Noch 2017 war der Begriff «Influencer» der Anglizismus des Jahres, ein Newcomer in der Wortlandschaft, unter dem sich längst nicht jeder etwas vorstellen konnte. Heute steht «Influencer» im Duden, gehört zum alltäglichen Sprachgebrauch – und ist Traumjob vieler Jugendlicher.
Dass heute in Zürich zum wiederholten Male an den «Smile Swiss Influencer Awards» Preise für herausragende Leistungen im Social-Media-Marketing vergeben werden, beweist: Die Influencer sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen – und der Name ist Programm. Influencer beeinflussen, sie tragen 2023 zur allgemeinen Meinungsbildung bei und sind für einen Grossteil bedeutender Firmen ein Schlüssel-Faktor in Sachen Werbung und Marketing: Das bestätigt gegenüber Blick auch Nils Borchers (41), Akademischer Mitarbeiter an der Universität Tübingen (DE) und ausgewiesener Fachmann in Sachen Social-Media- und Kommunikationstrends. «2017, 2018 war der Knackpunkt, wo grosse Unternehmen auf den Zug aufgesprungen sind. Und dann kam die Corona-Pandemie», erklärt der Deutsche.
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Die Zeiten von Lockdowns und Einschränkungen hätten dem Influencer-System in die Karten gespielt, ist sich Borchers sicher: «Influencerinnen und Influencer konnten von zu Hause aus arbeiten – und habe mit ihren Fans, die auch daheim waren, die neue Lebensrealität geteilt.»
Dass Influencer gerade zu solchen werden, hat einen klaren Grund: «Influencerinnen sehen eigentlich aus wie ganz gewöhnliche Internetnutzer und verhalten sich auch so. Und zwar ganz bewusst – um für ihre Follower nahbar zu erscheinen. Quasi wie eine gute Freundin oder ein älterer Bruder», meint der Experte. Die Ideologie dahinter sei klar: Jeder, der will, könnte Influencer sein: «Ich habe im deutschen Amazon-Shop mal gestöbert, wie viele Ratgeber es zum Thema ‹Influencer› gibt.» Er habe über 150 gezählt.
Dass jemand als Influencerin oder Influencer Erfolg hat, «hängt auch mit Glück zusammen», ist sich Borchers sicher: «Und das Glück tritt in Form des Algorithmus in Erscheinung. Du brauchst den einen Moment, in dem er deinen Inhalt auf irgendeine Art und Weise als besonders interessant, relevant und attraktiv einstuft – sei es über die Hashtags, die Publikationszeit oder das Thema, das angesprochen wird.»
Droht dem «System Influencer» irgendwann mal ein jähes Ende? «Dass Influencing weitergeht, davon bin ich fest überzeugt. Die Frage ist bloss: Macht die Werbeindustrie da noch mit? Die Goldgräberstimmung ist seit ein, zwei Jahren durch.»
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