Art Furrer: Acht Lebensweisheiten zum Achtzigsten
Zu Hut, um wahr zu sein

Der Stetson ist sein Markenzeichen, das Wallis seine Heimat, der Alpinismus seine Leidenschaft: Am Freitag feiert der Hotelier und Ex-Ski-Akrobat Geburtstag. Blick erzählt er heute schon, was er in 80 Jahren gelernt hat.
Publiziert: 19.02.2017 um 22:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:15 Uhr
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Art Furrer und Gattin Gerlinde in ihrem Wohnzimmer auf der Riederalp VS. Der Hotelier besitzt gegen 20 Cowboyhüte.
Foto: Thomas Andenmatten
Flavia Schlittler

Berg und Tal

Mein Vater, der bekannteste Jäger und Wilderer weit und breit, starb mit vierzig Jahren. Ich war da erst dreizehn, das war ein riesiger Schock. Auf meinen Lebensweg gab er mir mit: «Die unten im Tal sind nicht besser als wir. Die haben genügend Wasser und flachere Böden und darum mehr zum Beissen. Aber wir hier oben sind die Ehrlicheren, Verlässlicheren und Zäheren.» Ich habe mir damals geschworen, eines Tages will ich mehr und besser sein als die da unten. Dieses Feuer brennt noch heute in mir.

Was sich auszahlt

Bleib bescheiden und werde nie überheblich, Humor gehört zum täglichen Brot. Dies sind Tugenden, die sich im Leben auszahlen. 

Zweifel ist Gift

Man darf den Glauben an die eigenen Fähigkeiten nie verlieren. Zweifel ist Gift. Nur Durchhaltewillen vertreibt jeden Zweifel. Doch dazu braucht es oft recht viel Geduld.

Überlebensmut

Stets mutig sein. Ausbrechen aus der engen Welt der Heimat. Das Überleben am eigenen Leib erfahren. Den engstirnigen Horizont und die Distanz von Berg zu Berg bezwingen. Andere Menschen, Kulturen und Traditionen kennen, akzeptieren und beurteilen lernen. Heimweh ertragen und die Sehnsucht zur Heimat nicht verdrängen, sondern pflegen.

Freundschaft

Alle Menschen mögen, unabhängig von Rasse, Farbe, oder Religion: Das lernt man am besten in der Fremde – oder wenn man so richtig in der Klemme steckt. Freundschaften pflegen und verzeihen, wenn etwas schiefläuft, das ist sehr wichtig.

Gleichgewicht

Gleichgewicht ist das A und O – für jeden Menschen und die gesamte Schöpfung. Für mich als Skiakrobat ist die Balance ein Muss. Schweben, Fliegen, die Schwerelosigkeit machen süchtig. Selbst beim Skifahren spielt es keine Rolle, ob ich das Gewicht auf dem Aussen- oder Innenski habe, entscheidend ist nur das Gleichgewicht. Kraftloses Skifahren wirkt elegant und schützt vor Unfällen. Die Erfolge meiner Karriere basieren auf dem Gleichgewicht.

Liebe, Ehe, Gipfel

Das Bergsteigen rettete unsere Ehe. Alle 48 Viertausender der Schweizer Alpen haben wir gemeinsam bestiegen, sind verbunden mit dem Bergseil über Grate und steile Wände geklettert. Sonnenaufgänge oder tobende Gewitter – und die Gottesnähe auf dem Gipfel – schmiedeten uns immer wieder zusammen. Am Berg bereinigten wir alle Probleme: Das war Ehetherapie auf höchster Ebene. Darum haben wir auch die Goldene Hochzeit erlebt.

Kämpfen und Hoffen

Zusammenarbeiten, Synergien nutzen, Neid verdrängen, das waren und sind keine Eigenschaften meiner engeren Heimat. Dafür habe ich ein Leben lang gekämpft. Ich wurde zwar selten Sieger, aber es hat mich stärker gemacht. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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