In der Neuverfilmung von «Mord im Orient-Express» wimmelt es von grossen Stars. Doch die Show gehört einer Schweizer Dampflok aus dem Jahr 1931.
Allzu oft ist man enttäuscht, wenn man Filmrequisiten in natura sieht. Nicht so bei der 241-A-65. Was für ein wunderschönes altes Dampfross! 200 Tonnen schwer, über 26 Meter lang und 4,14 Meter hoch – die in Frankreich gebaute Maschine ist die zweitgrösste betriebsfähige Dampflok in Europa und der Traum eines jeden Eisenbahnfans.
Dieter Holliger (60) kümmert sich als Betriebs- und technischer Leiter des Vereins 241-A-65 in Full-Reuenthal AG um den Unterhalt. Er schmunzelt: «Den Ingenieuren war es wichtig, dass die Lok gut aussah. Wo wir mit ihr hinkommen, sorgt sie für Begeisterung.»
Das ist bis nach Hollywood gedrungen. Regisseur Kenneth Branagh (56, «Thor») schickte extra ein Team in die Schweiz, um die Lok zu filmen. Auch Geräusche wurden aufgenommen und Details nachgezeichnet. Denn für seine Neuverfilmung von «Mord im Orient-Express» (jetzt im Kino) liess er die Lok 1:1 nachbauen. Mit Kessel aus Gusseisen und Rädern aus Kunststoff. Holliger wurde samt Frau ins Londoner Longhorn-Studio eingeladen. Und staunte: «Selbst ich habe fast keinen Unterschied erkannt.»
Gedreht wurde auch in der Schweiz. Auf der Privatstrecke Sursee–Triengen im Kanton Luzern wurde die 241-A-65 im März in Szene gesetzt. Pikant: Ursprünglich waren Dreharbeiten bei Grenoble (F) geplant gewesen. Doch die Franzosen gaben keine Bewilligung. Vielleicht auch deshalb, weil der Prototyp der Dampflok aus dem Jahr 1925 in Mulhouse (F) im Museum steht.
Die Show in «Mord im Orient-Express» gehört aber trotz Stars wie Johnny Depp, Michelle Pfeifer oder Penélope Cruz der 241-A-65. Holliger und die anderen Vereinsmitglieder haben den Auftritt «ihrer» Lok – sie wurde dem Verein aus Haftpflichtgründen vom Schweizer Besitzer übergeben – schon gestern an der Vorpremiere gesehen.
Dank dem Hollywood-Auftritt hoffen sie auf noch mehr Unterstützung. Denn der Unterhalt des Dampfkolosses – Versicherungswert: 4,5 Millionen Franken – ist teuer. Ausserdem ist Holliger zu Ohren gekommen, dass Regisseur Branagh Eisenbahnfan ist: «Bei einer unserer nächsten Fahrten werden wir versuchen, ihn einzuladen.»
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