Der Schweizer Journalist Jürg Ramspeck ist am Mittwoch im Alter von 81 Jahren in seiner Heimatstadt Zürich gestorben. Ramspeck war 14 Jahre lang Co-Chefredaktor der «Weltwoche«. Seit 1997 machte er mit einer Kolumne im «Blick» jeweils von sich reden.
Der 81-Jährige starb nach einer kurzen schweren Krankheit, wie seine Familie mitteilte. Bis zu seinem Tod verfasste Ramspeck im «Blick am Abend» neben der regelmässigen TV-Kritik auch die Kolumne «Generation-Clash», in der er sich mit der jungen Journalistin Joelle Weil über aktuelle Themen austauschte. Noch am 15. Dezember erschien eine Auseinandersetzung unter dem Titel «Müssen wir vor der Zukunft Angst haben?».
Erfahrener Kollege
Der Zürcher Journalist arbeitete zuvor für den «Züri-Leu», die «Züri-Woche» und die «Weltwoche». 14 Jahre lang leitete er diese zusammen mit Rudolf Bächtold. Unter dem Pseudonym Oskar Nebel verfasste er bereits damals zahlreiche Kolumnen. 2002 wurde er mit dem Zürcher Journalistenpreis für sein Lebenswerk geehrt.
In seiner Freizeit war Ramspeck ein passionierter Jazzpianist. Mit einer Combo, der auch Filmregisseur Rolf Lyssy angehörte, spielte er regelmässig Mainstream Jazz in der Bar des Zürcher Hotels Eden au Lac. Er war mit der Gesellschaftsreporterin Hildegard Schwaninger verheiratet.
Schockdiagnose Lungenkrebs am 5. Dezember
Gegenüber BLICK spricht Ramspecks Gattin über die letzten Wochen seines Lebens. Ihr Mann habe am 5. Dezember die Diagnose Lungenkrebs erhalten, erzählt Hildegard Schwaninger. Bereits im November hätte sie festgestellt, dass er eine ganz dicke Hand gehabt habe. Er habe aber nur gesagt: «Ich habe dich immer geliebt, weil du nicht nach meiner Gesundheit gefragt hast.» Er sei ein Meister im Verdrängen gewesen.
Doch sie habe nicht locker gelassen und sei mit ihm zum Arzt gegangen. Dieser habe eine Trombose festgestellt. Später folgte die Schockdiagnose Krebs. Erst dann habe Jürg mit dem Rauchen aufgehört, bis dato seien es drei bis vier Schachteln täglich gewesen.
An Weihnachten spielte er noch virtuos Klavier
Dennoch sei er bis zum Schluss guter Dinge gewesen, habe nie gejammert, so Schwaninger weiter. Am 25. Dezember habe er noch an einem Adventssingen in Zell am See (A) Klavier gespielt. «Ich habe ihm noch gesagt, Du spielt wie ein Virtuose, nicht wie ein kranker Mann.» Sie gestehe aber, dass sie an der Christmesse nicht für seine Gesundheit gebetet habe, sondern dass er eine schöne Sterbestunde erleben dürfe.
Wegen akuten Schmerzen bei Jürg seien sie am 26. Dezember nach Zürich direkt ins Hirslanden-Spital gefahren. Dort sei er am 27. um 17.45 Uhr im Kreise seiner ganzen Familie gestorben. Sie sei sehr traurig, so Schwaninger nachdenklich. «Aber er konnte sich von all seinen Liebsten verabschieden.»
«Er war ein lieber Onkel»
Ramspecks Neffe Sebastian (43), der als Auslandskorrespondent für das Schweizer Fernsehen in Brüssel arbeitet, erinnert sich gegenüber BLICK an seinen Onkel. Er sei ein lebensfroher Mensch und der unterhaltsamste Geschichtenerzähler gewesen, «den ich in meinem Leben kennen lernen durfte», sagt er. «Ob es um die jüngste Bundesratswahl ging oder um eine bevorstehende Opernaufführung: Jürg hatte eine Anekdote parat – und den Blick für das grosse Ganze. Mein Onkel schien immer alles zu wissen und jeden zu kennen.»
Ramspecks Sprache sei von grosser Leichtigkeit, er selber zugleich ein ausgesprochen gewissenhafter Journalist gewesen. «Auch winzigste Details in seinen Texten waren hieb- und stichfest.» Der Blick seines Onkels auf die Welt sei ein abgeklärter gewesen, «aber er hatte ein grosses Herz und unerschütterliche Überzeugungen». Jürg habe sich nichts aus Äusserlichkeiten gemacht, er sei frei von Eitelkeit gewesen und habe seine ganze Energie auf das verwendet, was ihm wichtig war. Der SRF-Mann ergänzt: «Für mich war Jürg vor allem ein lieber Onkel, der seinem Neffen ab und zu einen Hackbraten zubereitete, die filterlose 'Gauloise' im Mundwinkel.»
Die Abdankungsfeier für Jürg Ramspeck findet am 8. Januar in der Fraumünsterkirche in Zürich statt. (SDA/ent/wyt/plt)