BLICK-Interview mit Velo-Idol Ferdy Kübler und seiner Christina
Ferdy erklärt, warum seine Frau für ihn Gott ist

Es waren die bewegendsten Bilder der SwissAward-Gala! Velo-Idol Ferdy Kübler, der bei seinem 90. Geburtstag im Sommer noch so rüstig wirkte, nahm sichtlich geschwächt den Preis für sein Lebenswerk entgegen.
Publiziert: 11.01.2010 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:28 Uhr
Von Peter Padrutt

Er weinte immer wieder. Zitternd erhob sich Ferdy Kübler aus dem Sessel und nahm von Sandra Studer den Lifetime Award entgegen. Es tat weh, es ansehen zu müssen: Den strahlenden Tour-de-France-Sieger von 1950 – ihn tragen die Beine kaum noch. Der Wille sei bei Ferdy immer Herzenssache gewesen, lobte Fifa-Chef Sepp Blatter. Und dann bedankte sich Ferdy bei seiner Christina (63): «Sie ist mehr als eine Frau. Sie ist ein lieber Gott für mich. Es ist für sie nicht einfach, einen Mann zu haben, der nicht mehr gehen kann.»

Gestern zu Hause bei Ferdy und Christina in ihrer Attikawohnung in Birmensdorf ZH. Die Velo-Legende hat letzte Nacht fast nichts geschlafen vor Aufregung.

Wie fühlen Sie sich, Herr Kübler?
Ferdy Kübler: Ich bin immer noch ganz aufgewühlt. Meine Frau hatte mir am Samstag gesagt: «Du, wir müssen ins Hallenstadion zum SwissAward.» Ich wollte gar nicht hingehen, denn ich lege mich immer so um 9 Uhr schlafen, seit ich nicht mehr so zwäg bin. Aber dann meinte Christina: Weisst du, der Sepp Blatter kommt, nur wegen dir! Und dann dachte ich, er hat mich schon nach meinem 90. eingeladen, da ging es mir doch schon nicht so gut, und ich kniff.

Und dann haben Sie sich aufgerappelt...
Ja, ich hatte wirklich keine Ahnung bis zur letzten Sekunde, was da abläuft. Sie haben mich mit dem Rollstuhl ins Hallenstadion gefahren, die letzten Meter bis zum Stuhl bin ich dann aber noch selber gegangen.»

Sie haben Christina das schönste Kompliment gemacht, das sich eine Frau erträumen kann.
Ja, ich habe ihr gesagt, dass sie ein lieber Gott ist für mich. Das ist so. Ich kann es nicht anders sagen...sie... (er muss weinen)...sie macht alles für mich. Sie hilft mir aufstehen. Ich kann ja nicht mehr viel machen, nicht mehr die Harasse aus dem Keller holen, nicht mehr posten gehen.
Christina: Ferdy, sag das nicht! Du hast mir im Leben ja so oft geholfen, jetzt ist es halt umgekehrt. Wenn ich als Maître de Cabine von meinen Flügen mit der Swissair zurückkam, waren immer Blumen für mich da. Und du hast immer meine Skier getragen. So warst du eben.

Wie haben Sie sich kennengelernt?
Ferdy: Das war 1969 in Davos – ich war 50 und arbeitete als Skilehrer. Christina war erst 23 und Sekretärin in einem Hotel. Wir fuhren viel Ski zusammen – aber es ging alles nicht so schnell.

Aber dann hat es gefunkt?
Christina: Ja... irgendwann im Schnee. Ich war ja viel jünger als Ferdy. Das war nicht so einfach. Ich wollte später wegen dem Altersunterschied auch keine Kinder mehr, Ferdy hat ja schon drei aus seiner ersten Ehe. Aber ich bewunderte immer seinen Elan. Es war herrlich, mit ihm Ski zu fahren. Wenn am Nachmittag keiner mehr mit dem Lift hoch wollte, sagte er: Kommt, Leute, nicht so schwach, wir fahren nochmals!

Jetzt geht es ihm nicht mehr so gut...
Ferdy: Ja, es kam halt mit der Zeit einiges zusammen. Seit zwei Jahren habe ich Gleichgewichtsprobleme, leide unter Schwindel. Aber im Kopf bin ich noch zwäg, das ist die Hauptsache. Ich kann noch alle Telefonnummern auswendig (er lacht). Und alle Namen.

Es ist also nichts Schlimmeres?
Christina: Es kamen schon immer mehr diese Einbrüche. Wir waren auch bei Neurologen, sie haben aber nichts gefunden. Ferdy hat auch Probleme mit dem Herzen. Letzten Sommer hat er noch Golf gespielt. Er konnte zwar schon damals nicht mehr gut gehen und nahm das Wägeli auf dem Golfplatz. Aber Ferdy, du bist halt ein Sportler, ein Kämpfer – das bewundere ich an dir!

Aber Sie sind zu Hause nicht auf den Rollstuhl angewiesen?
Ferdy: Nein, ich kann mich noch bewegen, aber mit einem Gehstock. Aber wenn ich die Treppe runter gehe, dann muss ich sehr aufpassen, dass ich nicht falle.
Christina: Er steigt wirklich noch die Treppe runter, wenn auch sehr langsam. Wir gehen auch täglich raus, ein wenig spazieren. Es ist für Ferdy als ehemaligen Spitzensportler nicht einfach zu akzeptieren, dass vieles nicht mehr klappt. Damit tut er sich schwer.

Ihr grösster Wunsch für die Zukunft?

Ferdy: Jeder Tag, den ich mit meiner Frau erleben darf, ist ein Geschenk für mich. Sie ist immer für mich da, kocht die besten Kalbshaxen der Welt. Ich kann... ich weiss nicht... ich möchte doch alles tun, dass sie auch glücklich ist. Auch wenn ich ihr nicht mehr helfen kann. Ich bin ihr so unendlich dankbar. Für mich ist sie das Liebste überhaupt.

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