Die eine will bis zur Wahlnacht fünf Kilo abnehmen. Die andere schafft schon 100 Sit-ups. Stefanie kann wegen Blasen an den Füssen kaum laufen. Céline war schon Miss Austria, will jetzt aber mit Silikon-Busen auch noch Miss Schweiz 2008 werden.
Willkommen im Camp der Missen, im Club Robinson Playa Granada in Andalusien.
Die 16 Miss-Schweiz-Kandidatinnen kommen aus Zürich, Yverdon, Bern, Genf, Grenchen oder Cademario. Sie sind Jungfrau, Skorpion, Krebs, Steinbock oder Widder. Sie studieren Jura, Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Musik, Pädagogik oder internationale Politik. Sie arbeiten als Flight-Attendant, Kosmetikerin, in einer Boutique oder bei einer Bank.
Sie alle stehen bereits bei ihrem Abflug von Zürich nach Málaga (E) unter besonderer Beobachtung: Dominique Knill aus Frauenfeld versucht im Blitzlichtgewitter der Fotografen, neue Schuhe in ihren prallvollen Koffer zu stopfen; Lucile Epper aus dem Tessin verabschiedet sich von Freund Alain, Katja Diethelm gibt ihr erstes Interview. Nicht ganz ungewohnt für die Freundin eines Journalisten des Zürcher «Tages-Anzeigers». Als selbst chinesische Schweiz-Touristen mit den jungen Beautys ein Erinnerungsfoto wollen, stellt Kundenberaterin Rekha Datta aus Winkel ZH fest: «Ein unglaubliches Gefühl.»
Auch dieses Jahr reist eine gewaltige Entourage mit den Missen ins Trainingscamp. Missen-Chefin Karina Berger gibt Tipps, beruhigt nervöse Nerven und trocknet Tränen. Denn ganz so einfach ist das neue Leben für die 16 Titelanwärterinnen nicht.
So sorgt Konzert-Geigerin Céline Roscheck für Misstöne: Die österreichisch-schweizerische Doppelbürgerin war bereits 2002 Miss Austria und sorgte 2006 bei «Germany’s Next Topmodel» für Ärger: Sie beklagte sich, dass es bei Heidi Klum zu wenig zu essen gab.
Als jetzt rauskam, dass Céline sich die Brust vergrössern liess, stellte Miss-Schweiz-Organisatorin Karina Berger klar: «Schönheits-OPs sind kein Hinderungsgrund, eine gute Miss zu werden.»
Auch unvorteilhafte Fotos von Jusstudentin Alessia Novak auf dem Golfplatz («Miss Schweiss») sind ein Gesprächsthema. «Das ist richtig gemein», springt ihr Schülerin Whitney Toyloy aus Yverdon VD zur Seite.
Angeheizt wird die Stimmung auch von einem erotischen Musikvideo auf einer tschechischen Webseite. Darin zeigt sich Alessia aus Basel von ihrer verführerischen Seite. Trotz eines Busenblitzers weckt der Clip nicht wirklich erotische Fantasien.
Doch die 16 Schönheiten sind ja nicht zum Diskutieren im Club an der Costa del Sol, sondern zum Countdown vor der Wahl am 27. September in Lugano TI.
Und das Programm hat es in sich! Die Tage sind von früh bis spät minutiös verplant. Das heisst: Um fünf Uhr morgens aufstehen, duschen, Haare waschen, aber kein Gel, kein Spray, kein Wachs, schminken, dann schnell zum ersten Fotoshooting.
«Eigentlich bin ich ein richtiger Morgenmuffel», gesteht Selver Yavuz, Kauffrau aus Windisch AG mit einer Vorliebe für die TV-Serie «Desperate Housewives». Doch darauf nimmt hier keiner Rücksicht. Pünktlichkeit ist Pflicht, ebenso die tägliche Maniküre und Pediküre, das Entfernen unerwünschter Haare an Achseln, Bein- und Bikinizone.
Denn auch im Trainingslager müssen die mindestens 168 Zentimeter grossen, zwischen 17 und 24 Jahre alten Körper perfekt rasiert sein. Alles ist durchkomponiert. Jede Miss hat ihr Pflichtenheft. Und Chefin Karina Berger hat ein waches Auge auf ihre jungen Schützlinge.
Denn die Kandidatinnen sind nicht in den andalusischen Robinson-Club gereist, um sich zu erholen. Was nach Ferien aussieht, ist in Wirklichkeit harte Arbeit. So fehlt oft die Zeit, die abwechslungsreichen Buffets ausgiebig zu geniessen, und statt Wein steht Wasser auf dem Tisch. Und für einen Mitternachtstrunk an der Pool-Bar oder die Showprogramme im Nite Club sind die Kandidatinnen zu erschöpft von des Tages Arbeit.
Egal, ob die «Ledigen, nicht Geschiedenen und Kinderlosen» (so die Bedingungen für die Miss-Wahl) in den zwei Swimmingpools, am grobsandigen Strand oder im lauwarmen Mittelmeer posieren, beim Velofahren in den Ausläufern der Sierra Nevada oder beim Tanzen an der Beachparty – jeder Moment wird von Kameras und TV-Teams festgehalten.
Und jede versucht trotz aller Hektik und Nervosität nicht zu zicken, sondern sich im allerbesten Licht zu präsentieren.
