Er erfand den Mundartrock, und Songs wie «Alperose», «Kiosk» oder «D Rosmarie und I» gehören zum Schweizer Volksliedgut. Am Montag, 16. März, könnte der im Juli 2017 verstorbene Polo Hofer seinen 75. Geburtstag feiern.
Wer sich in diesen Tagen allerdings auf Jubiläumssendungen oder Remember-Alben über «Polo National» freut, wird enttäuscht. Es ist sehr rasch sehr still geworden um einen der lebhaftesten und pointiertesten Musiker, den dieses Land je hervorgebracht hat. In Erinnerung ist höchstens noch das im April 2018 vom SRF übertragene Tribute-Konzert in der Mühle Hunziken im Kanton Bern mit Patent-Ochsner-Frontmann Büne Huber (58), Züri-West-Captain Kuno Lauener (58) oder der Walliser Sängerin Sina (53).
Seine Songs bleiben uns
Auch Polo-Weggefährte und Ex-Manager Daniel Stöckli (68), der damals die Fäden zog, bestätigt, dass in nächster Zeit keine Reminiszenzen geplant seien. Er sagt grundsätzlich: «Solche ‹Chefs›, wie Polo auf der Bühne einer war, wird es hierzulande leider nie mehr geben. Tröstlich ist höchstens, dass uns immer noch seine Songs bleiben.»
Diese hat das Berner Label Sound Service letzten Oktober in einer umfassenden 3-CD-Box neu ediert. Im Gegensatz zu Polos langjährigem Mitstreiter Hanery Amman (1952–2017) – er komponierte mehrere der Hits, und nach den beiden ist seit 2009 ein Platz in ihrer Heimat Interlaken BE benannt – sind bei Hofer auch keine noch unveröffentlichten Songperlen zu bergen. Der Estrich ist wirklich leer, heisst es bei Eingeweihten.
«Lassen wir doch jetzt die nächste Generation ans Ruder»
Georges «Schöre» Müller (66), Span-Frontmann und Schöpfer des Mundart-Masterpiece «Louenesee», dessen Karriere parallel zu und teilweise mit Hofer verlief, taxiert die Stille um die Mundart-Ikone in seiner Art. «So, wie ich Polo verstanden habe, wären Gedenkanlässe wirklich das Allerletzte gewesen, was er gewollt hätte. Er hat mir immer gesagt: ‹Ich war gerne da, und es het gfägt. Lassen wir doch jetzt die nächste Generation ans Ruder.›»
Doch gerade mit dieser Machtübernahme hapert es. Frühere potenzielle Nachfolger wie Florian Ast (44) oder der ehemalige Plüsch-Sänger Ritschi (41) ergingen sich in Selbstmitleid und larmoyanter Nabelschau. Und aktuelle Hoffnungsträger wie Jeans for Jesus begeistern höchstens Feuilleton-Schöngeister. Ein Lebenszeichen gibt es: Anfang 2020 weihte Polos langjähriger Gitarrist Mario Capitanio (56) mit einer Ad-hoc-Band in dessen Lieblingslokal Café des Pyrénées am Kornhausplatz ein Wandbild zu Ehren des Künstlers ein. Es befindet sich im winzigen Fumoir, auch Nichtraucher sind dort willkommen. «Stüehl ewäg», lautet das Motto.