Die Künstlerin stützt sich auf Krücken – und strahlt eine Zuversicht aus, die für viele andere ein Vorbild sein könnte: «Hey, ich habe meine Hände, meinen Kopf, meine Augen, alles funktioniert. Ich habe mein Bein verloren, aber nicht meine Lebensfreude», sagt Cynthia Fleischmann (28) – man glaubt es ihr.
Dass sie arbeiten kann, steht im Vordergrund. Sie hat ihre eigene Kunstform geschaffen, mit der sie an der Art Basel und in Miami Erfolge feiert: «Bodypaintography». Jeder Körper ist für sie Kunst, ihre Models lässt Cynthia Fleischmann mit der Umgebung verschmelzen – unverkennbar in all ihren Werken sind die rot bemalten Hände: «Ein Symbol für die Lebenskraft.» Der nackte Körper verliert beim Bodypainting den sexuellen Aspekt und wird zur Tarnung. Und doch sorgen ihre Arbeiten, die auf der ganzen Welt entstehen, für Aufsehen – gerade im prüden Amerika.
Am Zürichsee aufgewachsen, lebt Cynthia seit zehn Jahren in Miami (USA). Dort hat sie ihren Master in Fotografie gemacht. Mit dieser Kunst ist sie aufgewachsen, ihr Vater ist Kaspar Fleischmann (70), einer der ersten Schweizer Galeristen, der dem Sammeln von Fotografien den Weg bereitete.
Cynthia geniesst gerade ein paar Wochen in der alten Heimat, im Zürichsee ist sie ganz in ihrem Element. Acht Monate sind seit dem Unfall vergangen. Die wenigen Sekunden, die ihr Leben für immer verändert haben, wird sie nie vergessen: «Ich erinnere mich an jedes Detail, nur nicht, wie ich durch die Luft geflogen bin.»
Die junge Künstlerin macht mit Freundinnen einen Ausflug, alle sind auf Motorrädern unterwegs. Ihr Tacho zeigt 105 Stundenkilometer, als ein Autofahrer hinter der Gruppe zu einem verbotenen Überholmanöver ausschert. Er überfährt die orangefarbenen Gummiabschrankungen auf der Autobahn und rammt Cynthia seitlich mit voller Wucht. «Ich sah ihn kommen, aber ich hatte keine Chance auszuweichen.»
Als sie am Boden liegt und ihr rechtes Bein nur noch Blut und Knochen ist, weiss sie, dass sie es für immer verloren hat. Dennoch ist Cynthia Fleischmann überzeugt, dass sie im Augenblick der Tragödie nicht nur irdische Helfer hatte: «Ich fühlte mich wie von Engeln getragen», erzählt sie ganz selbstverständlich.
Ob Engel oder Zufall: Cynthia Fleischmann hatte sofort die richtigen Helfer. Im Wagen hinter dem Unfallverursacher sitzen zwei Krankenschwestern. Als er flüchten will, statt zu helfen, schneiden sie ihm den Weg ab. Auch ein Feuerwehrmann ausser Dienst ist da – er bindet Cynthia das Bein ab. «Sonst wäre ich an Ort und Stelle verblutet», so die junge Frau. Die ganze Zeit über ist sie bei Bewusstsein, mehr noch: hellwach. «Es ist erstaunlich, wozu Körper und Geist in einem solchen Zustand fähig sind.» Das letzte Bild, das sie von diesen Momenten noch vor Augen hat, sind vier Ärzte, die sich über sie beugen.
Das Leiden beginnt erst, als Cynthia wieder erwacht. «Das Schlimmste waren die Phantomschmerzen. Es war, als ob Stromschläge durch das verlorene Bein schiessen», berichtet sie. «Oder es schlief ein, kribbelte und ich konnte es nicht anfassen.»
Ohne ihre Familie hätte sie diese Zeit nicht so gut durchgestanden. «Wenn ich nachts mit diesen schrecklichen Schmerzen aufwachte, war meine Mutter für mich da und legte ihre Hand auf meine Wunde», so Cynthia. Nach einem Monat durfte sie wieder nach Hause. Und schon bald war sie erneut mit Pinsel und Farbe unterwegs.
Nun sind es nur noch wenige Wochen, bis sie eine Prothese bekommt: «Alles musste zuerst heilen, es hat gedauert, bis durch diese grosse Wunde wieder Leben floss.» Cynthia hofft, dass sie irgendwann Salsa tanzen kann – so wie früher.
«Viele betrachten das verlorene Bein als grossen Verlust», sagt sie. «Aber unter diesen Umständen ist das der beste Ausgang. Der Heilungsprozess verläuft gut, dafür bin ich sehr dankbar.»
Schmerzen spürt sie kaum noch, auch keine Wut, nicht einmal auf den Schuldigen, der mit einem Lehrausweis unterwegs war. Sie hat nie mehr etwas von ihm gehört oder gesehen, keine Entschuldigung, gar nichts. Er kam mit einer Strafe von rund 10000 Dollar davon.
Groll hegt Cynthia gegen das unsichere Verkehrssystem in Miami. «Genau einen Monat nach meinem Unfall ist ein 28-jähriger Mann auf dieselbe Weise verunfallt wie ich. Er war auf der Stelle tot.»
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