Die Aussagen von Udo Jürgens († 80) sind aktenkundig. Er wurde am 7. November 2013 im Beisein seines Anwalts von zwei Stadtpolizisten befragt. Das Thema: Seine Stalkerin.
Woher kennen Sie Frau Stampfli?
Sie ist Journalistin. Ich wurde von meinem Management aufgefordert, mit ihr ein Interview für die Coop-Zeitung zu machen. Dies war vor circa 20 Jahren. Dieser Bericht wurde sehr gut von ihr geschrieben (...).
Herr Dall sagte, dass Sie mit ihr in einem Verhältnis standen.
Es stimmt insofern, dass ich schnell gemerkt habe, dass sie Interesse an meiner Person hatte. Sie war jung und hübsch. Es war keine Beziehung. Ich hatte ein-, vielleicht zweimal intimen Kontakt mit ihr. Ich merkte, dass sie mich belagern wollte und versuchte, mich zu befreien. Dies endete dramatisch.
Wie meinen Sie das?
Sie fing an, mich zu stalken. Das ging etwa fünf Jahre so. Sie rief mich an: circa 50 Anrufe in 45 Minuten, massiv. Ich versuchte mit ihr zu reden, aber sie hörte nicht auf. Ich hatte schlaflose Nächte und fühlte mich bedroht. Sie sagte einmal, dass sie sich an einem meiner Konzerte erschiessen werde. Daraufhin rief ich die Polizei (...), sie wurde kontrolliert. Sie hat alles geleugnet. Es war eine furchtbare Situation für mich.
Wie wurden Sie gestalkt?
Sie rief mich während Wochen, über Monate hinweg an, schickte SMS. Sie war richtig besessen von mir.
Fühlten sich auch andere Personen in Ihrem Umfeld gestört dadurch?
Ja. Schlimm war es für meinen Pressechef. Sie bezichtigte ihn der sexuellen Belästigung. Dabei wollte er nur schlichten.
Haben Sie etwas beizufügen?
Ich möchte nicht noch einmal Stalking-Opfer von ihr werden.
Es sind die letzten Worte des Protokolls. Udo Jürgens unterschreibt. Der Polizeibeamte hält in einer Aktennotiz fest, dass er den Entertainer, als er ihn nach Stampfli gefragt hatte, «unruhig und sichtlich aufgeregt» erlebte. «Man merkte sogleich, wie ihn das Ganze beschäftigte.»
Auch ausserhalb des Protokolls äusserte sich Jürgens: «Zum Teil rief sie mich alle fünf Sekunden an. Ich wechselte meine Nummer, aber sie schaffte es jedesmal, die neue wieder herauszufinden. Es war die Hölle auf Erden. Ich fühlte mich bedroht. Ich habe viele verrückte Fans, aber sie hat alles geschlagen.»
Die erste Phase habe etwa fünf Jahre gedauert, bis 1998. Dann sei es 2004 «terrorartig» wieder losgegangen. Jürgens: «Sie ist psychisch angeschlagen. Vor drei Jahren (2010) hörte es wieder auf. Ich verzichtete aus verschiedenen Gründen auf eine Anzeige.»