Anna Rossinelli gesteht:
«Ich schmuste auch schon mit einer Frau»

Anna Rossinelli spricht im Interview mit BLICK über Karriere, die Beziehung mit ihrem Bassisten Georg, Treue und ihre Träume.
Publiziert: 24.11.2015 um 17:12 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:51 Uhr
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«Ich bin nicht Bastian Baker, dem die Fans massenhaft zukreischen.» Anna Rossinelli
Foto: Adrian Bretscher
Von Dominik Hug (Interview) und Adrian Bretscher (Fotos)

BLICK: Sie haben drei Monate in den USA verbracht. Was hat Ihnen dort am besten gefallen?
Anna Rossinelli:
In Dallas haben wir mit einem Gospelchor gesungen. Das war wunderbar! In Los Angeles spielten wir mit dem ehemaligen Pianisten von Joe Cocker und dessen Band eine Jamsession. Die konnten unsere Lieder sofort. Ich war euphorisiert!

Hat sich dieser Aufenthalt auf Ihre Musik ausgewirkt?
Ja, sehr sogar. Aber keine Sorge, wir spielen jetzt keinen Country (lacht). Die drei Monate waren herrlich, wir konnten uns voll auf uns fokussieren, das hat uns als Band zusammengeschweisst.

Sie sind seit zwölf Jahren mit Ihrem Bassisten Georg liiert. Was ist Ihr Liebesgeheimnis?
Wir teilen dieselben Leidenschaften, gewähren uns aber auch sehr viel Freiheit. Wir kleben nicht dauernd aneinander. Wir wohnen auch noch immer nicht zusammen. Da gerieten wir uns wohl nur in die Haare.

Wie wichtig ist Treue für Sie?
Wichtig, klar. Aber ich könnte Georg einen Seitensprung verzeihen. Niemand wird gerne betrogen, aber eine so lange Beziehung kann man doch auch nicht auf Knopfdruck beenden, nur weil der Partner sich an einem Abend vielleicht nicht so viel überlegt hat.

Sind Sie nie eifersüchtig?
Doch, natürlich bin auch ich mal eifersüchtig, aber ich denke in gesundem Mass. Ich lernte Georg kennen, als ich 15 war. Wir haben sehr viel zusammen erlebt. Ich geniesse es, wenn er mal mit einer Frau flirtet. Das zeigt mir, dass er begehrt ist. Und das gibt auch mir ein gutes Gefühl. Umgekehrt ist es genauso. Ich kann easy mit einem anderen Mann tanzen, das kümmert Georg nicht gross.

Ist Hochzeit ein Thema?
Nein, darüber denken wir momentan noch nicht nach. Ich glaube nicht daran, dass ich einen Ring tragen muss, um mich mein Leben lang zu binden. Obwohl ich dieses weisse Kleid irgendwann schon gerne tragen würde. Es könnte aber auch ein schwarzes sein (lacht).

Haben Sie schon mal eine Frau geküsst?
Ja. Gerade kürzlich in den USA. Ich war auf der Toilette, da hat mich eine Frau plötzlich umarmt und angefangen, mit mir zu schmusen. Sie hat wahnsinnig gut nach Kaugummi gerochen.

Georg hat nichts gesagt?
Nein. Welchen Mann stört es, wenn seine Frau mit einer anderen Frau herummacht? Ich hätte auch nichts dagegen, wenn mein Mann einen anderen Mann küssen würde.

Haben Sie eigentlich auch Groupies?
Es gibt einige Leute, die ich oft an unseren Konzerten sehe. Aber ich bin nicht Bastian Baker, dem die Fans massenhaft zukreischen. Ich bekomme auch nur selten Liebesbriefe. Vielleicht habe ich auch einfach ein erwachseneres Publikum.

Was war die wichtigste Erkenntnis aus Ihrer Teilnahme am Eurovision Song Contest 2011?
Dass man sich nicht verbiegen lassen sollte. So viele Menschen wollen einem dreinreden, wie man zu singen, zu tanzen oder auszusehen hat. Das verunsichert einen nur und wirkt am Ende total unnatürlich. Am besten bleibt man sich einfach treu. Das gilt generell fürs Leben.

Würden Sie nochmals teilnehmen?
Für uns als Newcomer war der Song Contest eine super Erfahrung. Aber wenn man bekannt ist, sollte man wohl besser nicht mitmachen. Die Gefahr, zu scheitern, ist halt schon sehr gross. Und das hinterlässt einen Schatten auf der Karriere.

Was bereuen Sie?
Dass ich mit acht Jahren aufgehört habe, Klavierunterricht zu nehmen. Ansonsten habe ich in meinem Leben schon ziemlich viel erlebt – beziehungsweise eigentlich nichts verpasst. Ich bereue nichts.

Wirklich nicht?
Klar, ich bin mit 15 aus der Diplom-Mittelschule geflogen. Das tut mir im Nachhinein natürlich leid. Aber dafür machte ich später eine Lehre als Fachfrau für Betreuung von Behinderten. Und das hat mich enorm bereichert. Man lernt viel über die Menschen und sich selber, wenn man jemanden pflegt, der nicht reden kann, der mit seinen Gedanken an einem ganz anderen Ort ist.

Glauben Sie an Gott?
Nein, ich glaube an die Liebe und das Gute im Menschen. Ich respektiere aber natürlich alle Religionen. Obwohl sie die Menschen in Gruppen einteilt. Und damit kann ich nichts anfangen.

Ihre grösste Angst?
Einsam alt zu werden, allein in einem Pflegeheim zu sterben. Das Leben von alten Menschen macht mich oft traurig. Freunde und Familie sind nicht mehr da, der Körper schwächelt, man steht tatterig an der Bushaltestelle. Das berührt mich sehr. Ich habe keine Angst vor Falten oder einem schmerzenden Rücken, aber vor der Einsamkeit und Situationen, in denen man sich nicht mehr zurechtfindet. Der Tod ist unausweichlich. Mein Vater starb mit 49, ich war sechs. Als Kind schrieb ich ihm oft Briefe, warum er nie mit mir spiele, wieso er dauernd im Bett liege. Das Leben ist nicht fair, das habe ich schon früh herausgefunden.

Ihre Träume?
Ich wollte schon immer eine Bar aufmachen, mit Georg. Er sorgt für die Cocktails, ich für die Häppchen und für den hohen Flirt-Faktor. Das könnte recht gut kommen (lacht).

Wie sieht Ihr Leben mit 50 Jahren aus?
Hoffentlich kann ich dann noch immer singen und bin im Herzen jung geblieben. Das wäre schön.

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