Daniela Lager feiert 20 Jahre bei SRF
«Noch einmal pro Woche dieser Kitzel, das ist reizvoll»

Daniela Lager (55) gehört zum Urgestein von SRF. Im Interview im SonntagsBlick redet sie darüber, warum sie immer gerne vor der Kamera tritt und wie es um ihre Ehekrise steht.
Publiziert: 17.05.2020 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2020 um 13:46 Uhr
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Auch Daniela Lager und ihre Familie waren vom Lockdown betroffen. Jetzt freut sie sich, wieder ein Restaurant besuchen zu können.
Foto: Oscar Alessio
Interview: Peter Padrutt

Sie sei eine Plaudertasche, warnt Daniela Lager (55) schon am Telefon scherzend. Ein Gespräch mit ihr könne uferlos werden. Aber wer 20 Jahre bei SRF feiern kann – früher war die Zürcherin bei «10 vor 10» und heute bei «Puls» –, darf auch ein bisschen ausholen. Langweilig wird es mit ihr nie.

SonntagsBlick: Geht der Puls eigentlich noch hoch, wenn Sie das SRF-Gesundheitsmagazin moderieren?
Daniela Lager: Ja, aus Freude! Die Arbeit live vor einer Kamera gibt mir immer noch einen Kick. Dieses Wissen, du hast nur einen Versuch, erhöht die Konzentration.

Es gab in letzter Zeit einige Abgänge bei SRF. Sie halten dem Sender aber die Stange. Warum?
Ich habe halt vor meiner Zeit bei SRF meine Runden gedreht – war bei verschiedenen Lokalradios und privaten TV-Stationen und habe auch bei drei Fernsehpionierprojekten mitmachen können. Andere haben bei SRF angefangen und wollen vielleicht auch mal noch etwas anderes kennenlernen. Zudem habe ich durch den Wechsel hinter die Kamera bei «10 vor 10» und danach zu «Puls» in letzter Zeit genügend Abwechslung erlebt.

Wieso verlassen so viele Stars den Sender?
Keine Ahnung! Zufall? Da müssen Sie die Stars selber fragen. Nik Hartmann war ja letzten Sonntag Gast in der SRF-1-Radiotalkshow «Persönlich» und hat auf die entsprechende Frage unter anderem geantwortet: Wenn nicht jetzt, wann dann? Viele gehen wohl aus Lust an neuen Herausforderungen und weil sie ein tolles Angebot erhalten haben.

Katja Stauber und Susanne Wille bevorzugen die Arbeit im Hintergrund. Brauchen Sie die Kamera?
Zwischen meiner Zeit vor der Kamera bei «10 vor 10» und «Puls» liegen zweieinhalb Jahre Pause. Ich bin nicht eingegangen wie eine Pflanze ohne Licht, also: Nein, brauchen tu ich die Kamera nicht zum Leben. Aber klar stehe ich gerne vor der Kamera: Noch ein Mal pro Woche dieser Kitzel – und das in einem neuen Format –, das ist reizvoll.

Privat führten Sie eine Vorzeigeehe mit einem Ägypter, die zeigte, dass Liebe zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen funktionieren kann. Doch dann haben Sie sich auf Probe getrennt. Wie ist die Situation im Moment?
Wir wohnen als Paar auf Distanz – doch uns gibt es immer noch als Familie. Wir treffen uns regelmässig alle zusammen, kochen und essen gemeinsam, schauen einen Film oder spielen etwas – uns geht es gut.

Denken Sie, dass Corona dies beschleunigt hat – die Krise ist eine Probe für viele Beziehungen.
Nicht nur die Krise, das Leben an und für sich stellt viele Beziehungen auf die Probe. Ob der Lockdown ein Problem kreiert oder allenfalls vorhandene Probleme verstärkt, weiss ich nicht genau. Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass vieles an die Oberfläche kommt, wenn man sich nicht mehr ausweichen kann.

Fast gleichzeitig mit der Trennung gingen Sie zu «Puls». Man könnte sich auch fragen: Warum wurden Sie nicht Talkerin und heisst es nicht längst «Lager direkt» bei SRF?
Ich talke ja im «Persönlich»-Team am Radio – eine Sendung mit Live-Publikum vor Ort. Da spürt man ganz direkt, was ankommt und was weniger. Für mich als Fernsehfrau eine neue und spannende Erfahrung.

Stimmt. Seit 2016 moderieren Sie diese Sendung – am Radio. Was hat Sie daran gereizt?
«Persönlich» ist die älteste Talksendung am Schweizer Radio, existiert seit über 40 Jahren und erreicht gegen eine halbe Million Menschen jeden Sonntag. Unglaublich, oder? Mich persönlich hat gereizt, dass ich hier nicht über Fakten diskutiere, sondern versuchen muss, mit den Gästen eine Stunde lang ein Gespräch zu führen über ihr Leben. «Plaudern», sagen manche. Ich hatte ja keine Ahnung, wie herausfordernd das sein kann!

Wen hätten Sie mal gerne als Gast?
Darf ich fantasieren? Pippi Langstrumpf, Robinson Crusoe, Nelson Mandela, meinen verstorbenen Onkel Hugo oder Kleopatra. Im richtigen Leben zeigt sich überraschend oft, dass viele unbekannte Menschen in diesem Land grossartige Lebensgeschichten haben. Nur finden muss man sie.

Noch ein paar Worte zu «Puls»: Die Sendung ist mit Ihnen journalistischer und jünger geworden. Hat Ihnen die Corona-Aktualität geholfen?
Ganz klar! Das Coronavirus war für alle Menschen neu und für viele bedrohlich – da steigt das Interesse an vertiefter Information enorm. Die Redaktion hat sich aber schon vor mir ganz klar journalistischer ausgerichtet. Wir müssen jetzt kurzfristiger produzieren – fast täglich kommen neue Studien dazu. Wir beliefern auch Newssendungen und wissen am Dienstag oft nicht, ob ein angedachter «Puls»-Beitrag zu Corona in der Folgewoche noch aktuell ist.

