Waldmenschen nennt man die Orang-Utans auf Malaysisch. Das erstaunt nicht, wenn man weiss, dass 97 Prozent ihrer DNA mit der des Menschen identisch ist. «Wenn man einem Orang-Utan in die Augen blickt, erkennt man, wie nahe wir einander sind», erzählt Viktor Giacobbo (66). Begegnungen, die den Tierfreund tief berührt haben.
«Es macht mich wütend, dass diese wunderbaren Geschöpfe ihren Lebensraum verlieren», so Giacobbo, der eben aus Sumatra zurück ist. «Um billiges Palmöl anzubauen, das bei uns in Fertigpizza, Schoggiriegel und Billigkosmetik kommt, werden riesige Regenwaldflächen abgeholzt und die Orang-Utans verlieren ihren Lebensraum», erklärt Giacobbo, der seit diesem Jahr im Stiftungsrat PanEco sitzt.
Beliebte, aber illegale Haustiere
Bereits 1973 gründete Regina Frey (69) mit PanEco die erste Auffangstation für Orang-Utans. «In den letzten knapp 20 Jahren konnten wir mit lokalen Partnern fast 300 Orang-Utans retten und wieder auswildern», so die Zürcher Biologin.
Die jungen Orang-Utans haben ein trauriges Schicksal hinter sich. Entweder wurden ihre Mütter auf der Suche nach Nahrung von Luftgewehrkugeln angeschossen oder sie wurden aus Gefangenschaft befreit – Orang-Utan-Babys sind beliebte, wenn auch illegale Haustiere, die meist erbärmlich zugrunde gehen.
Lernen, um zu überleben
In der Auffangstation werden sie liebevoll und artgerecht aufgezogen. «Sie sind abhängig von der Mutter, sie leben bis sie neun Jahre sind bei ihr», weiss Giacobbo. «Es gibt immer nur ein Junges, weil die Mutter allein lebt, ist es komplett hilflos ohne sie.» Darum wird den Kleinen in der Auswilderungsstation alles beigebracht, was sie zum späteren Überleben brauchen.
Nicht alle Tiere können ausgewildert werden, so wie der Orang-Utan namens Leuser, der blind ist, seit er angeschossen wurde. Für solche Tiere entsteht der Orang-Utan-Haven, wo sie auf acht von Wasser eingeschlossenen Inseln in Sicherheit leben.
Der Ort wird auch für Touristen zugänglich sein und die lokale Bevölkerung wird davon profitieren. «Schliesslich ist das ihr Naturerbe», so Giacobbo, und das spüre man. «Unterwegs mit den ansässigen Wildhütern haben wir ein totes Orang-Utan-Baby gefunden», erzählt er. «Sie haben reagiert, als ob sie ein Familienmitglied verloren hätten.»
Derzeit leben noch 13'000 Orang-Utans im Leuser-Nationalpark, sie könnten schon in den nächsten Jahren ganz verschwunden sein. Die Schweizer Stiftung PanEco hat bisher 365 Orang-Utans in der Auffang- und Pflegestation aufgenommen und konnte 284 von ihnen wieder in geschütztem Regenwald auswildern.
Die Präsenz der Orang-Utans im Regenwald erhöht die Chancen, dass der Wald nicht abgeholzt wird. Das Überleben der Orang-Utans hängt davon ab, ob unser Palmöl-Konsum weiter in so riesigem Ausmass steigt wie in den letzten Jahren. Jeder einzelne von uns kann etwas dafür tun, indem er Produkte ohne Palmöl wählt.
Touristen sind auf Sumatra in der Ecolodge in Bukit Lawang willkommen. Die Ecolodge steht dort, wo Stiftungsgründerin Regina Frey in den 70er-Jahren die erste Auffang- und Pflegestation für Orang-Utans aufgebaut hat. Dort werden gute und für den Naturschutz sensibilisierte Führer für ein Orang-Utan-Trekking vermittelt. Ab ca. Sommer 2019 können Touristen auch den sich im Bau befindenden Orang-Utan Haven besichtigen.
Wer mehr über das Orang-Utan-Schutzprogramm wissen möchte, kann das auch im Naturzentrum Thurauen in Flaach ZH. Dort ist derzeit die Sonderausstellung «Vielfalt Auen- und Regenwald: Wie lange noch?». Ein Ausflugsziel, das sich ideal mit einer Wanderung verknüpfen lässt.
Derzeit leben noch 13'000 Orang-Utans im Leuser-Nationalpark, sie könnten schon in den nächsten Jahren ganz verschwunden sein. Die Schweizer Stiftung PanEco hat bisher 365 Orang-Utans in der Auffang- und Pflegestation aufgenommen und konnte 284 von ihnen wieder in geschütztem Regenwald auswildern.
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