Heiterefahne, geht das ab! Marc Trauffer (38) steht strahlend auf der Bühne und singt seinen Hit «Müeh mit de Chüeh». Tausende Fans hängen ihm an den Lippen, wiederholen jedes Wort mit frenetischem Jubel. Trauffer ist der grösste Schweizer Popstar der Gegenwart! Er sorgt für eine Euphorie im Land, wie sie seit Büezer-Rocker Gölä (49) Ende der 90er-Jahre kein Mundart-Sänger mehr entfachen konnte.
60'000 Fans besuchten dieses Jahr schon ein Konzert des Alpentainers. Das sind gleich viele, wie die deutsche Schlagerkönigin Helene Fischer (33) im letzten Herbst mit ihren fünf ausverkauften Hallenstadion-Konzerten anlocken konnte. «Ich hätte nie gedacht, dass es mal so abgehen könnte», schwärmt der Berner Oberländer. «Vor jedem Auftritt muss ich mich kneifen, um zu überprüfen, dass ich nicht träume.»
Mit 120 Mann durch die Schweiz
Von Bülach ZH bis Wichtrach BE, von Brunegg AG bis Wetzikon ZH – Trauffer zieht mit einem 120-Mann-Tross in fünf Trucks von Ort zu Ort: Musiker, Techniker, Merchandise-Verkäufer, Köche, Bar-Leute. Sogar ein Bodyguard steht bereit, falls mal ein Fan zu aufdringlich werden sollte.
Vor den Konzerten sorgt ein DJ mit einer «Alpen-Party» für Stimmung. Die Fans essen Bratwürste und Raclette, sie trinken Kaffee fertig, Rivella oder Jägermeister, nehmen dazu eine Prise Schnupftabak.
Auf der Bühne steht ein Chalet, links und rechts wird die Berner Fahne geschwungen. Plötzlich geht die Türe auf, Trauffer erscheint, begrüsst mit schelmischem Blick das Publikum – und los geht die Show! «Bier und Cervelat», «Frl. Marty», «Geissepeter» – Trauffer zündet alle Ohrwürmer. Es wird gejauchzt und gejodelt, geschunkelt und mitgesungen.
«Völlig uf de Schnurre»
Nach seinem ersten Konzert auf dieser Tournee habe er sämtliche Texte nochmals auswendig lernen müssen, erinnert sich der Sänger nach der Show. Es sei so peinlich gewesen, als er gesehen habe, dass die Leute draussen die Texte besser kennen als er selbst.
Zweieinhalb Stunden dauern die Konzerte. Danach ist Trauffer schweissgebadet. «U meischtens völlig uf de Schnurre.» Doch Feierabend hat er noch nicht. Für zwei weitere Stunden kehrt er zu seinen Fans in die Halle zurück, verteilt Autogramme und posiert für Selfies.
Mit seinen Liedern treffe er einen Nerv, sagt Trauffer. «Früher war es verpönt, die Heimat gut zu finden. Unsere Musik, unsere Werte und unsere heile Welt galten als bieder. Heute beobachte ich eine grosse Sehnsucht danach.» Und das sei wunderschön. Nicht nur für ihn, der momentan wie kein Zweiter davon profitiere, sondern für die ganze Schweiz. «Es ist doch super, wenn wir alle etwas mehr Freude an unserem tollen Land haben.»