Und da ertönen dann schon präzise Befehle! «Lucile! Achte auf einen geraden Rücken», ruft der Fotograf. «Jetzt gib mir deinen sexy Blick – ja, genau so – super.»
Lächeln auf Knopfdruck – selbst wenn der Rücken schmerzt, die Augen tränen und jeder Schritt mit den schmerzenden Füssen zur Qual wird: «Bei meinen vielen Blasen helfen keine Pflaster mehr», seufzt Stefanie Frei, die dreimal pro Jahr Blut spendet und auch jetzt tapfer auf die Zähne beisst, als sie für das nächste Shooting wieder in High Heels schlüpfen muss.
Sogar Flight-Attendant Dominique, die beruflich ja schon viel laufen muss, fällt nach Feierabend nur noch todmüde ins Bett. Nach 15 Stunden auf den Beinen. Von heissen Nächten in der Disco keine Spur!
Auch die neue Zweisamkeit der Konkurrentinnen ist gewöhnungsbedürftig. Jeweils zwei Finalistinnen teilen sich ein Zimmer. Kein Problem für Miss Zürich Alexandra Feybli und Stefanie Frei aus Brugg AG. Die beiden waren sich auf Anhieb sympathisch und sind gleichermassen unordentlich. «In meinem Zimmer zu Hause herrscht meistens Chaos», gesteht Alexandra verlegen. Stefanie findet die richtige Ausrede: «Hier kommen wir einfach nicht dazu aufzuräumen.»
Das Handy der Aargauerin klingelt. Ihr Chef ist am Apparat: Das Lokalradio Argovia gebe jede Stunde eine Suchmeldung nach ihr durch. Damit Stefanie sich doch bei der Redaktion melden soll. «Ich wollte schon immer einmal in die Morgenshow», sagt sie stolz.
Doch der Rückruf in den Kulturkanton muss warten. Der nächste TV-Termin ist in zehn Minuten. Ausdauer-Test steht auf dem Programm: Dabei erweist sich Emilie Lindblom als Kanone: 100 Sit-ups schafft Miss Bern mühelos! «Bei mir war schon nach 70 Schluss», lacht Dominique. Hartnäckig dagegen trainiert Alessia jede freie Minute im Fitnesscenter des Clubs: «Ich will bis zur Wahlnacht fünf Kilogramm abnehmen», sagt sie und beschleunigt das Tempo auf dem Stepper.
Dann folgt – wie jeden Sommer beim Bundesrat – für die Missen ein Reisli. Mit dem Car geht es Richtung Sierra Nevada. Doch schon kurz nach der Abfahrt droht das Ende des Ausflugs: Zwei Polizisten auf Motorrädern stoppen den Bus und halten die schönen Schweizerinnen plus Begleitung über eine Stunde lang fest. Warum? Niemand weiss es genau!
Nur Halbspanierin Karina Berger kommentiert den Zwischenfall: «Genau aus diesem Grund habe ich mein Haus in Spanien verkauft. Einmal hat man uns drei Wochen lang ohne Grund den Strom und das Wasser abgestellt.» Ebenfalls kein Wasser hat der Swimmingpool, in dem eigentlich ein TV-Dreh vorgesehen war. Und das angeblich «traumhafte Hotel inmitten der Weinberge» begrüsst als Rohbau.
Doch Improvisieren gehört zum Handwerk von Fotografen, Kameramännern, TV- und Print-Journalisten. Neue Drehorte werden gesucht, Termine verschoben und das Nachtessen fällt für einige heute eben aus.
Was solls? Schliesslich geht es ja nicht ums Essen, Trinken und Feiern, sondern um die höchste Trophäe, die es für junge Missen gibt: Nachfolgerin von Amanda Ammann zu werden. Um endlich dort zu stehen, wo sie sich alle so sehnlichst hinwünschen: in den Schweizer Prominentenhimmel.
Die Miss-Kandidatinnen logieren und trainieren in Andalusien: im Robinson Club Playa Granada. Der liegt anderthalb Autostunden östlich von Malaga und 80 km südlich von Granada mit seiner berühmten Alhambra. Der Club bietet umfangreiche Leistungen und ist dank dem WellFit- und Sportangebot besonders für Alleinreisende und Paare geeignet.
Zum Club gehören u. a. ein Buffet-Restaurant mit Aussenterrasse, Poolbar, Nite Club, zwei Outdoor-Pools (einer davon beheizbar), Fitness-Studio, Indoor-Pool, Dampfbad, Sauna. Der direkt angrenzende Golfplatz Los Moriscos ist mit 18 Loch und einer Driving Range vor allem für Einsteiger und Feriengolfer geeignet.
Die Miss-Kandidatinnen logieren und trainieren in Andalusien: im Robinson Club Playa Granada. Der liegt anderthalb Autostunden östlich von Malaga und 80 km südlich von Granada mit seiner berühmten Alhambra. Der Club bietet umfangreiche Leistungen und ist dank dem WellFit- und Sportangebot besonders für Alleinreisende und Paare geeignet.
Zum Club gehören u. a. ein Buffet-Restaurant mit Aussenterrasse, Poolbar, Nite Club, zwei Outdoor-Pools (einer davon beheizbar), Fitness-Studio, Indoor-Pool, Dampfbad, Sauna. Der direkt angrenzende Golfplatz Los Moriscos ist mit 18 Loch und einer Driving Range vor allem für Einsteiger und Feriengolfer geeignet.