Ursula Andress (84) ist einer der grössten Stars, den die Schweiz je hatte. Mit ihrem Bikini-Auftritt in «James Bond – 007 jagt Dr. No» von 1962 ist sie zur Filmikone geworden. Die gebürtige Ostermundigerin lebt seit Längerem in Rom. Ihre öffentlichen Auftritte sind mittlerweile rar, Interviews ebenso. Eine der seltenen Ausnahmen macht sie in der aktuellen Ausgabe des «Bärnerbär» für ihren langjährigen Freund Claudio Righetti (54), der diesen November für die Stadtberner Exekutive kandidiert.
Angesprochen auf ihr Erfolgsgeheimnis, sagt Andress: «In Hollywood musste ich mich ganz allein durchschlagen. Wäre mir keine Disziplin beigebracht worden, hätte ich es wohl kaum geschafft. In der Schule wurde ich wegen meines strengen Grossvaters oft gehänselt. Es verging kein Monat, ohne dass er mir und meinen Geschwistern erklärte, wieso er so streng mit uns sei. Er hatte recht, denn seine Weisheiten haben mir enorm geholfen. Stell dir vor: All die Verführungen, denen ich in meinem Leben begegnet bin ...» Ganz allen konnte Andress dann doch nicht widerstehen. So war sie mit James Dean (1931–1955) oder Jean-Paul Belmondo (87) liiert.
«Es braucht mehr Mut zur Grösse»
Im Interview schlägt sie zu ihrer Heimatstadt auch kritische Töne an. «Leider wissen viele Menschen nicht, dass Bern die Hauptstadt der Schweiz ist. Die meisten, denen ich im Ausland begegnet bin, denken jeweils an Zürich oder Genf. Der Name Bern fällt fast nie. Gstaad aber kennen sie.» Das internationale Business habe sich in der Vergangenheit immer häufiger nach Zürich und Genf verlagert. «Es wäre schön, könnte Bern wieder mehr auf sich aufmerksam machen. Es braucht Mut zu mehr Grösse», sagt Andress.
In den 50er- und 60er-Jahren sei dies anders gewesen. «Alle hatten eine Zukunft, strahlten Lebensfreude aus. Menschen standen sich näher, gingen miteinander essen und schauten sich dabei in die Augen. Heute sind alle auf Facebook oder Instagram und wollen möglichst schnell eine günstige Gucci-Tasche kaufen. Fürs Geniessen nimmt sich kaum jemand bewusst noch Zeit.»
«Schweizer sind ein verschlossenes Völkchen»
Auf die Frage, ob Bern gastfreundlich sei, antwortet die weltbekannte Schauspielerin: «Ich finde, hier ist man eher lieber unter sich – im Gegensatz zu den Italienern, zum Beispiel. Eine wirkliche Offenheit erlebe ich selten. Wir Schweizer sind nun mal ein eher verschlossenes Völkchen.»
Gut gelaunt verrät Andress auch, wie sie bereits früh mit den Ordnungshütern in Konflikt kam: «Schon als kleines Mädchen reizte mich das Abenteuer. Obwohl es streng verboten war, badete ich im Sommer im Wasserbecken des Welttelegrafen-Denkmals am Helvetiaplatz. Rückte die Polizei an, rannte ich weg, so schnell ich konnte.»