Knapp 20-jährig, gründete Jürg Marquard (73) die Jugendzeitschrift «Pop» mit einem Startkapital von 2000 Franken. Schon früh war zu erkennen: Die Karriere und der Lebensstil des Zahnarzt-Sohnes aus Urdorf ZH sind aussergewöhnlich. Die Warnungen seines Vaters «Geh besser an die Uni studieren!» ignorierte er. Sein Ziel: den eigenen Weg unerbittlich weitergehen, nie aufgeben.
Das ist auch ein Ratschlag, den er seinen Schützlingen als Investor in der Sendung «Die Höhle der Löwen» (ab nächstem Dienstag um 20.15 Uhr auf TV24) weitergeben will. Neben dem Willen zum Erfolg braucht es aber auch Köpfchen. Deshalb lautet sein zweiter Ratschlag: «Es ist bei jedem Geschäft wichtig zu prüfen, ob man es skalieren und internationalisieren kann.»
Nur bedingt kann man sich aber das Wichtigste aneignen: das Näschen für Trends. Marquards Gespür für die Bedürfnisse des Publikums ist legendär. Hundert Millionen Franken Umsatz erzielte er schon Ende der 1980er-Jahre mit Jugendzeitschriften wie «Pop/Rocky», «Mädchen» oder «Popcorn» jährlich. Er erkannte die Träume der Jugend, die das Leben der Stars aufsaugen wollten. «Marquard ist ein super Typ – draufgängerisch, kreativ und seriös», attestierte ihm schon vor 30 Jahren Christoph Ringier, die damalige Nummer eins der Schweizer Medien.
Grosser Erfolg mit Frauenzeitschriften
Marquards Verlagsgeschäft nahm 1981 mit dem Vertrieb der deutschen «Cosmopolitan» schnell an Umfang zu – «Playboy», «Joy», «Shape» kamen dazu. Wesentlich für den Erfolg war immer: Marquard kannte die Show-Welt nicht nur vom Hörensagen, er bewegte sich selber darin. Schon mit Ende 20 kaufte er sich einen Rolls-Royce – «auch um meinen Verwandten, die mich bei Familientreffen immer fragten, ob ich überhaupt Geld verdiene mit meinen ‹Heftli›, das Maul zu stopfen».
Sein Hang zu Lifestyle und Luxus war auch Strategie. «Ich bin schon früh in den besten Hotels abgestiegen, obwohl ich sie mir damals eigentlich nicht leisten konnte. Deshalb nahm ich einfach das billigste Zimmer», erklärt er schmunzelnd. So betrachtet waren sein mondäner Lebensstil und sein Hang zu Top-Spots (Herrliberg, St. Moritz, Karibik) immer auch Teil eines unternehmerischen Kalküls. Marquard war mittendrin. Er arbeitet heute mit Tablet und Telefon, ist überall auf der Welt erreichbar.
Marquards Laufbahn ist vor allem eindrücklich, weil er schon früh etwas ganz Besonderes schaffte: als Newcomer Fuss zu fassen in einer Presselandschaft, die Grosskonzerne wie Springer, Bauer oder Burda dominierten. Später wurde er zum Pionier im Osten und schaffte es, angetrieben von seinem Expansionsdrang, Ehrgeiz und harter Arbeit, auch dort ein Imperium von Tageszeitungen aufzubauen.
Sein Unternehmen soll noch mehr wachsen
«Try the next big thing» (Suche nach dem nächsten Trend), lautete stets sein Credo. Im Moment entwickelt er mit seinem Team neue Geschäftsmodelle. «Wir versuchen, uns mit allen Mitteln in neue, grössere Ökosysteme einzuschleusen. Zum Beispiel im Gaming-Bereich, der bald 180 Milliarden US-Dollar umsetzen wird.»
Immer weiter, immer noch mehr? «Ich war in jeder Phase meines Lebens zufrieden mit dem, was ich besass», sagt er heute. «Ich hätte mir früher gar nicht vorstellen können, je so zu leben.» Jetzt hat Mister Pop geschäftlich nur noch ein Ziel: «Ich will mit meiner Mediengruppe, die in den letzten Jahren durch den Rückgang des Print-Geschäfts, aber auch durch die von mir getätigten Teilverkäufe geschrumpft ist, aufbrechen zu neuen Horizonten. Sie soll erfolgreicher und grösser werden, als sie es je war.»
In «Die Höhle der Löwen Schweiz» (ab Dienstag um 20.15 Uhr auf TV24) kämpfen Jungunternehmer um ein Investment. Die fünf Löwen sind Finanzunternehmer Tobias Reichmuth, Technologieunternehmerin Bettina Hein, Onlinehandel-Experte Roland Brack, Business-Apartment-Pionierin Anja Graf und Verleger-Mogul Jürg Marquard.
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