Die Frauen im «JRZ»-Container
Jeder Smoothie zählt

Seit Samstag verweilen Judith Wernli und Anic Lautenschlager in der Glasbox von «Jeder Rappen zählt» vor dem KKL in Luzern. Warum sie dort keine feste Nahrung zu sich nehmen, verraten die zwei Insassinnen im Interview.
Publiziert: 17.12.2018 um 19:29 Uhr
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Eine Woche lang sitzt Nik Hartmann mit seinen Kolleginnen Judith Wernli und Anic Lautenschlager (v. l.) vor dem Kultur- und Kongresszentrum Luzern in der Glasbox von «Jeder Rappen zählt».
Foto: SRF
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Peter PadruttRedaktor People

Frauenpower bei «Jeder Rappen zählt»: Eine Woche lang leben die SRF-3-Moderatorinnen Anic Lautenschlager (34) und Judith Wernli (45) in der Glasbox auf dem Luzerner Europaplatz und sammeln Geld für Bedürftige, die vertrieben wurden und keine Bleibe mehr haben. Das Motto lautet: «Ein Dach über dem Kopf». BLICK fragte nach, wie es ihnen dabei geht.

BLICK: Mit welchen Gefühlen gingen Sie in den Container?
Judith Wernli: Mit ganz viel Vorfreude auf alles, was kommt. Es laufen schon seit Wochen viele tolle Aktionen, mit deren Erlös die Menschen zur Glasbox kommen. Diese Momente am Spendenschlitz machen für mich «JRZ» aus. Eigentlich wollte ich auch noch etwas vorschlafen, aber mit den Glühwein-Apéros in der Adventszeit ist dieser Plan nicht ganz aufgegangen.
Anic Lautenschlager: Das Schöne an der Glasbox ist, dass man nie so recht weiss, was passieren wird – selbst, wenn man schon mal drin war. Diese Mischung aus Vorfreude, Nervosität und Ungewissheit mag ich. Dass wir uns danach von der Glasbox verabschieden, soll keine Rolle spielen. Es geht um das Hier und Jetzt.

Das diesjährige Motto lautet «Ein Dach über dem Kopf». Was geht Ihnen dabei besonders ans Herz?
Wernli: Jedes Kind hat ein Recht auf ein Zuhause. Ein Daheim ist doch viel mehr als ein Dach über dem Kopf. Wenn ich Geschichten von Kindern und Familien höre, die jahrelang in Zelten auf ganz engem Raum Leben, geht mir das sehr nahe. In den Zelten können sie nicht einmal aufrecht stehen und haben keinerlei Privatsphäre.
Lautenschlager: Die Vorstellung, sein Zuhause zu verlieren, möglicherweise auch im Wissen, nie wieder zurückkehren zu können, finde ich unheimlich brutal. Gerade Kindern wird so enorm viel weggenommen: Sicherheit und Chancen auf eine gute Zukunft.

Zum letzten Mal

Bereits zum zehnten Mal findet die SRF-Spendenshow «Jeder Rappen zählt» (JRZ) statt – dieses Jahr zum letzten Mal. «Es ist Zeit für etwas Neues», meinte Röbi Ruckstuhl (55), einer der JRZ-Väter und heute Chef der SRF-Radios, gegenüber SonntagsBlick. Es werde an einem Nachfolgeprojekt gearbeitet, konkret sei aber noch nichts. Total konnte SRF in den letzten neun Jahren der Glückskette über 60 Millionen Franken übergeben. (Fibo Deutsch)

Bereits zum zehnten Mal findet die SRF-Spendenshow «Jeder Rappen zählt» (JRZ) statt – dieses Jahr zum letzten Mal. «Es ist Zeit für etwas Neues», meinte Röbi Ruckstuhl (55), einer der JRZ-Väter und heute Chef der SRF-Radios, gegenüber SonntagsBlick. Es werde an einem Nachfolgeprojekt gearbeitet, konkret sei aber noch nichts. Total konnte SRF in den letzten neun Jahren der Glückskette über 60 Millionen Franken übergeben. (Fibo Deutsch)

Was mussten Sie unbedingt in die Glasbox mitnehmen?
Wernli: Meinen Flamingo-Kafibecher und meine Trinkflasche. Die beiden sind immer und überall dabei.
Lautenschlager: Ein paar meiner Mützen. Das erspart am Morgen das Frisieren.

Was wird am schwierigsten im Container?
Wernli: Im ersten Jahr war meine grösste Herausforderung, ins Bett zu gehen. Ich wollte keine Sekunde dieser Stimmung und keinen Menschen am Spendenschlitz verpassen. Aber so ganz ohne Schlaf geht es nicht.
Lautenschlager: Zum ersten Mal ist unser «Schlafzimmer» nur mit einer dünnen Wand von der Glasbox getrennt. Und auf dem Dach gibt es Livekonzerte von Bands. Es kann also laut werden.

Was machen Sie, wenn Mitinsasse Nik Hartmann schnarcht?
Wernli: Dann habe ich einen guten Grund, nicht ins Bett zu gehen.
Lautenschlager: Meine Kopfhörer aufsetzen. Oder zurückschnarchen.

Wovon ernähren Sie sich?
Wernli: Von Smoothies und reichhaltigen Suppen. In der Box eine Pizza zu essen, wäre viel zu umständlich. Ausserdem will niemand meinen Kampf mit den Käsefäden sehen. 
Lautenschlager: Ich habe schon bei meinen anderen Box-Einsätzen auf Flüssignahrung gesetzt, das hat sich bewährt. Erstaunlicherweise hatte ich nie Hunger.

Frauen sind meistens ordentlicher als Männer. Werden Sie Nik Hartmann an die Kandare nehmen, wenn er nicht aufräumt?
Lautenschlager: Ah ja? Wollen Sie mal meine Wohnung sehen? Ordnung war noch nie wirklich ein Thema in der Box. Wir haben einen Staubsauger. Das reicht.
Wernli: Ich bin im Chaosschaffen auch sehr gut. Solange wir senden können, sind Ordnung und Unordnung so oder so kein wichtiges Thema.

Was ist anders, wenn man nicht im Studio moderiert?
Wernli: Das Publikum steht direkt vor der Box, dadurch wird mein Tick sichtbar. Ich kann nicht anders, als ständig mit dem rechten Fuss nervös zu wippen. Es ist manchmal sogar im Radio hörbar.
Lautenschlager: Und jeder von uns moderiert pro Tag im Schnitt acht Stunden. Dazu wenig Schlaf und sehr viel Endorphin. Es ist, wie frisch verliebt im Schullager.

Wie viel Geld soll zusammen kommen?
Wernli: Wir haben uns keinen Betrag zum Ziel gesetzt. Ich hoffe aber auf ganz viele Menschen, die sich in irgendeiner Form beteiligen. Sei es mit Guetslibacken, Basteln, Kafikässelileeren oder Musikwünschen. Dieses Gefühl, gemeinsam etwas zu bewegen, macht für mich «Jeder Rappen zählt» aus.

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