Die elegante Dame sitzt vor einem Glas weissen Tessiner Merlots in der Trattoria Taverna, zieht genüsslich an der Zigarette und freut sich über all die Menschen, die zu ihr an den Tisch kommen, um sie herzlich zu begrüssen. Noëlle Jeannette Stern (88) hält Hof in ihrer Lieblingsbeiz in Ascona TI.
Im Jahre 1949 wurde die Frau mit dem klangvollen Namen zur ersten Schweizer Schönheitskönigin nach dem Krieg gekrönt. Die Wahl der Miss Swiss, wie es dazumal hiess, fand in Genf statt. Im gleichen Jahr hatte die gebürtige Bielerin vorher bereits zwei Schönheitswettbewerbe in ihrer Heimatstadt, die Miss-Braderie- und die Miss-Bienne-Wahl, gewonnen. «Innerhalb eines Jahres war ich dreimal die Schönste», erinnert sich Noëlle Stern an diese aufregende Zeit.
Sie war schöner als Filmstar Nadja Tiller
Beinahe hätte es sogar noch zu einem vierten Titel gereicht. Bei den Miss-Europa-Wahlen in Palermo (I) landete die Miss Swiss hinter der Miss France auf Platz zwei. «Die Französin durfte ein schöneres Kleid als ich tragen, da ich vorgängig den Organisatoren erklärt hatte, dass ich im Fall einer Wahl nicht auf Promotour gehen würde», erklärt Stern die Gründe für ihre knappe Niederlage.
Die Ansagerin beim damaligen Radio-Telefonrundspruch wollte ihre attraktive Arbeitsstelle nicht aufgeben. «Immerhin war ich vor Nadja Tiller (88) platziert, vor dem späteren Filmstar, die als eine der erotischsten Frauen der Welt bezeichnet wurde», freut sich die rüstige Dame, bei der die vergangenen 68 Jahre kaum Spuren hinterlassen haben.
Der zweite Ehemann ist 41 Jahre jünger
28 Jahre nach der Scheidung von ihrem ersten Ehemann heiratet Noëlle Jeannette Stern ihren zweiten Gatten. Sie ist bereits 81 Jahre alt, der Ehemann 41 Jahre jünger. «Das hat wegen seiner grauen Haare niemand bemerkt», sagt die fröhliche Ex-Miss-Swiss. Gescheitert sei die Ehe nicht am Altersunterschied, sondern am Alltag. «Ich war ihm zu ordnungsliebend, da ich vorher lange allein gelebt hatte», ist sie überzeugt.
Dass sie allein gelebt hat, heisst aber nicht, dass Stern während dieser Zeit keine Bekanntschaften gehabt hätte. Zusammen mit ihrem zweiten Ehemann habe sie einmal eine Liste mit ihren Verflossenen erstellt, verrät sie. «Insgesamt hatte ich 43 Männer, doch heute vermisse ich nicht den Sex, sondern ich sehne mich nach Zärtlichkeit.»
«Man soll nie etwas Schlechtes denken»
Freude hat die Miss von einst an den Miss-Wahlen der Zukunft. «Ich finde es toll, dass es endlich wieder einen richtigen Schönheitswettbewerb geben wird», freut sie sich über die neuen Miss-Schweiz-Wahlen im Frühling 2018, die von 3+ produziert und übertragen werden.
Vielleicht kommt dann zu Noëlle Jeannette Sterns bisherigen drei liebsten Miss-Schweiz-Gewinnerinnen noch eine vierte hinzu. Die beiden Tessinerinnen, Miss Schweiz 2006 Christa Rigozzi (34) und Miss Schweiz 1996 Melanie Winiger (38), liegen ihr sehr am Herzen. Aber auch für Lolita Morena (56), die Miss Schweiz 1982, kann sie sich begeistern. «Alle drei Frauen machen einen glücklichen Eindruck», sagt Stern und verrät gleich ihr Rezept für ein langes, glückliches Leben: «Man soll nie etwas Schlechtes denken!»
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