Der Corona-Lockdown traf auch Beatrice Egli (32) mit voller Wucht. Das Reisefüdli steckte plötzlich in ihrer Wohnung in Pfäffikon SZ fest, Konzerte wurden abgesagt. Doch statt nur rumzusitzen, nahm sich die Schwyzerin Zeit, an neuer Musik zu arbeiten und die Schweiz zu erkunden. BLICK trifft die «DSDS»-Sängerin unweit von ihrem Zuhause, im Wallfahrtsort Einsiedeln, zum Interview. «Ja, ich bin immer noch Single», stellt die Frohnatur gleich zu Beginn lachend klar.
BLICK: Eine Frage, die Sie immer wieder hören. Zugegebenermassen auch von mir.
Beatrice Egli: Ja, praktisch bei jedem Interview (lacht). Ich muss zugeben, dass ich das immer ganz okay fand, weil es mich bei anderen auch interessiert. Aber mittlerweile nervt es mich, ständig nach meinem Beziehungsstatus gefragt zu werden. Die Frage ist etwas «abgenutzt».
Der Corona-Lockdown fesselte auch Sie an Ihre Wohnung. Gab es da Momente der Einsamkeit?
Klar, ich hatte viel Zeit für mich. Das habe ich aber genossen. Ich dachte oft an Familien mit Kindern, wie anspruchsvoll diese Zeit sein muss – mit Homeschooling und der Arbeit. Da hatte ich es im Vergleich gut.
Wie schwierig war es für Sie, nicht ständig unterwegs zu sein?
Ich war mehrmals sehr froh, dass ich im letzten Jahr meinen mehrwöchigen Trip durch Australien gemacht hatte. So hatte ich die Zeit, in der ich mich mit mir selbst auseinandersetze, schon durch. Klar, gab es anfangs eine Art Schockstarre. Aber ich habe dann bald die Zeit genutzt und an neuer Musik gearbeitet.
Wann können wir wieder Konzerte wie vor der Corona-Zeit erleben?
Ich habe die Hoffnung, dass das schon nach Silvester wieder möglich sein kann. Wenn ich das alles aber nüchtern betrachte, denke ich, dass wir auch noch im Sommer 2021 damit kämpfen werden. Dass dann Open Airs wieder durchgeführt werden, ist für mich schwer vorstellbar.
Welchen Gefühlen begegnen Sie in der Event-Branche?
Es ist sehr intensiv. Ich stehe zwar als Künstlerin an vorderster Front, aber betroffen ist auch ein Vielfaches an Menschen hinter den Kulissen. Wichtig ist mir, für meine Menschen da zu sein. Während dem Lockdown habe ich regelmässig mit meiner Band Videotelefonie gemacht. Klar, um Spass zu haben und zu musizieren, aber auch um uns auszutauschen.
Welche positiven Punkte nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
Ich habe viel mehr Zeit mit Familie und Freunden verbracht und weiss nun, was ich wirklich vermisse. Sei es ein Brunch mit der Familie oder eine gemütliche Runde mit Freunden. Für meine Freundschaften war diese Corona-Zeit sehr wichtig, es gab viele neue Erlebnisse. Und es war schön, dass ich für eine gute Freundin da sein konnte, die sich nach 13 Jahren von ihrem Partner getrennt hat.
Haben Sie Ihre Freunde zuvor wegen der Karriere vernachlässigt?
Zu einem gewissen Grad, ja. Diese Monate während Corona haben mir gezeigt, wie man Freundschaften pflegen sollte. Das Handy in die Hand zu nehmen, um meinen Leuten zu schreiben. Mittlerweile war ich ja in vielen Whatsapp-Gruppen schon gar nicht mehr dabei, weil ich ständig unterwegs war und nie Zeit hatte.
Was machen Sie nun anders?
Als ich früher vom Flughafen nach Hause gekommen bin, bin ich auf direktem Weg in meine Wohnung gefahren, weil ich so erschöpft war. Heute treffe ich meine Leute auch mal spontan und frage in unsere Gruppe, wer gerade wo ist. Und wenn ich dann nicht voller Energie bin, nehmen sie es mit Humor. Müde bin ich immer sehr lustig drauf, wie bei einem kleinen Schwips (lacht).
Sie sind dreifache Tante. Wie ist Ihre Beziehung zu Ihren zwei Neffen und der Nichte?
Ich bin sehr stolz auf die drei. Wenn Leute sagen, ich hätte keine Kinder, stimmt das nicht. Denn Raphael, Alexander und Lynn sind ein sehr wichtiger Teil in meinem Leben, ich liebe sie über alles. Während der Corona-Zeit durfte ich die Kinder viel ins Bett bringen und habe mit ihnen ein Konzert für ihre «Gschpönli» gegeben. Und klar dürfen sie bei mir mehr als bei ihren Eltern. Trotzdem kann ich streng sein, weil ich ihnen auch wichtige Werte mit auf den Weg geben will.
Welche Werte?
Wenn ich bei ihnen zu Hause ankomme, sage ich immer: «Ich habe ein Geschenk dabei!» Worauf sie schreien: «Liebe!» Wichtig ist mir zu zeigen, dass man die grössten Geschenke nicht kaufen kann. Und ich achte stark darauf, die Kinder so zu nehmen, wie sie sind, und ihnen das auch zu vermitteln. Dass sie gut sind, wie sie sind – egal, wie sie aussehen, wen sie lieben oder was sie machen.
