Bo Katzman hat ein Buch über seine Nahtod-Erfahrung geschrieben
«Der Tod ist eine Geburt»

Im Interview mit BLICK spricht Bo Katzman über das Leben und den Tod, das Glück und seine Karriere.
Publiziert: 20.05.2015 um 16:18 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:23 Uhr
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Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens: Entertainer Bo Katzman.
Foto: Philippe Rossier
Interview: Cinzia Venafro

BLICK: Herr Katzman, wie fühlt sich der Tod an?
Bo Katzman
: Der Tod ist in Wirklichkeit eine Geburt. Du erwachst wie aus einem unwirklichen Traum in einem Energiefeld von Liebe, befreit vom körperlichen Gefängnis, und nimmst am Allwissen teil. Man muss sich also vor dem Tod nicht fürchten.

Sie schreiben in Ihrem neuen Buch «Du bist unsterblich», dass jeder, der stirbt, auf der anderen Seite als «dieselbe Person ohne physische Hülle erwacht». Sie glauben also, schon einmal gelebt zu haben?
Ich denke, mein Bewusstsein existierte schon vor diesem Erdenleben. Darum kann es mit dem Tod nicht verschwinden. Wenn der Körper den Geist aufgibt, ändert sich nur sein Aggregatzustand, so wie ein Topf voll Wasser beim Kochen verdampft. Sterben ist Physik, nicht Glaube.

Vor mehr als 30 Jahren hatten Sie einen Motorradunfall und waren während der Operation zwei Minuten ohne Herzschlag.
Ich habe meinen Körper auf dem Operationstisch liegen sehen und nahm wahr, was die Umstehenden dachten. Also war mein Bewusstsein voll da, obwohl mein Körper «tot» war, was mir der Arzt bestätigt hat.

Diese Nahtod-Erfahrung hat Ihr Leben geprägt. Manche sagen, Sie seien seither ein Spinner.
(Lacht) Wirklich? Das habe ich noch nie gehört! Ich habe damals etwas erlebt, was ich nicht begriff, und versuche dies seither zu ergründen. Wir interpretieren den Tod einseitig als Abschluss. Als etwas, das nach Schmerz und Verwesung klingt.

Warum suchen Sie denn nach dem Sinn des Lebens?
Jeder Mensch sollte sich überlegen, woher er kommt und wohin er geht. Das hilft, sein Leben sinnvoll zu gestalten.

Haben Sie je am Sinn des Hierseins gezweifelt?
Ich hatte nach dem Unfall eine depressive Phase. Ich kam mir entwurzelt vor. Aus psychologischem Interesse habe ich zweieinhalb Jahre lang eine Psychoanalyse gemacht. Viermal pro Woche bin ich auf die Couch gelegen, habe geredet und mich richtig kennengelernt. Da merkte ich, dass in unseren Träumen eine Parallelwelt existiert. Seither schreibe ich jeden Traum und jeden Tagesverlauf nieder.

Wer ist denn Ihr Gott? Sie wurden streng christlich erzogen.
Ein grosser Irrtum ist, dass wir Gott ein männliches Geschlecht anhängen. Ich habe erlebt, wie das ganze Universum von einer schöpferischen Liebesenergie getragen wird. Diese Energie ist göttlich.

Haben Sie sich von der Landeskirche abgewandt?
Ich bin nach wie vor Mitglied der römisch-katholischen Kirche – aber ein sehr kritisches!

In Ihrem Buch zitieren Sie Jesus. Sie glauben also auch an ihn?
Ja, durch die Botschaft, die er in die Welt trug, hat er quasi die Liebe erfunden.

Ihre Leitsätze scheinen doch sehr naiv. Sie sagen beispielsweise, dass «glücklich machen glücklich macht».
Dieser Satz ist bestimmt nicht naiv. Wenn man ihn genau hinterfragt, ist er zutiefst weise.

Wann machten Sie zuletzt jemanden glücklich?
Ich schreibe Bücher, um zweifelnden Menschen etwas zum Nachdenken bieten zu können. Ich gehe auf die Bühne, um Freude zu bereiten. Ich bin überzeugt, dass es unglücklich macht, seine privaten Vorteile zu erlangen, indem man anderen schadet.

Inwiefern?
Wenn du jemanden bestiehlst, machst du dich reicher, aber jemand anderen unglücklicher. Du entfernst dich vom Liebesprinzip. So versuche ich, jedem Menschen positiv zu begegnen.

Sie versuchen auch, eine schwierige Lebensphase positiv zu sehen. Letztes Jahr trennten Sie sich von Ihrem 150-köpfigen Chor. Das sorgte für Unmut.
Der riesige Chor war leider nicht mehr tragbar, deshalb mussten wir ihn optimieren, sprich verkleinern. Ich bin mit dem neuen Chor sehr gut unterwegs. Der Erfolg hängt nicht nur von den Sängern, sondern auch vom spannenden Konzept und der Leitung ab. Um den Nachwuchs zu erhalten, habe ich übrigens mit der Voice Academy eine Gesangsschule gegründet und fördere junge Gesangstalente.

In Ihrer Firma Katz Event AG kam es jüngst zu Unstimmigkeiten. Sie haben sich nach 30 Jahren von Ihrem Ex-Manager und Geschäftspartner getrennt.
Er hat mich zwischenmenschlich sehr enttäuscht. Aber wir können seinen Abgang verschmerzen, geschäftlich kommen wir sehr gut ohne ihn aus. Die Firma ist gesund, das Team hervorragend.

Fühlen Sie sich hintergangen?
Ich hatte ihm vertraut. Dass er das gemachte Nest verlässt und eine Firma im gleichen Segment gründet, ohne sich mit mir abzusprechen, ist die grosse Enttäuschung. Ich habe davon erst Ende April durch eine Drittperson erfahren, obwohl er seine Firma bereits Ende Januar gegründet hatte. Sein Entscheid kam für mich wie aus heiterem Himmel. Ich war offenbar einfach zu gutgläubig.

«Trenne dich von Menschen, die dir nicht guttun», lautet einer Ihrer Leitsätze. Haben Sie den Kontakt zu Ihrem Ex-Manager deshalb beendet?
Mein Geschäftspartner ist einfach hier in unserem Büro erschienen und hat gesagt, er steige aus. Aber ja, wenn einem jemand schadet, soll man nicht versuchen, es auf einer unguten Ebene weiterzuziehen.

Verzeihen mache frei von Groll, schreiben Sie.
Ich habe keinen Groll und keine Rachegefühle. Gegen niemanden. Das ist einfach nicht meine Art. Eine Enttäuschung hat auch immer etwas Positives: Man hat sich vorher getäuscht und nachher ist man enttäuscht. Ich sehe jetzt klar, für diese Erkenntnis musste ich aber einige Durchhänger erleiden.

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