wir übten das Pausieren.
Ursus: Deshalb machen wir ab jetzt immer wieder mal Pause. Jetzt waren es zwei Jahre, dann drei ... wenn wir 80 sind, machen wir 20 Jahre Pause. Plötzlich merkt gar niemand mehr, ob und wann wir Pause machen.
Nadeschkin: Jörg Schneider hat mal gesagt, dass er gar nicht aufhören könnte, aufzutreten. Weil es schwierig sei, wenn man an den Applaus gewöhnt ist. Deshalb haben wir das Aufhören geübt. Ich finde es nicht erstrebenswert, wenn Leute ein Leben lang arbeiten, ohne einmal eine längere Pause zu machen, und wenn sie dann pensioniert sind, brechen sie zusammen.
Die meisten Komiker sind im Privatleben eher ernsthafte Menschen.
Nadeschkin: Das kann man nicht so pauschal sagen. Es gibt Komiker, die können neben der Bühne nie aufhören, lustig zu sein. Das kann sehr anstrengend werden.
Ursus: Es gibt viele Akademiker wie Mediziner oder Physiker, die Komiker geworden sind. Das finde ich sehr interessant, diesen Bruch zwischen Ernsthaftigkeit und Komik.
Wie müssen Komiker sein?
Ursus: Der Komiker muss eigentlich vor allem etwas sein: lustig.
Nadeschkin: Und er braucht ein gewisses Alter. Ab 30 wird man lustiger!
Am Anfang Ihrer Karriere waren Sie ja Clowns.
Ursus: Wir spielten glücklicherweise zehn Jahre beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Auf der Strasse und an fast allen Arten von Anlässen, ausser an Beerdigungen. Wir wussten damals noch nicht, was man alles falsch machen kann. Das war eine gute Lehrzeit.
Vor 30 Jahren gab es Clowns, und es gab Kabarettisten. Heute gibt es nur noch Komiker. Als was bezeichnen Sie sich?
Nadeschkin: Leider ist es heute nicht mehr angesagt, sich Clown zu nennen, weil in jeder blöden Werbung ein Clown mit roter Nase irgendeinen Hamburger bewirbt.
Ursus: Eigentlich sind wir immer noch Clowns. Aber wir würden die Bezeichnung Clown nie mehr auf unser Plakat schreiben, einfach weil es nicht mehr stimmt. Und Kabarettisten waren wir nie, da wir nie ein politisches Bühnenprogramm machen wollten.
Wie haben Sie sich in den vergangenen 30 Jahren verändert? Und wie das Publikum?
Nadeschkin: Die kleinen Säle wurden grösser. Der Unterschied zwischen ländlichem und städtischem Publikum ist kleiner geworden. Es ist überall durchmischt. Wenn wir mehrere Tage am selben Ort spielen, dann kann sich das Publikum Abend für Abend total verändern.
Ursus: Wir müssen uns auch nach 30 Jahren auf das Publikum einstellen.
Hat das Publikum auch schon nie oder nur selten gelacht?
Ursus: Wir finden es gar nicht so wichtig, dass dauernd jemand lacht. Aber falls wir mal eine Pointe machen, bei der niemand reagiert, hilft es zu thematisieren, dass niemand reagiert. Das ist meistens lustig.
Nadeschkin: Ich kann nicht gut Witze erzählen, weil ich wahnsinnig gut darin bin, sie ständig zu vergessen.
Aber es gibt bestimmt einen Unterschied zwischen dem zahlenden Publikum, das wegen Ursus und Nadeschkin in einem Saal sitzt, und jenem, das bei einem Geschäftsanlass oder einer Gala eingeladen ist.
Ursus: Das stimmt, deshalb machen wir seit über 20 Jahren keine Galas mehr.
Die Gagen sind da oft besser, auch für nur kurze Auftritte!
Ursus: Wir sind noch nie wegen des Gelds aufgetreten, auch zu Beginn unserer Karriere nicht!
Nadeschkin: Bei Geschäftsanlässen sprechen die Leute lieber über ihre soeben getätigten Aktienverkäufe. Zudem spielt im Laufe eines solchen Abends der Alkohol fast noch die grössere Rolle als der Unterhalter. Das interessiert uns mässig. Uns geht es dann zu lange, bis sie die Pointe checken.
Bald geht es wieder los mit den zweiten 30 Jahren und einem neuen Bühnenprogramm. Walter Roderer und Ruth Jecklin waren auch jahrzehntelang Bühnenpartner und haben dann in ihren späten Jahren geheiratet. Könnte das auch bei Ursus & Nadeschkin passieren?
Ursus: Als Schlusspointe wäre dies natürlich ein tolles Statement: Nach 50 Bühnenjahren werden wir heiraten. Das müssten wir aber vorher mit unseren Lebenspartnern und Familien besprechen.
Nadeschkin: Vielleicht haben wir es 30 Jahre zusammen ausgehalten, weil wir eben eine Bühnen-Paar sind und kein Ehepaar.
Urs Wehrli (48) und Nadja Sieger (49) sind seit Ende der 80er-Jahre das Comedy-Duo «Ursus & Nadeschkin». Sie erhielten unter anderem den Schweizer und den deutschen Kleinkunstpreis, den Salzburger Stier, den New York Comedy Award, und sie sind Träger des renommiertesten Theaterpreises der Schweiz, des Reinhart-Rings. US-Medien nannten sie «The German Marx Brothers». Seit 30 Jahren sind die Mutter eines siebenjährigen und der Vater eines zwölfjährigen Buben mit den verschiedensten Produktionen zwischen Wien, Berlin, New York, Melbourne und der Schweiz unterwegs: vom Kleintheater ins Fernsehen, vom Schauspielhaus in den Zirkus oder auch in den Konzertsaal. Nach einer zweijährigen Bühnenpause melden sich die Komiker im Herbst mit einem neuen Programm zurück. Heute Abend um 20.10 Uhr widmet ihnen das Fernsehen SRF 1 die zweistündige Sendung «Die ersten 30 Jahre».
Urs Wehrli (48) und Nadja Sieger (49) sind seit Ende der 80er-Jahre das Comedy-Duo «Ursus & Nadeschkin». Sie erhielten unter anderem den Schweizer und den deutschen Kleinkunstpreis, den Salzburger Stier, den New York Comedy Award, und sie sind Träger des renommiertesten Theaterpreises der Schweiz, des Reinhart-Rings. US-Medien nannten sie «The German Marx Brothers». Seit 30 Jahren sind die Mutter eines siebenjährigen und der Vater eines zwölfjährigen Buben mit den verschiedensten Produktionen zwischen Wien, Berlin, New York, Melbourne und der Schweiz unterwegs: vom Kleintheater ins Fernsehen, vom Schauspielhaus in den Zirkus oder auch in den Konzertsaal. Nach einer zweijährigen Bühnenpause melden sich die Komiker im Herbst mit einem neuen Programm zurück. Heute Abend um 20.10 Uhr widmet ihnen das Fernsehen SRF 1 die zweistündige Sendung «Die ersten 30 Jahre».
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