Claus Theo Gärtner über Liebe, Tod und seine Zweitheimat
«Wer kann sich das denn leisten, in der Schweiz Ski zu fahren?»

Er kann es nicht lassen! Auch mit 76 jagt TV-Star Claus Theo Gärtner Verbrecher. Mit BLICK spricht Matula über seinen Unruhestand, seine Schweizer Frau Sarah und über die krassen Folgen seiner Paraderolle.
Publiziert: 18.04.2019 um 08:51 Uhr
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Aktualisiert: 18.04.2019 um 14:07 Uhr
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Claus Theo Gärtner in seiner Heimatstadt Berlin.
Foto: Spiridon Petridis
Interview: Tom Wyss

Gut gelaunt begrüsst Claus Theo Gärtner (75) BLICK in einem seiner Lieblingslokale, dem Lubitsch in Berlin. Der legendäre TV-Detektiv lädt kurz vor der Ausstrahlung seines neusten Falls, «Matula – Tod auf Mallorca», zum Interviewtermin – und spricht über die dreimonatige Strohwitwerzeit ohne seine Schweizer Gattin Sarah (39), seine Lieblingsskiferiendestination Österreich – und seinen Krimi-Dreh unter Schmerzen.

BLICK: Herr Gärtner, Sie feiern am Freitag Ihren 76. Geburtstag – und sind im ZDF im neusten Matula-Krimi zu sehen. Keine Lust, sich auf die faule Haut zu legen?

Claus Theo Gärtner: Das tu ich doch reichlich! Ich kann gut faul sein, aber nur eine gewisse Zeit. Dann muss irgendwas passieren. Und wenn ich dann einmal oder zweimal im Jahr einen Film drehe, ist das eine schöne Abwechslung.

Die Dreharbeiten zum neusten Matula-Fall waren aber kein Klacks, Sie waren verletzt.

Ja, ich hatte einen Bandscheibenvorfall, der sich ausgerechnet beim Dreh wieder bemerkbar machte. Wir wollten ja eigentlich an der Wärme drehen, auf Mallorca. Doch weit gefehlt: Es war saukalt. Man sieht mich zwar im T-Shirt und Sonnenhut rumlaufen, doch untenrum trug ich lange Unterhosen. Die Temperaturen waren sicher nicht förderlich, was meine Bandscheibe anging.

Wie hielten Sie die Schmerzen aus?

Ich kriegte eine Schmerzspritze verabreicht – und musste dann funktionieren, denn das Dumme war: Es waren 24 Drehtage. Und Matula hatte 24 Drehtage. Heisst: Wenn ich nur eine Stunde ausgefallen wäre, hätte alles stillgestanden. Die waren am Set also sehr bemüht, dass es mir gut ging und ich immer meine Spritze bekam. Aber wenn ich wieder in einer Szene rumrannte, musste ich mich anschliessend fünf Minuten hinsetzen. Dann gings wieder.

Nie die Schnauze voll gehabt?

Nein, es bereitet ja auch Freude. Aber es machte nicht immer nur Spass. Ich musste ja auch zigmal ins Wasser springen und jemanden rausziehen.

Sie machen die Stunts immer noch selber.

Ja, aber ich bin dabei ein bisschen vorsichtiger geworden. Es sieht ja auch blöd aus, wenn einer da einen krassen Stunt macht und der Zuschauer weiss, der ist 76. Wir übertreiben das nicht, ich bin ja kein James Bond. Aber ich mache es immer noch gerne.

Wie macht sich das Alter bemerkbar?

Dass ich 75 bin, merke ich gar nicht. Das es hier mal zieht und da mal zieht, ist klar. Aber ich sage immer: Wenn man in meinem Alter nix mehr spürt, ist man tot. So lange ich noch alles machen und Ski fahren kann, ist alles in Ordnung.

Denken Sie manchmal an den Tod?

Immer dann, wenn traurige Nachrichten von Schauspielkollegen kommen. Als kürzlich Bruno Ganz mit 77 Jahren starb, bin ich erschrocken. Ich dachte, gerade habe ich ihn noch getroffen. Und ein halbes Jahr später … Kürzlich ist auch meine Mutter gestorben mit 96. Da beschäftigt man sich schon damit. Also nicht mit seinem eigenen Tod. Den verdrängt man meist ein bisschen. Und ich habe auch nicht Angst vor dem Tod. Aber vor dem Sterben. 

Wie lange wollen Sie noch drehen?

