Wer kennt sie nicht: Die Geschichte vom Engadiner Buben Schellen-Ursli, der die grösste Kuhglocke sucht, damit er am Umzug des Frühjahrsfests «Chalandamarz» ganz vorne mitlaufen kann, um den Winter auszuschellen. Das Kinderbuch von Alois Carigiet (1902–1985) aus dem Jahr 1945 wurde weltweit über eine Million Mal verkauft und in 14 Sprachen übersetzt.

Doch der Zeichner aus Trun GR war weit mehr als der «Vater des Schellen-Ursli» – dies zeigt ab morgen die Ausstellung «Alois Carigiet. Kunst, Grafik & Schellen-Ursli» im Landesmuseum Zürich. In drei Räumen für Erwachsene und drei für Kinder werden auch Werke gezeigt, die noch nie ausgestellt wurden, wie die Entwürfe zu seinem siebten Kinderbuch «Krickel. Die kleine Gemse».

Der Illustrator, Grafiker, Kunstmaler und Bühnenbildner war aber auch ein Bündner, der sich in den 30er-Jahren stark dafür einsetzte, dass Rätoromanisch als vierte Landessprache anerkannt werde. Das Plakat zur Landesausstellung 1939 stammt ebenfalls von ihm.

«Er war so stark in vielen Gebieten», sagt Stephan Kunz, Direktor des Bündner Kunstmuseums in Chur. Dass Carigiets künstlerischer Schatz nun in Zürich gezeigt wird, macht Pascale Meyer, Kuratorin des Schweizerischen Nationalmuseums, besonders stolz: «Am anspruchsvollsten war, eine Auswahl aus seinem vielsei­tigen Schaffen zu treffen. Mit dem Resultat sind wir sehr glücklich.»