Als bekannteste Burlesque-Tänzerin der Schweiz zieht sich Zoe Scarlett (32) auf der Bühne lasziv aus. Da die Fangemeinde dieser aus den 50er-Jahren stammenden Szene auch hier immer grösser wird, ist Scarlett auf die Idee gekommen, nächstes Wochenende im Basler Häbse-Theater das erste Schweizer Burlesque-Festival zu organisieren.
«30 Künstler aus zehn verschiedenen Ländern zeigen eine tolle Show. Solche Festivals gibt es auf der ganzen Welt, ausser in China und Japan.» Die Bühne ganz ihren Künstlern überlassen will sie aber nicht. «Ich habe eine absolute Premiere vorbereitet, die hoffentlich den Zuschauern genauso gefällt wie mir», schmunzelt die sexy Frau.
Auf die Frage, was denn Burlesque genau sei, erklärt Zoe: «Man kann sagen, dass Burlesque der Vorfahre des Striptease ist. Nur einen Handschuh auf der Bühne auszuziehen, war in den 20er-Jahren ein Strip, und so ist Burlesque entstanden: Kostümteile abzulegen, ohne am Ende nackt zu sein.»
Scarlett ist überzeugt, dass ihr Publikum bunt gemischt sein wird: «Die Mehrheit der Zuschauer zwischen 18 und 85 wird bestimmt weiblich sein. Übrigens, auch mein Grosi Mimi freut sich auf die Show.»
Durch Zufall Model
In den letzten zehn Jahren seien Pin-ups, Rockabillys und Burlesque-Tänzerinnen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Bei Scarlett habe die Liebe zu diesem Tanz eher aussergewöhnlich angefangen: «Mit 18 Jahren habe ich die Aufnahmeprüfung als Mechanikerin in ein Dragracing-Team geschafft. Als fast einzige Frau auf dem Rennplatz habe ich die Aufmerksamkeit eines Fotografen auf mich gezogen, der mich dann in einem Pin-up-Style porträtiert hat. Diese Geschichte ist dann weltweit in allen möglichen Automagazinen als Titelgeschichte erschienen. Von da an wurde ich als Model gebucht.»
Was die Baslerin auf der Bühne zeigt, lebt sie auch privat. Fühlt sie sich als Exotin? «Nein, überhaupt nicht. Ich habe die Freiheit, das zu leben und zu zelebrieren, was mir am meisten Spass macht. Ich war schon als kleines Kind im Petticoat unterwegs, und damals hat das natürlich auch mal für Hänseleien in der Schule gesorgt. Aber meine Schulfreunde von damals bewundern mich heute, weil ich mir und meiner Leidenschaft treu geblieben bin.»
Ganz besonders schön sei es für sie auch, dass auch ihr Lebenspartner zusammen mit ihr in dieser Welt lebe. Sie sei einfach fasziniert von den Autos aus den Fifties und vor allem von der figurbetonten Kleidung: «Ich fühl mich darin wunderschön – egal, wie eine Körperform ist. Auch die Musik ist für mich unschlagbar: Wer liebt die Songs von Elvis, Fats Domino oder Buddy Holly schon nicht?»
Zoe will faszinieren
Was will eine Burlesque-Tänzerin beim Publikum eigentlich bewirken? Will sie sich einfach als sexy Frau zeigen? «Seit rund zwölf Jahren begeistere ich Zuschauer quer über den Erdball. Das Einzige, was ich bewirken möchte, ist, dass die Zuschauer Spass haben, ich will sie faszinieren, will, dass sie den Auftritt geniessen und vielleicht auch mal für ein paar Stunden ihre Sorgen hinter sich lassen können.»
Dass es sich damit ganz gut leben lässt, bestätigt Zoe: «Ich bin eine kleine Zigeunerin und aktuell sehr aktiv in ganz Europa unterwegs. Mein Geld verdiene ich als Showgirl, Eventmanagerin, Künstlervermittlerin und Produzentin – alles natürlich im Stil der 20er- bis 50er-Jahre.»