Solange es nur ein Film pro Jahr ist, geht das gut. Das heisst, wenn es warm ist und das Drehbuch gut! (lacht) Aber ich werde sicher nie wieder Serien machen. Das war für mich auch der Grund, 2013 mit «Ein Fall für zwei» aufzuhören, weil ich mich verbrannt fühlte. Ich werde gefragt: Ist Matula Segen oder Fluch? Ich sage dann: beides. Ein Fluch war es, dass ich nix anderes machen konnte, bei zehn bis zwölf Folgen pro Jahr. Der Segen: Heute kann ich mir aussuchen, ob und was ich arbeite.

Werden Ihnen denn andere Rollen angeboten?

Ja, aber oft sind es Polizisten oder Kommissare, es gab auch schon welche, die sich erdreisteten, mich in einer Nebenrolle als Detektiven besetzen zu wollen. Ne, Leute: «Wo waren Sie um 21 Uhr gestern Abend?» habe ich millionenmal gefragt!

Was würden Sie denn gerne spielen?

Meine Frau Sarah und ich erarbeiten derzeit die Bühnenfassung des Films «Rampenlicht», sie führt Regie, und ich spiele im Stück einen alternden Schauspieler, der sich aufgegeben hat und den Bühnentod stirbt. Eine wunderbare Rolle. Wir führen das Stück nächstes Jahr im Schlossparktheater Berlin auf.

Wie ist die Zusammenarbeit als Paar?

Das funktioniert sehr gut, man hat ja manchmal Bedenken, aber das funktioniert wunderbar. Klar gibt es mal Meinungsverschiedenheiten, aber da entsteht kein Frust. Wir verstehen uns als Künstler, die Zusammenarbeit ist kreativ und produktiv und macht Spass. Wir haben beide das gleiche Ziel. Nur wenn sie schreibt, muss ich den Mund halten. Oder sie geht ins Schreibbüro zwei Strassen weiter.

Kürzlich waren Sie länger Strohwitwer, Sarah reiste für mehrere Monate nach Australien.

Von Ende Oktober bis Mitte März war sie in Australien, um den Tauchlehrerschein zu machen. Vor dem Abflug besuchte sie mich noch bei den Dreharbeiten auf Mallorca, das fand ich schön!

Wie haben Sie Kontakt gehalten?

Wir haben uns täglich geschrieben oder telefoniert, das heisst, einfach dann, wann es mit dem grossen Zeitunterschied von zwölf Stunden Sinn machte. Aber ich habe auch das temporäre Single-Dasein genossen. (lacht) Ich konnte die Formel 1 so laut hören, wie ich wollte, ich konnte rauchen in der Wohnung. Aber ich habe sie schon sehr vermisst. Das mit dem Tauchlehrerschein klappte dann zum Glück so gut, dass sie sogar eher wieder zurückkam als geplant. Denn bleiben wollte sie nicht, so gut gefiel es ihr dann auch wieder nicht.

Warum nicht?

Byron Bay ist so ein Hippie-Mekka, wo jeder Yoga macht und Joghurt auf der Stirn stehen hat und wo um 21 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Das ist nichts für Sarah, sie mag es, wenn etwas los ist. Als sie zurückkam, fuhren wir deshalb gleich in die Skiferien.

In der Schweiz?

In Österreich. Wer kann sich das denn leisten, in der Schweiz Ski zu fahren? Da, wo wir waren, bei Innsbruck, wir fuhren schon zum vierten Mal hin, sind 90 Prozent Schweizer. Vor ein paar Jahren waren wir mal in Lenzerheide, da waren wir zehn Tage. Ein tolles Hotel, für das Geld hätte ich vier Wochen First Class nach Australien fliegen können! Das kostet in Österreich die Hälfte. Aber ich geniesse das Skifahren sehr, immerhin durfte ich während der «Ein Fall für zwei»-Zeit  gar nicht fahren, wegen der Verletzungsgefahr.

Wie schnell fahren Sie noch Auto? Sie waren früher Rennfahrer.

Ganz langsam.

Manager (mischt sich ein): Naja! Mir ist letztes Jahr in Mallorca mal schlecht geworden.

Claus Theo Gärtner: Die meiste Zeit fährt er ja. Wenn ich mal fahre, betet er den Rosenkranz. Im Ernst: Ich fahre mittlerweile ganz gemütlich. Das war früher anders: Da war der vor mir ein Gegner, hinter mir ein Gegner, jede Strecke war eine Rennstrecke. Das ist aber längst vorbei.

Haben Sie noch Ihren alten Alfa?

Den aus der Serie? Ja. Aber er steht sich in der Garage die Füsse platt, denn in Basel – wo ich mit Sarah abwechselnd zu Berlin wohne – habe ich gelernt, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benützen. Das ist so gut organisiert dort! Da braucht man kein Auto.

«Matula – Tod auf Mallorca» läuft freitags um 21.15 Uhr im ZDF.

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