«Ich bin schockiert, niemals hätte ich den Mut dazu»
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Francesca ärgert sich:«Ich bin schockiert, niemals hätte ich den Mut dazu»

«Bachelor»-Francesca bricht ihr Schweigen über ihre Schulden-Vergangenheit
«Ich war beim Sozialamt»

Francesca Morgese spricht erstmals öffentlich darüber, dass sie von einem Tag auf den anderen Schulden hatte, die ihren damaligen Lehrlingslohn bei weitem überschritten. Blick erklärt die Ex-«Bachelor»-Kandidatin, wie sie die Situation meisterte.
Publiziert: 03.02.2022 um 11:33 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2022 um 23:37 Uhr
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Auf Instagram spricht Francesca Morgese erstmals über ihre Schulden-Vergangenheit.
Foto: Instagram
Remo Bernet

Heute lebt Ex-«Bachelor»-Siegerin Francesca Morgese (23) dank Onlyfans-Geld ein Luxusleben. Doch nicht immer war das so: Auf Instagram bricht sie ein Tabu und spricht über ihre Schuldenvergangenheit. «Ich war auch beim Sozialamt», offenbart sie.

Mit der Volljährigkeit gingen Schulden in der Höhe von 28'000 Franken an sie über. Es handelt sich dabei unter anderem um ausstehende Krankenkassenprämien, die rechtlich ab dem 18. Geburtstag vom Kind anstatt den Erziehungsberechtigten übernommen werden müssen. Auch andere Kosten wie ihre Zahnspange im Wert von 15'000 Franken wurden auf sie übergewälzt. «Ob ich alles hätte übernehmen müssen, weiss ich nicht. Ich war damals total überfordert», sagt sie heute zu Blick und fügt an: «Ich wusste nicht mal, was eine Betreibung ist.»

Das sagt der Experte

Wie kann es sein, dass man mit der Volljährigkeit Schulden übernehmen muss?
Pascal Pfister: Dabei handelt es sich um nicht bezahlte Krankenkassen-Prämien. Bis heute muss die volljährig werdende Person diese von ihren Eltern übernehmen. Eine Praxis, die Schuldenberatung Schweiz (SBS) schon lange kritisierte. Nun soll dies im Rahmen einer Revision des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung geändert werden. Die Vorlage muss nur noch die letzte Hürde im Ständerat nehmen, dann haften Kinder nicht mehr für die Krankenkassenschulden ihrer Eltern.

Francesca Morgese spricht davon, dass sie auch für andere Rechnungen betrieben wurde, als sie volljährig war. Können diese abgelehnt werden?
Das müsste man im Einzelfall klären. Grundsätzlich gilt: Wenn eine Person selbständig ein Auftragsverhältnis eingegangen ist, für das sie aufgrund ihres Einkommens (Lehrlingslohn) dazu rechtsfähig ist, haftet sie auch selber dafür. Schulden mit Rechnungsadresse Eltern können nicht beim Kind betrieben werden und kann man deshalb erfolgreich bestreiten.

Kann man in so einem Fall etwas machen, um die Schulden abzulehnen?
Nein, kann man nicht. Anders sieht es beim Erben aus: Ein Erbe mit Schulden kann man ausschlagen.

Francesca Morgese berichtet davon, wie sie mit der Situation überfordert war. Wo findet man Hilfe?
Es gibt in allen Kantonen gemeinnützige Schuldenberatungsstellen. Diese beraten gerne und professionell bei Schuldenfragen. Sie betreiben auch eine Gratis-Beratungs-Hotline (0800 708 708).

Francesca Morgese thematisiert auch, selbst keine Ahnung von Schulden gehabt zu haben. Sollte diese Thematik in der Schule aufgegriffen werden?
Unbedingt sollte das Thema an den Schulen aufgenommen werden. Die Präventionsangebote an den Schulen sind in den Kantonen unterschiedlich gut ausgebaut. In Zürich gibt es beispielsweise ein sehr gutes Angebot.

Pascal Pfister (45), Geschäftsleiter Schuldenberatung Schweiz.
zVg

Wie kann es sein, dass man mit der Volljährigkeit Schulden übernehmen muss?
Pascal Pfister: Dabei handelt es sich um nicht bezahlte Krankenkassen-Prämien. Bis heute muss die volljährig werdende Person diese von ihren Eltern übernehmen. Eine Praxis, die Schuldenberatung Schweiz (SBS) schon lange kritisierte. Nun soll dies im Rahmen einer Revision des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung geändert werden. Die Vorlage muss nur noch die letzte Hürde im Ständerat nehmen, dann haften Kinder nicht mehr für die Krankenkassenschulden ihrer Eltern.

