Als er seinen Namen hörte, riss er die Augen auf, schlug die Hände vors Gesicht und sackte zu Boden. Jason Brügger (22) aus Allschwil (BL) gewann mit seiner engelsgleichen Luftakrobatik-Nummer das Finale von «Die grössten Schweizer Talente». «Langsam realisiere ich, was am Samstag passiert ist», sagt er Tags darauf bei seinem Besuch im «Blick»-Newsroom.
Wie lange haben Sie letzte Nacht geschlafen?
Nur zwei Stunden, aber ich bin voller Adrenalin. Ich musste heute erste Selfies machen und Autogramme verteilen – eine krasse Umstellung.
Was bedeutet Ihnen der Sieg bei «DGST»?
Es ist eine grosse Anerkennung für mich und alle Artisten, die hart an sich arbeiten. Ich finde es toll, dass diesmal kein Sänger gewonnen hat. Den Sieg will ich als Start für eine richtige Karriere nutzen. Mein Traum-Arbeitgeber in der Schweiz wäre der Zirkus Knie.
Was machen Sie mit dem Preisgeld?
Vor vier Jahren hatte ich eine Krankheit, seither höre ich schlecht. Zuerst kaufe ich mir deshalb ein neues Hörgerät, das ich im Ohr tragen kann und bei Auftritten nicht mehr abnehmen muss. Das Preisgeld dient zudem als Startkapital für meinen grossen Traum: Ich will in der Schweiz eine Zirkusschule aufbauen.
Bereits mit fünf Jahren packte Jason Brügger das Zirkusfieber, er lernte zuerst Einrad-Fahren, ging dann in den Jugendzirkus Basilisk. «Meine Mitschüler fanden mich komisch, weil ich nicht Fussball spielen wollte», erinnert sich er sich. Doch der Basler lässt sich von niemandem beirren, absolviert als schweizweit erster Artist ein Sportgymnasium. Mit 19 erfüllt sich dann sein grösster Wunsch: Er schafft die Aufnahmeprüfung an die Zirkusschule Montreal, die renommierteste der Welt. 1000 Artisten bewerben sich jährlich, 25 werden genommen.
Mit 19 von Hotel Mama nach Übersee. Wie war das für Sie?
Es war die härteste und zugleich lehrreichste Zeit meines Lebens. Ich fühlte mich in Kanada oft einsam, hatte starkes Heimweh. Wenn du mit drei Geschwistern aufwächst, läuft immer etwas – plötzlich war da am Abend niemand mehr, mit dem du sprechen konntest. Ich habe gelitten, den Schritt aber nie bereut.
Wie hat Sie die Ausbildung in Kanada verändert?
Ich bin als anderer Mensch zurückgekommen. Vorher traute ich mir wenig zu, zweifelte oft an mir. Heute bin ich etwas selbstbewusster, offen und kann mit Rückschlägen besser umgehen.
Sie sind kurz vor Ihrem Kanada-Abenteuer mit Freund Ronaldo zusammengekommen. Wie hat die Liebe das überstanden?
Es war schwierig, ich war in dieser Phase gerade sehr verliebt. Wir hatten jeden Tag Kontakt per Skype. Ronaldo war eine grosse Unterstützung für mich, auch auf der anderen Seite der Erde. Inzwischen ist es für ihn normal, dass ich viel unterwegs bin.
Sie gehen offen mit Ihrer Homosexualität um. Haben Sie auch Ablehnung erfahren?
Selten. Mit einem so tollen Partner an der Seite, der einem bei allem unterstützt, ist vieles einfacher. Für meine Familie war es zum Glück nie ein Problem.
Im Moment pendelt Jason Brügger zwischen seinem Elternhaus und der Wohnung von Ronaldo, der in Freiburg (D) eine Ausbildung zum Physiotherapeuten macht. «Wir wünschen uns ein festes Zuhause, eine gemeinsamen, normalen Alltag», sagt der Basler Artist. Doch bis es soweit ist, dürfte es noch eine Weile dauern. Denn seit dem «DGST»-Gewinn steht das Leben von Jason Brügger erstmal Kopf!