Der Snowboard-Olympiasieger verarbeitet in einer Foto-Serie seinen Liebesschmerz
Schöner leiden mit Iouri Podladtchikov

Bei einem schweren Sturz an den X-Games in Aspen zog sich der Schweiz-Russe Hirnblutungen und eine gebrochene Nase zu. Nun ist er zurück mit einer figurativen Ausstellung seiner Fotografien. Und öffnet dabei sein Herz.
Publiziert: 06.04.2018 um 08:46 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2018 um 17:46 Uhr
«Ich kann nicht mehr aufhören zu fotografieren»
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Iouri Podladtchikov stellt seine Bilder aus:«Ich kann nicht mehr aufhören zu fotografieren»
Flavia Schlittler

Ende Januar stürzte Snowboard-Olympiasieger Iouri Podladtchikov (29) so schwer, dass er sich Hirnblutungen und eine gebrochene Nase zuzog. Nun ist er zurück in der Öffentlichkeit. Gesund und mit neuer Nase, 16 neuen Fotografien und nicht einer Liebesgeschichte, wie der Titel seiner Ausstellung lautet. Es sind Frauen, die er figürlich ablichtet. Models, mit denen er sich gerne umgibt. Sie sind auf den Fotos unkenntlich, figurativ werden sie in die geometrische Form des Raums komponiert. Von hinten, auch mal ohne Kopf oder mit den Haaren im Gesicht. Die Weiblichkeit, die ihn fasziniert, fesselt und ihn momentan nicht genug leiden lässt.

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«Vers moi» betitelt Podladtchikov dieses Foto. Es kostet 1700 Franken und ist Teil seiner Ausstellung «Nicht eine Liebesgeschichte».
Foto: Iouri Podladtchikov / Courtesy Christophe Guye Galerie

Er sehnt sich nach einem gebrochenen Herzen

«Liebesschmerz bringt mich weiter. Ich sehne mich danach, an gebrochenem Herzen zu leiden», sagt er. Er sei kein Masochist, doch er möchte Konsequenz. Eine klare Linienführung. Dies ist sein Anspruch in seinen Fotografien, genauso wie für sein Leben. Der Sieg und der Sturz, die Liebe oder der Bruch. Er sei seit einem Jahr in einer In-und-Out-Beziehung, mit nur ein bisschen gebrochenem Herzen. «Das ist für mich eine Katastrophe. Es ist langweilig, nur ein bisschen zu spüren, dass die Liebe wehtut», sinniert der Schweiz-Russe. Um wen es sich dabei handelt, möchte er für sich behalten.

Konfrontation mit der Endlichkeit

Umso intensiver verarbeitet er all seine Gefühle in seinen sinnlichen Polaroidfotos, die er bis zum technisch möglichen Format auf Silbergelatine vergrössert hat. Polas, ein Material mit Ablaufdatum. «Wir sind alle und immer wieder mit der Vergänglichkeit konfrontiert. Sei dies im technischen Bereich, im Leben sowieso und in der Liebe ganz besonders», sagt der charismatische Sportler. So möchte er den Menschen, die seine vorwiegend schwarz-weissen Fotografien sehen, mit seiner Kunst begegnen. «Im besten Fall sehen, denken und spüren sie jedes Mal, wenn sie das gleiche Foto sehen, etwas ganz anderes.» Talent und Leidenschaft. Dies zeichne Podladtchikov aus, schwärmt der Galerist Christophe Guye (52).

Models, Blümchen und ein Plattenspieler

Kunst ist für den Sportstar eine stetige Bewegung. Deshalb hat er seine Fotografien auch schwebend aufgehängt. Doch es sind nicht nur Models, die in berühren, es ist auch mal nur ein Blümchen in einer Vase oder ein Plattenspieler. Auch im Stillleben zelebriert Podladtchikov die Vergänglichkeit.

Die Ausstellung «Nicht eine Liebesgeschichte» von Iouri Podladtchikov wurde gestern in der
Au-Premier-Galerie im Zürcher Hauptbahnhof eröffnet und dauert bis Oktober.

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