Sie werden immer wieder für Ihre Outfits kritisiert. Wie gehen Sie damit um?Konstruktive Kritik an Outfits finde ich völlig legitim, ein Kleidungsstück kann nicht allen gleich gut gefallen. Sobald aber Figuren kritisiert werden, hört für mich der Spass auf. Das gehört sich einfach nicht, wir sollten als Gesellschaft die verschiedenen Körperformen nehmen, wie sie sind. Ich kann mit solchen Anfeindungen umgehen, aber es gibt online viele Menschen, die nicht wissen, wie sie das aufnehmen müssen. Und diese gilt es zu schützen.
Mit Ihrem neuen Album «Mini Schwiiz – Mini Heimat» machen Sie der Schweiz eine grosse Liebeserklärung. Wie patriotisch sind Sie?
Ich bin stolz darauf, Schweizerin zu sein, und finde es auch schön, eine echte Heimat zu haben. Was mir an unserem Land unglaublich gefällt, ist die Vielfalt. Dadurch, dass viele Leute bei uns eine neue Heimat gefunden haben, gab und gibt es immer neue Einflüsse, die durchaus interessant sein können. Ein buntes Spektrum.
Wo ist die Schweiz für Sie am schönsten?
Oh Gott, da gibt es so viele schöne Plätze. Während meinen Ausflügen in der Corona-Zeit habe ich gemerkt, wie ich die Unterschiede schätze. Schon Luzern und Zürich sind total verschieden, das Gefühl in den Städten ist anders. Innert wenigen Fahrstunden kann ich in einer ganz anderen Welt, aber trotzdem noch in unserem Land sein.
Als internationale Künstlerin repräsentieren Sie auch die Schweiz.
Eine grosse Ehre, aber auch eine Verantwortung. Ich repräsentiere die Schweiz sehr gerne und mir ist es dabei wichtig die Schweizer Geselligkeit und unser Lebensgefühl rüberzubringen. Ich merke, dass ich mit offenen Armen empfangen werde, mittlerweile auch mit italienischen und französischen Liedern. In den entsprechenden Sprachregionen werden meine übersetzten Titel teilweise schon am Radio gespielt. Das ist schön.
Ein Vorteil vom Umbruch in der Musikbranche. Es wird internationaler, dafür verdient man kaum Geld mit Musikverkäufen.
Die Digitalisierung kann man nicht umkehren und ich will mich nicht über Dinge ärgern, die ich sowieso nicht ändern kann. Ich sehe die Vorteile: Mein Titel «Terra Australia» wird auch in Australien gehört, während meine französischen Lieder auch in Frankreich oder meine italienischen Songs in Italien abgespielt werden.
In Deutschland bringen Sie ein Best-of-Album heraus, das auch in der Schweiz auf Ihrem Schweizer Album dabei ist. Denken Sie schon ans Aufhören?
Nein, noch lange nicht! (lacht) Es war jetzt einfach an der Zeit, aus den 180 Songs, die ich bislang rausgebracht habe, einen Rückblick zu machen. Mir tat es gut zu sehen, was ich seit meinem «DSDS»-Sieg 2013 geschafft habe. Ich habe das Gefühl, durch Corona fängt für uns alle eine neue Zeit an. Und das ist ein guter Abschluss meiner letzten sieben Jahre, jetzt blicke ich in die Zukunft.
Auf dem Best-Of sind auch sechs neue Lieder zu finden, die an die Achtziger erinnern. Wieso genau diese Zeit?
Ich bin 1988 geboren und habe die Achtziger zwar nie bewusst miterlebt, aber mich fasziniert, was in diesem Jahrzehnt in der Musikbranche passiert ist. Damals hatten viele Künstlerinnen wie Madonna, Jennifer Rush, Kim Wilde ein starkes Frauenbild erschaffen, das Sängerinnen wie mich bis heute prägt. Frauen sind ja schliesslich auch noch heute, so viele Jahre später, in der Musikbranche untervertreten. Und daran gilt es zu arbeiten.
Heute Abend tritt Beatrice Egli im «Donnschtig-Jass» auf.
Beatrice Egli wuchs als Tochter einer Metzgerfamilie in Pfäffikon SZ auf. Schon im Alter von 14 Jahren begann sie Gesangsunterricht zu nehmen. 2007 nahm die gelernte Coiffeuse gemeinsam mit ESC-Legende Lys Assia (1924–2018) für die Schweiz beim Grand Prix der Volksmusik in Wien teil, später absolvierte sie eine Schauspielausbildung in Hamburg (D). Ihren Durchbruch hatte Egli 2013 mit dem Sieg in der RTL-Castingshow «Deutschland sucht den Superstar». Seither zählt sie zu den grössten Schlagerstars des deutschsprachigen Raums. 2019 machte sie eine mehrmonatige Reise nach Australien, nachdem sie knapp einem Burn-out entgangen war.
Beatrice Egli wuchs als Tochter einer Metzgerfamilie in Pfäffikon SZ auf. Schon im Alter von 14 Jahren begann sie Gesangsunterricht zu nehmen. 2007 nahm die gelernte Coiffeuse gemeinsam mit ESC-Legende Lys Assia (1924–2018) für die Schweiz beim Grand Prix der Volksmusik in Wien teil, später absolvierte sie eine Schauspielausbildung in Hamburg (D). Ihren Durchbruch hatte Egli 2013 mit dem Sieg in der RTL-Castingshow «Deutschland sucht den Superstar». Seither zählt sie zu den grössten Schlagerstars des deutschsprachigen Raums. 2019 machte sie eine mehrmonatige Reise nach Australien, nachdem sie knapp einem Burn-out entgangen war.