Das allerletzte Bild, neun Tage vor ihrem Tod
Hier winkt Stephanie Glaser ihrem Leben hinterher

Kurz vor dem Tod stand Stephanie Glaser noch im Zürcher HB für einen Kurzfilm vor der Kamera. Gedreht wurde eine Abschiedsszene. Der Regisseur: «Sie wirkte noch so frisch.»
Publiziert: 19.01.2011 um 23:47 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:13 Uhr
Von Peter Padrutt

Es ist ein klirrend kalter Morgen, dieser 5. Januar. Stephanie Glaser, dick eingehüllt in Mantel und Hut, steht auf Gleis 15 im Zürcher Hauptbahnhof. Eben noch sass sie im Rollstuhl, doch jetzt, als die Kamera läuft, steht die gros-se Schauspielerin stramm auf dem Perron und winkt fröhlich dem abfahrenden Zug zu.

Stephanie Glaser (†90) wollte in diesem Kurzfilm des Lausanners Patrick Claudet (37) unbedingt noch mitspielen. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt zur Kur in Zurzach AG war und sich von einer Knie-Operation nur langsam erholte, rappelte sie sich auf und liess sich nach Zürich fahren. «Wir hatten den Dreh minutiös vorbereitet, einen Rollstuhl, die Möglichkeit, dass sie sich im VIP-Raum des Hauptbahnhofs ausruhen kann», erinnert sich Regisseur Claudet. «Doch am Set blühte Stephanie richtig auf. Sie war konzentriert, wirkte überhaupt nicht gebrechlich. Sie gab alles.»

Stephanie Glaser, die mit der Komödie «Die Herbstzeitlosen» 2006 ihr grosses Kino-Comeback feierte, hat in den letzten Jahren mehrmals bei kleinen Filmprojekten mitgewirkt – etwa von Studenten der Zürcher Hochschule der Künste. Dabei hat sie immer nur eine symbolische Gage verlangt. Für Claudets Film wollte sie weniger als 2000 Franken.

«Nachdem Stephanie mein Drehbuch gelesen hatte, sagte sie letzten November für meinen Film ‹Das Künstlerleben› begeistert zu», erzählt Claudet. In seinem Film geht es um eine alte Frau, die am Bahnhof einen Brief findet und ihn einem Mann (Daniel Rohr) zurückgibt, als dieser den Zug besteigt. Im Drehbuch steht: «Die Frau steht auf dem Bahnsteig, lächelt und zeigt mit dem Daumen nach oben. In ihrem Blick liest man das Wohlwollen und die Güte der ganzen Welt.» Was die Frau nicht ahnt: Indem sie den Brief dem Absender zurückgibt, löst sie eine Katastrophe aus. Der Zug fährt los, hinter dem Fenster erstarrt der Mann, aber Stephanie Glaser lacht uns in aller Ruhe zu.

«Wir haben erst später gemerkt, wie viel Symbolik in dieser Szene steckt», sagt Claudet. «Stephanie sagt uns allen für immer Adieu.» Neun Tage später ist Stephanie Glaser tot.

An den Solothurner Filmtagen werden am Sonntag um 9.30 Uhr drei Kurzfilme mit Stephanie Glaser gezeigt. «Das Künstlerleben» ist noch nicht fertig geschnitten und nicht dabei.

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