Darf man fragen, wie viel dieser Allen Jones kostet?
Jürg Marquard: Einiges. Aber dafür, dass Allen Jones als einer der weltweit bedeutendsten Vertreter der Pop-Art gilt, sind seine Bilder relativ erschwinglich. (Das Bild wurde zu einem sechsstelligen Betrag angeboten; Red.)
Sie können sich quasi alles leisten. Gibt es Dinge, von denen Sie noch träumen?
Im materiellen Sinne eigentlich nicht. Eine längere Yacht brauche ich nicht. Mit grösseren Jets fliegen muss auch nicht sein. Ich bin glücklich, wenn es so weitergeht wie bisher und ich gesund bleibe. Wichtig ist mir, dass es unseren Kindern gut geht und unsere grosse Patchworkfamilie zusammenhält.
Sie sind seit zwölf Jahren mit Raquel zusammen. Glücklich?
Ja, das ist für uns beide die dritte Ehe. Wir leben in einer guten und intensiven Beziehung, die jetzt in eine neue Phase kommt, da Raquels Sohn Vincent demnächst in Boston sein Studium aufnimmt. Damit ist das letzte von sieben Kindern flügge geworden. Das gibt uns als Paar mehr Freiheiten. Ich habe in den letzten Jahren sehr viel gearbeitet, jetzt freuen wir uns auf mehr gemeinsame «Quality Time». Demnächst wird unsere neue Villa auf der Karibik-Insel Nevis fertig, in der wir viel Zeit verbringen wollen.
Das Paar lebt in diversen Domizilen: In der Villa «Bella Vista» in Herrliberg verbringt es etwa drei Monate. Im Winter residieren die Marquards im Turm vom Badrutt’s Palace in St. Moritz GR, dazu kommen die jüngst erstandene Bergvilla «Chantarella» und die Villa «Le Mangabey» in der Karibik. Viel Zeit verbringt das Paar auch auf der 50-Meter-Yacht «Azzurra II». Auf ihr findet morgen im kleinsten Kreis die Geburtstagsfeier statt. Die grosse Party mit über 200 Gästen soll erst Ende August stattfinden.
Sie werden morgen 70. Ändert sich für Sie etwas?
Nein, absolut nicht. Das ist ein Geburtstag wie jeder andere.
Aber 70 ist doch eine gewisse Altersgrenze.
Danke, dass Sie mich daran erinnern (lacht). 60 wäre ja genauso eine gewisse Altersgrenze gewesen. Hab ich da etwa irgendwas verpasst? Ich verrate Ihnen gerne was: Ich bin ein Spätzünder. Ich war schon fast 60, als ich mit dem Autorennsport angefangen habe. Und zwar gleich mit den Vorrennen zur Formel 1. Wenn man so aktiv ist und zwölf bis 14 Stunden am Tag arbeitet, hat man keine Zeit, übers Älterwerden nachzudenken. Zudem habe ich sieben Kinder, die mich auf Trab halten.
Wie gehen Sie mit denen um?
Ich lasse ihnen sehr viele Freiheiten. Und ich habe sie immer motiviert, ihre Träume zu verwirklichen – genau das zu tun, was sie aus ganzem Herzen wollen. Ich habe das Glück, dass drei meiner Kinder, die Drillinge, von Anfang an genau wussten, was sie wollten. Für Caroline gibt es nur Musik. Sie ist eine fantastische Songwriterin und Sängerin. Für Audrey gibt es nur Tennis und für Alexandra nur Fashion. Bei meinen beiden Erstgeborenen war es etwas anders. Aline pendelte zwischen Studien in Kommunikation und Fashion und arbeitete auch in meiner Firma. Heute ist sie in Mexiko ein erfolgreiches Model und hat zwei Firmen aufgebaut. Mein Sohn Philipp hat sich momentan dem Journalismus verschrieben, vielleicht will er aber doch noch etwas anderes machen. Das ist auch okay. Manchmal führt der Weg zum Erfolg über verschiedene Stationen. Ich bin auf alle meine Kinder sehr stolz ...
Wie ist es mit den Kindern von Raquel?
... auf die natürlich auch. Bianca ist als Model erfolgreich; sie hat mit ihrem No Animal Brand einen Superstart als junge Unternehmerin hingelegt. Und Vincent hat einen Platz an einer guten Uni in Boston bekommen.
Anders als Ihre Kinder haben Sie sich alles selber erarbeitet.
Ja, für die erste Ausgabe des Magazins «Pop» musste ich mir 2000 Franken von Schulfreunden ausleihen. Daraus ist ein sehr respektables Medienunternehmen geworden. Wenn man am Anfang kleine Brötchen backt, statt mit der grossen Kelle anzurühren, weiss man den Wert des Geldes natürlich anders zu schätzen.
Ihre Kinder haben da ganz andere Startchancen.
Nein. Aline und Bianca haben beide eigene Unternehmen gegründet und von mir kein Geld dafür bekommen. Sie haben auch nicht danach gefragt. Sie fingen also genau so an wie ich damals.
Wann wurde Ihnen klar, dass Sie mal so erfolgreich werden?
Ich wusste immer, dass ich alles daransetzen werde, Erfolg zu haben.
Warum ist Ihnen Erfolg so wichtig?
Weil ich mich schon in jungen Jahren von den anderen unterscheiden wollte. Ich wollte mich von der Masse abheben. Wer diesen Wunsch nicht hat, wird es auch nie wirklich zu viel bringen.
Wie wichtig war neben Ehrgeiz das Gewinnstreben?
Geld war nie meine wichtigste Motivation. Aber ich habe schnell kapiert, dass ohne Geld nichts geht. Im Verlagswesen kann man auch viel verlieren. Meine wichtigste Motivation war immer die Realisation meiner Träume.
Geld ist nicht die Motivation, aber Sie geniessen es offensichtlich ...
Ja. Ich bin sicher nicht so blöd, dass ich das, was ich hart erarbeitet habe, nicht geniesse (lacht).
Macht Geld glücklich?
Wenn man so wie ich das Glück gehabt hat, genug Geld zu verdienen, und dann damit unglücklich ist, ist man einfach sehr dumm. Natürlich kann Geld glücklich machen. Es macht mir Spass, wenn ich Kunst wie jetzt diesen Allen Jones oder andere schöne Dinge kaufen kann. Ich freue mich, wenn ich auf meine Yacht kann. Aber natürlich ist Geld nicht der einzige wichtige Wert im Leben.
Welche anderen Werte sind Ihnen wichtig?
Familie, Liebe, Solidarität, Freundschaft.
Wann hat man genug Geld?
Gute Frage. Ich hatte eigentlich immer genug. Auch als ich noch ganz wenig hatte. Genug Geld hat man, wenn man zufrieden ist mit dem, was man hat. Wenn ich jetzt anfangen würde, darüber nachzudenken, warum Mark Zuckerberg so viel mehr Geld hat als ich, dann wäre ich ein armer Mann und todunglücklich. Ein lustiger Gedanke.