Der grosse Entertainer wäre 75 geworden
Wo sind die Erben von Kurt Felix?

TV-Checker Padrutt nimmt die SRF-Stars unter die Lupe. Aushängeschilder wie Roman Kilchsperger, Susanne Kunz, Nik Hartmann & Co. spulen Sendungen unfallfrei ab. Aber wer von ihnen kann dem grossen Macher Felix das Wasser reichen?
Publiziert: 24.03.2016 um 23:17 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:20 Uhr
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Am Ostersonntag würde Kurt Felix seinen 75. feiern.
Foto: Keystone
Peter Padrutt

Hätte man Kurt Felix eine lustige Unterhaltungsshow zu seinem 75. Geburtstag am Ostersonntag machen lassen, er hätte in Zeiten, in denen Fernsehmacher nur noch Shows durchschleusen, einen guten Einfall gehabt. Vielleicht hätte er ein paar Männer in Kostüme mit langen Ohren gesteckt. Diese Idee hatte er einst für den «Teleboy», doch dann wurde sie abgewürgt.  In Overalls mit der Aufschrift «Abhol-AG» räumten die Männer in Berner Strassen-Cafés Tische weg. Alles war schon im Kasten. Aber als die kräftigen Typen auch noch einem Bundesrat den Sessel unter dem Hintern wegziehen wollten, gab es Ärger.

Kurt Felix hatte Rekordquoten

Kurt Felix hat den Witz immer ernst genommen: Er reihte sich ein in die Runde der grossen Show-Elefanten wie Peter Frankenfeld, Hans Rosenthal und Rudi Carrell, die ihre Sendungen nicht nur präsentierten, sondern selber auch akribisch planten. Vom holländischen Pfiffikus Carrell lernte der St. Galler: «Man kann nichts aus dem Ärmel herausschütteln, was man vorher nicht hineingesteckt hat.» Das Publikum müsse auch mindestens zweimal pro Abend lachen können.

Felix’ Sendungen waren Strassenfeger. Sein «Teleboy» (36 Folgen, 1974–1981) erreichte 1975 mit 2 073 000 Zuschauern die höchste je gemessene Zuschauerzahl in der Schweiz. Und mit Ehefrau Paola holte er mit «Verstehen Sie Spass?» in der ARD Rekordquoten von bis zu 23 Millionen!

Wo sind seine Erben?

Star-Regisseur Max Sieber, der mit ihm beide Shows produzierte, erinnert sich: «Kurt war ein Perfektionist, der all seine Sendungen bis ins Detail plante.» Jeder Streich mit der versteckten Kamera sei zuerst geprobt worden. Sogar beim Schnitt war Felix stets dabei. Er kontrollierte einfach alles. Oft habe er ihm gesagt: «Ich mache schliesslich nur Sendungen, die ich mir selber auch anschauen würde.»

Der vor vier Jahren verstorbene Kurt Felix stand für eine Unterhaltung mit Haltung. Und wie ist es heute beim SRF? Es kommen viele Leute zum Einsatz, die nicht allzusehr schmerzen, die nicht aufregen, aber auch nicht anregen. Das hat auch damit zu tun, dass das Fernsehen seine Talsohle erreicht hat. Es werden lizenzierte Formate eingekauft, die kreativen Köpfen kaum Freiräume lassen. Das moderne Fernsehen will oder braucht sie nicht mehr.

Wie eine Raffelverkäuferin an der Olma

Bei Sven Epiney, dem perfekt getrimmten Showmaster, dem nie ein Fehler passiert, ist man froh, dass er seine Sendungen nicht auch noch alleine schreibt. Susanne Kunz hampelt und buzzert derzeit aufgedreht wie eine Raffelverkäuferin von der Olma durch «Die grössten Schweizer Talente». Dabei hätte die rasante Kunz, die auch Quizfragen tausendfach abträgt, mit ihrer Zungenfertigkeit das Zeug zur Talkerin. Man müsste bei ihr den Shaker mit dem Rohgemüse nur weniger auf Turbo stellen.

Witz und Charme zeichnen Tausendsassa Viola Tami aus, doch als Nummerngirl bei «DGST»  ist sie verheizt. Gerade zeigte sie im Musical «Stägeli - uf Stägeli ab» ihr grosses Können als Entertainerin. Man müsste sie beim SRF nur richtig einsetzen. Und dann ist da noch Hackbrettspieler Nicolas Senn. Er bleibt immer schön auf der Tonspur, seine Moderationen sind aber ein Feuerwerk der Langeweile.

«Er ist ein telegenialer Sonnyboy»

Gibt es wirklich keinen, der Kurt Felix beerben kann? Doch. Roman Kilchsperger macht seine Sendungen mit Verve und Neugier. Kurt Felix bezeichnete ihn selber als seinen Nachfolger. «Er ist kein Sabbelseliger und kommt trotzdem locker daher.» Er ist kein Klischeezimmerer und formuliert trotzdem publikumswirksam. «Er ist ein telegenialer Sonnyboy», schrieb die Legende über den aufstrebenden Kilchsperger, als dieser mit der Sendung «MusicStar» den Durchbruch hatte.

Das Problem ist nur: Man müsste solche Talente vermehrt auch selber ihre Shows ausjassen lassen. Der fidele Nik Hartmann wirkt in seinen volkskulturellen Sendungen wie Kurt Felix in seinen besten Zeiten. Er ist nah bei den Menschen, stets hellwach, aber er kann mehr als Blumentrog-Fernsehen. Man müsste ihn einfach alleine machen lassen.

Das gilt auch für die zwischen Reise- und Politsendungen switchende Mona Vetsch. Statt sie mit Politikern ins Quotenloch fahren  oder Auswander aufspüren zu lassen, hätte diese TV-Frau eine ganz auf sie zugeschnittene Sendung verdient. Eine, die sie nicht nur ansagt sondern von A bis Z mutgestaltet.

Das Fernsehen hat sich verändert

Natürlich hat sich das Fernsehen verändert. Die Zeit, in der von den Urgrosseltern bis zu den Enkeln alle mit Salzstangen vor dem TV-Apparat sassen, und den multitalentierten Show-Zampanos lauschten, ist vorbei. Aber vielleicht kann man rückblickend auch lernen. Kurt Aeschbacher machte den Samstagabend mit aktionsreichen und mutigen Sendungen wie «Grell-pastell» oder «Casa Nostra» noch zum Ereignis. Beni Thurnheer und Max Sieber gestalten ein «Benissimo» noch selber - das gab den Shows Profil.

Manchmal wünscht man sich, dass wieder einmal einer zum Fernsehen geht, der grosse Momente kreiert. So wie Kurt Felix, der junge Gewerbelehrer, der mit einem Rucksack voller Ideen zum Fernsehen abhaute und TV-Geschichte schrieb. Heute verpflichten Sender Moderatoren, bei denen die Menschen, wenn sie nicht einschalten, wenigstens nicht abschalten. Schade.

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