Angefangen hat alles mit einer heimlichen Liebe: In der dritten Klasse schwärmte Beat Schlatter (58) für seine Mitschülerin Angelika. «Jeden Tag freute ich mich auf die Schule. Nicht wegen des Unterrichts, sondern weil ich ihr nahe sein würde», erinnert sich der Schauspieler. Die Sommerferien mit den Eltern in Engelberg OW schienen dem 9-Jährigen damals unendlich lang, also schickte er seiner Angebeteten eine Postkarte mit küssenden Kindern drauf. Einen Kuss bekam er allerdings nie von Angelika, geblieben ist dafür die Liebe zu Postkarten.
Nostalgie pur mit Strandschönheit
Bis heute schreibt Schlatter aus den Ferien Grüsse an Freunde, zugleich behält er jeden Kartengruss und sammelt leidenschaftlich. Angetan haben es ihm vor allem Sujets aus der Hochblüte der europäischen Ferienzeit zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren. Jetzt hat Schlatter für die Reihe «Postcards» im Merian Verlag mehr als vierhundert Karten aus seiner umfangreichen Sammlung ausgesucht. Nostalgie pur mit alten Passstrassen oder dem nächtlichen Rimini – und natürlich darf auch die leicht bekleidete Strandschönheit nicht fehlen.
Postkarten sind wie gute Popsongs
Genau das motivierte Schlatter zu einer Eigenproduktion. Nach dem Vorbild der Postkarten aus den 1970er-Jahren liess er befreundete Models im Bikini vor Schweizer Sehenswürdigkeiten posieren. «Ich war überzeugt, dass ich mir damit meine Altersvorsorge sichern würde», scherzt er. Die Karten von der Luzerner Kapellbrücke bis zum Matterhorn wurden aber nicht zum Verkaufsschlager: «Sie lagern noch immer in meinem Keller. Aber die Produktion mit der Reise durch die Schweiz bleibt unvergessen.»
Bei allen Daheimgebliebenen wecken die knallbunten Bilder Fernweh und Erinnerungen. «Postkarten sind wie gute Popsongs. Jeder versteht sie, und zugleich erinnert sich jeder an etwas anderes – sei es an die erste Liebe oder die Begegnung mit einer Feuerqualle.»