Ein Beitrag in der letzten Sendung über einen vorher gesunden 54-Jährigen, der auch Wochen nach Covid-19 noch Sauerstoff benötigt, wühlte auf. Sie sind im gleichen Alter. Wie betroffen machte Sie das?
Es macht schon sehr nachdenklich – und wenn die Resilienz mal nicht so gut ist, auch schon mal Angst. Corona trifft zwar klar die definierten Risikogruppen stärker, aber eben nicht nur. Das sollte man sich immer mal wieder vor Augen halten. Abstand und Hygiene sind für mich zentral. Kommt jemand auf mich zu und zu nahe, sage ich ganz klar Stopp.

Wie hat Corona Ihr eigenes Leben verändert – und wie gingen Ihre Kinder Amira und Tarek damit um – sie sind 16 und 14?
Irgendwann kam mir mein Leben wie ein Montessori-Spiel vor. Die Polarisation der Aufmerksamkeit auf ein Thema, dieser Lockdown in der eigenen Umgebung, das war ja nicht nur schlecht, zumal viele ja gestresst unterwegs waren. Ein Kollege sagte mir kürzlich: «Es ist so befreiend, wenn die Angst weg ist, etwas zu verpassen.» Meine Kinder sind im Teenageralter – da fühlt man sich halt irgendwie unverletzlich. Aber weil das Thema durch mich so omnipräsent war, hat man auch ihnen zu Beginn die Verunsicherung angespürt.

Schauen Ihre Kinder die Gesundheitssendung überhaupt?
Schon ab und zu – wohl meist, um mir danach zu sagen, welche Themen wir mal wieder nicht gebracht haben. Zum Beispiel: Warum ist der Skatepark noch zu, wo ich doch auch zur Schule muss?

Junge Menschen verdrängen Krankheit und Tod. Das ist normal ...
Tja, der Anspruch besteht ja, für jede Altersklasse etwas zu bringen. Ich glaube aber, dass Jugendliche selbst Themen, welche sie direkt betreffen, oft lieber in der Peergroup diskutieren, als dass sie diese von uns erklärt haben wollen.

Sind Sie eine strenge Mutter? Wann und wo? Und wo sind Sie locker?
Ich bin vermutlich wie viele Mütter, möchte die Kinder beschützen und vor allem Möglichen bewahren. Grundsätzlich kann ich meinen Kindern aber vertrauen und sehe ja auch ein, dass sie ihre eigenen Erfahrungen machen müssen. Und dann gibts die üblichen Konfliktzonen: wenn in ihren Zimmern das Puff überhandnimmt. Dabei geht es mir darum, dass sie lernen, für sich Verantwortung zu tragen und Rücksicht auf die Bedürfnisse der anderen zu nehmen. Aber mal ehrlich: In dem Alter sah es in meinem Zimmer auch mal aus wie bei Hempels unterm Bett, das wächst sich aus. Hoffentlich.

Sie haben Eltern, die in einer Alterswohnung wohnen. Wie war die Trennung auf Zeit?
Schwierig. Vor allem für meine Eltern. Sie sind beide über 80, also ganz klar Risikogruppe. Ich verstehe den Frust, wenn man niemanden mehr zum Kartenspielen einladen kann, nicht mehr selber einkaufen soll und auch spontan keinen Kaffee trinken kann unterwegs. Ich besuche meine Eltern regelmässig – wir sitzen dann mit viel Abstand auf dem Balkon. Ich wünsche mir gerade für sie, dass die Massnahmen weiter gelockert werden können.

Ab 50 soll man Vorsorgeuntersuchungen machen – Darmspiegelungen zum Beispiel. Tun Sie das?
Hab ich bereits hinter mir.

Wenn man sich beruflich mit so vielen Krankheiten befassen muss, läuft man nicht Gefahr, hypochondrisch zu werden?
Das ist wohl in erster Linie Veranlagungssache – und ich bin Gott sei Dank nicht allzu hypochondrisch unterwegs.

Haben Sie eine Patientenverfügung?
Erwischt! Ist aber ganz oben auf der Prioritätenliste.

Aber reden wir zum Schluss noch über das Leben. Haben Sie Ferien für den Sommer gebucht?
Nein.

Und später – mit wem würden Sie gerne verreisen?
Gerne mit der Familie, einer guten Freundin oder in einer Gruppe von Freunden – was leider gerade nicht so einfach zu planen ist.

Wie hoch ist Ihr Puls nach diesem Gespräch?
Ich hab leider grad kein Messgerät zur Hand – aber ganz entspannt.

SRF-Urgestein

Nach einer KV-Ausbildung begann Daniela Lager ihre Karriere beim Lokalradio. Von 1994 bis 1999 arbeitete sie für TeleZüri und Tele24, ging dann zum Programmfenster RTL/ProSieben, wo sie die News präsentierte. 2000 wechselte sie zu SRF. Ab 2003 moderierte sie «10 vor 10», die Radiosendung «Persönlich seit 2016 und «Puls» ab 2019. Sie wohnt in Zürich, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Nach einer KV-Ausbildung begann Daniela Lager ihre Karriere beim Lokalradio. Von 1994 bis 1999 arbeitete sie für TeleZüri und Tele24, ging dann zum Programmfenster RTL/ProSieben, wo sie die News präsentierte. 2000 wechselte sie zu SRF. Ab 2003 moderierte sie «10 vor 10», die Radiosendung «Persönlich seit 2016 und «Puls» ab 2019. Sie wohnt in Zürich, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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