Francesca Morgese spricht davon, dass sie auch für andere Rechnungen betrieben wurde, als sie volljährig war. Können diese abgelehnt werden?
Das müsste man im Einzelfall klären. Grundsätzlich gilt: Wenn eine Person selbständig ein Auftragsverhältnis eingegangen ist, für das sie aufgrund ihres Einkommens (Lehrlingslohn) dazu rechtsfähig ist, haftet sie auch selber dafür. Schulden mit Rechnungsadresse Eltern können nicht beim Kind betrieben werden und kann man deshalb erfolgreich bestreiten.

Kann man in so einem Fall etwas machen, um die Schulden abzulehnen?
Nein, kann man nicht. Anders sieht es beim Erben aus: Ein Erbe mit Schulden kann man ausschlagen.

Francesca Morgese berichtet davon, wie sie mit der Situation überfordert war. Wo findet man Hilfe?
Es gibt in allen Kantonen gemeinnützige Schuldenberatungsstellen. Diese beraten gerne und professionell bei Schuldenfragen. Sie betreiben auch eine Gratis-Beratungs-Hotline (0800 708 708).

Francesca Morgese thematisiert auch, selbst keine Ahnung von Schulden gehabt zu haben. Sollte diese Thematik in der Schule aufgegriffen werden?
Unbedingt sollte das Thema an den Schulen aufgenommen werden. Die Präventionsangebote an den Schulen sind in den Kantonen unterschiedlich gut ausgebaut. In Zürich gibt es beispielsweise ein sehr gutes Angebot.

Grosses Schamgefühl

Wer für die Schulden verantwortlich ist, möchte die Influencerin privat halten. «Das Thema ist vorbei und ich möchte niemanden an den Pranger stellen.» Dafür gibt sie einen Einblick in ihre Gefühlswelt von damals: «Ich habe mich extrem geschämt, plötzlich beim Betreibungsamt vorbeigehen zu müssen.»

Schlussendlich brach sie gar ihre Lehre als Dentalassistentin ab. «Ich wusste, ich muss Geld verdienen», sagt Morgese. Sie versuchte, mit Nebenjobs wie Kellnern und Flyer verteilen die Schulden abzuarbeiten, doch irgendwann klappte auch das nicht mehr. «Ich musste zum Sozialamt gehen und um Unterstützung fragen», erinnert sie sich. Geld habe sie dort aber nicht einfach so erhalten. «Ich musste in einer Werkstatt arbeiten und Metallteile zerkleinern, damit diese recycelt werden konnten. Ich fand den Job schrecklich, aber war gleichzeitig mega froh, dass ich dadurch Hilfe bekam.»

Dankbar für Unterstützung vom Sozialamt

Viel wichtiger als das Geld empfindet sie im Nachhinein die Unterstützung. «Man hat mir gezeigt, wie meine Schulden nicht noch weiter ansteigen. Ich war echt froh um die Leute vom Sozialamt», sagt die Ex-«Bachelor»-Kandidatin. Sie haben ihr auch den Kontakt zu einer Stiftung vermittelt, die ihr Kurse an einer Kosmetikschule bezahlten, damit Francesca Morgese in diesem Bereich ihr eigenes Geld verdienen konnte.

«Neben der Arbeit als Kosmetikerin habe ich noch andere Jobs gemacht, um die Schulden möglichst schnell abzuarbeiten», erzählt sie. Grosse Teile davon konnte sie schliesslich unter anderem durch den Verkauf ihrer eigenen Presets, eine Art Filter für Bilder, und die Arbeit im Network Marketing abbezahlen.

Trotzdem zog sich die Abzahlung ihrer Schulden hin. «Das erste Mal richtig in die Ferien bin ich vor einem Jahr. Vorher bin ich jeweils nur zu meiner Familie in Italien gegangen, weil ich mir nichts anderes leisten konnte», sagt sie.

Dankbar für jeden Franken

Durch ihre Schuldenvergangenheit könne sie das Geld, das sie heute verdiene, viel mehr schätzen. «Ich bin dankbar für jeden Franken. Klar, zeige ich auf Social Media die luxuriöse Seite meines Lebens, aber ich schaue auch genau, dass ich mein Geld so einteile, dass ich nie mehr in so eine Situation komme», meint Francesca Morgese.

Warum sie gerade jetzt mit dieser Story an die Öffentlichkeit gehe? «Ich möchte anderen zeigen, wie schnell so etwas passieren kann. Ich hoffe, dass die Leute merken, dass man bei Schulden nicht den Kopf hängen lassen sollte.»

Wie Francesca Morgese mit Instagram-Bettlern umgeht, sehen Sie im Video!

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